Wenn es ein Land gibt, welches uns in den letzten Jahren immer wieder mit sehr pragmatischen Ansätzen im Umgang mit Cannabis überraschen konnte, dann ist das wohl Thailand. Einst war das südostasiatische Urlaubsland unter deutschsprachigen Touristen berüchtigt für eine strenge Cannabispolitik mit drakonischen Strafen. Doch in der letzten Zeit konnte man immer wieder lesen oder hören, dass Thailand einen progressiven Kurs eingeschlagen hat.
Zuerst waren es Lockerungen in Bezug auf den medizinischen Umgang mit Cannabis, dann kam die Entkriminalisierung des Eigenanbaus durch Patienten. Eines Tages hatte Thailand beschlagnahmtes Cannabis für die Extraktion zur Verfügung gestellt, welches dann wiederum für medizinische Behandlungen eingesetzt wurde. Nun geht Thailand einen weiteren, großen Schritt hin zur Liberalisierung von Cannabis.
Regierung fördert den Anbau von THC-armen Hanfpflanzen
Jetzt, am 9. Juni, tritt in Thailand ein neues Gesetz in Kraft, das den Eigenanbau im Land legalisieren wird. Jeder Haushalt kann sich dann für den Anbau von Cannabis mit niedrigem THC-Gehalt registrieren. Die Ernte soll auf unterschiedliche Art und Weise verwendet werden können, auch der Verkauf an die Regierung ist möglich. Um in der Bevölkerung die Teilnahme an dem Programm zu fördern, bietet die Regierung sogar zinsgünstige Kredite an, außerdem werden über eine Million Cannabissamen an die Haushalte verteilt. Produktion, Einfuhr, Ausfuhr, Vertrieb und der Konsum von THC-armem Cannabis werden ebenfalls am 9. Juni formell legalisiert sein.
Amnestie für Cannabis-Delinquenten
Der Mut zu äußerst konsequenten Reformen in der Cannabispolitik geht in Thailand noch weiter. In den letzten Tagen wurde bekannt gegeben, dass in Kürze Tausende von Gefängnisinsassen, die für Cannabis-bezogene Delikte bestraft worden sind, aus der Haft entlassen werden sollen. Aktuell geht man davon aus, dass mehr als 4000 Häftlinge entlassen werden. Gleichzeitig werden auch laufende Strafverfahren im Zusammenhang mit Cannabis gestoppt und nicht mehr weiterverfolgt werden, wie das thailändische Justizministerium bekannt gibt.
Auf Verfahren wartende Personen müssen zwar weiterhin zu Terminen erscheinen, allerdings lediglich für die Überprüfung, ob ihr Fall für eine Einstellung des Verfahrens in Betracht kommt. Gezahlte Kautionen werden zurückerstattet und Straftaten aus den Registern und Akten gelöscht werden. Cannabis-bezogene Straftaten, die mit Gewaltdelikten oder anderen Verbrechen verbunden sind, bleiben von den Amnestien aber unberührt.