Thailand macht sich bereit, Cannabis aus gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen fest in den Alltag zu integrieren. In Asien nimmt das Land des Lächelns bereits eine Vorreiterrolle bezüglich des Umgangs mit dem grünen Kraut ein. Da die Möglichkeiten des Anbaus von Medizinalhanf mit geringem THC-Wert nach Anmeldung bei offiziellen Stellen genehmigt werden soll, wird jetzt schon eine weichere Gangart eingeschlagen, wenn Grower, die aus medizinischen Gründen illegal angebaut haben, von der sonst weniger zimperlich agierenden Polizei erwischt werden.
Ein Fall aus Isan
Im Nordosten des Landes, in Khon Kaen, wurden eine 70-Jährige und ihre 48 Jahre alte Verwandte von der Polizei festgenommen, da sie jeweils eine Hanfpflanze vor ihrem Haus angepflanzt hatten. Die 1,40 Meter hohen und mit wohl 300 Gramm Gewicht versehenen Gewächse ließen die Staatsmacht anrücken und sorgten dafür, dass beide des illegalen Anbaus beschuldigten Personen für 24 Stunden in eine Zelle gesperrt wurden, bevor sie mittels der Zahlung von 10.000 Baht (circa 300 Euro) auf Bewährung freigelassen werden konnten. Zuvor hatten zehn Dorfbewohner eine Beschwerde gegen die Polizei eingereicht, da die alte Dame wohl ohne Haftbefehl eingesperrt wurde und ihr in den ersten 24 Stunden die Kautionszahlung verweigert wurde. Ihrem Sohn, der ein Rechtsanwalt ist, wurde dagegen das Gespräch verwehrt.
Anweisungen von oben
Aufgrund dieser Vorkommnisse soll nun seitens der Behörden eine Anweisung an die Lokalpolizei ausgesprochen worden sein, die diese zu mehr Nachsicht im Umgang mit derartigen Straftaten ermahnte, da sich das Land dem legalen Anbau nähere. Ein Polizeisprecher sagte, dass Polizisten Grower eher verwarnen sollten, anstatt sie gleich festzunehmen. Er führte aus, dass es in Thailand Gesetze bezüglich Cannabis gebe, die verhindern sollen, dass die Pflanze als Rauschmittel verwendet werden kann. Und dass diejenigen, die die Pflanze beispielsweise aus medizinischen Gründen verwenden, eher verwarnt werden sollten, als dass sofort rechtliche Schritte eingeleitet werden. Der Kommissar der Provinzpolizei Region 4 hat aus diesem Grund die Beamten in der Region angewiesen, mit allen, die Cannabis zu medizinischen Zwecken anbauen, wie die alte Dame, in Zukunft nachsichtiger umzugehen.
Asiatische Herangehensweisen, die auch in deutschsprachigen Gefilden Anklang finden sollten – es wird schließlich auch hierzulande langsam der richtige Weg eingeschlagen. Oder wie der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert kürzlich in einem Interview mit der Legal Tribune Online sagte: „Konsumentinnen und Konsumenten brauchen Hilfe und kein Strafverfahren wegen fünf Gramm Cannabis.“