Wie der Cannabis Social Club Bozen berichtet, soll die Kosten für eine Therapie mit medizinischem Cannabis nun der Gesundheitsdienst übernehmen.
Große Erleichterung bei Patienten in Südtirol. Mussten sie die relativ hohen Kosten von medizinischem Cannabis bisher selbst tragen, verkündete die Landesregierung nun die Kostenübernahme zulasten des Gesundheitsdienstes. Das dürfte besonders diejenigen Patienten freuen, die sich eine Therapie bisher nicht leisten konnten.
Obwohl die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die legale medizinische Versorgung mit Cannabis geschaffen wurden, gab es immer wieder Probleme in der Umsetzung und Versorgung von Patienten. Nachdem der Cannabis Social Club Bozen die Gesundheitsrätin Martha Stocker darauf aufmerksam gemacht hatte, befasste sich eine Arbeitsgruppe aus Ärzten und Patientenvertretern des CSC Bozen sowie Mitarbeitern des Gesundheitsressorts mit dem Thema. Eines der Ergebnisse ist die Notwendigkeit der Kostenübernahme durch den Südtiroler Gesundheitsdienst, für die die Landesregierung soeben grünes Licht gab. Patienten in der Schmerz- und Krebstherapie, oder Patienten mit Multiple Sklerose, Glaukom, Anorexia nervosa, HIV-Infektionen und Tourette-Syndrom können nun mit einer Kostenübernahme für medizinisches Cannabis rechnen.
Peter Grünfelder, Präsident des CSC Bozen, bezeichnete den Beschluss als Meilenstein. „Bisher konnten nur die allerwenigsten Patienten das Medikament kostenlos beziehen, jetzt
ermöglicht der Beschluss der Landesregierung einer bedeutend größeren Anzahl von Patienten den Zugang zu diesem natürlichen Heilmittel, wie es für andere Medikamente selbstverständlich ist.“, so Grünfelder.
In Zukunft kann Cannabis von jedem Hausarzt verschrieben werden, wenn die Diagnose in einem der folgenden Fachzentren in Südtirol gestellt wurde: Abteilung für Neurologie, Abteilung für Infektionskrankheiten, Abteilung für Onkologie, Abteilung für Innere Medizin, Abteilung für Augenheilkunde, Dienst für Palliativbetreuung, Ambulatorium für die Schmerztherapie, Dienst für Komplementärmedizin. Patienten erhalten das medizinische Cannabis in der Apotheke. Ausnahmen sind HIV-Patienten und diejenigen, die außerhalb Südtirols wohnen. Sie bekommen ihre Medizin direkt von den Krankenhausapotheken.
Für das Jahr 2018 schätzt man den Bedarf an medizinischem Cannabis in Südtirol auf ungefähr zehn Kilogramm. Davon wird ein Kilogramm in Florenz produziert, der Rest aus den Niederlanden und Kanada importiert. Die Kosten zulasten des Gesundheitsdienstes betragen schätzungsweise ungefähr 250.000 €.