Das Potenzial von Cannabis bei der Behandlung von Abhängigkeiten ist noch wenig erforscht. Wissenschaftler der LMU München fanden in einer Pilotstudie heraus, dass Cannabis das Verlangen nach Alkohol, Benzodiazepine oder Opioide reduzieren kann.
Bisher fehlen aussagekräftige Daten über das Konsumverhalten opioidabhängiger Patienten hinsichtlich Cannabis. Genau dieser Zusammenhang soll nach einer Pilotstudie nun weiter erforscht werden. Die Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München sammelten neue Daten, indem sie den Cannabiskonsum von 128 ambulant opioidsubstitutierten Patienten untersuchten. Dabei sollte jeder Teilnehmer Fragen zur persönlichen Erfahrung mit Cannabis beantworten. Besonderes Interesse galt der konsumierten Menge an Cannabis, der Häufigkeit des Konsums, Motive für den Konsum sowie Entzugserscheinungen und Nebenwirkungen.
Zusätzlich wurde den Patienten Blut abgenommen, um den Gehalt von THC, CBD, CBN und Nikotin messen zu können. Untersucht wurde der Einfluss des Cannabiskonsums auf benötigte Substitutionsdosen. Im Durchschnitt waren die StudienteilnehmerInnen 45 Jahre alt, ¾ davon männlich.
Die Gründe für einen regelmäßigen Cannabiskonsum waren vielfältig. 79 % gaben innere Unruhe, 61 % Stressreduktion als Grund für den Gebrauch von Cannabis an. Bei 53 % führte Cannabis zu einer Verringerung des Verlangens nach Opioiden. Fast jeder Zweite gab an, Cannabis habe positive Auswirkungen auf die Stimmung. Nach der Evaluation zeigten sich die Wissenschaftler zuversichtlich, dass Cannabis eine wirksame Alternative in der Therapie von Abhängigkeitserkrankungen sein könnte.
Ganz zu schweigen, dass Cannabis weitaus ungefährlicher ist, als herkömmlich eingesetzte Substitutionsmittel. Außerdem habe medizinisches Cannabis ein größeres medizinisches Potenzial als Methadon, so die Wissenschaftler. Für die Zukunft plant man weitere Studien, in denen die Wirkung Cannabis basierter Medikamente mit unterschiedlicher Wirkstoffkonzentration untersucht werden soll.
Bei der Behandlung von Abhängigkeiten kommen häufig Methadon, Levomethadon, Buprenorphin, Morphin, Codein, Dihydrocodein und Diamorphin zum Einsatz. Vielleicht können Suchtkranke auch bald auf eine Therapie mit Cannabis ausweichen.