Wer in diesem Moment zurückdenkt an den gleichen Tag exakt vor einem Jahr, was haben wir erwartet, wo wir nun stehen würden? Haben wir unsere eigenen Vorsätze gehalten? Haben wir abgenommen, aufgehört zu rauchen und dafür mit dem regelmäßigen Training begonnen? Indessen, wahrscheinlich ist im Laufe des Jahres 2023 einiges auf der Strecke geblieben oder über Bord geworfen worden.
Aber hey, das sind unsere eigenen Vorhaben und Ziele, die wir uns gesteckt haben. Für diese sind wir nur uns selbst Rechenschaft schuldig. Wie wäre es aber, wenn es sich um Versprechen handeln würde, die wir anderen gegeben hätten? Wenn wir zum Beispiel mehr als vier Millionen Menschen die Legalisierung von Cannabis versprochen hätten. Dann würden wir uns wohl jetzt schämen, wenn wir zugelassen hätten, dass unseretwegen etwa Zweihunderttausend harmlose Konsumenten jetzt ernsthafte Probleme mit ihrem Leben, ihrer Wohnung, ihrer Arbeit haben.
Und die, die nicht in Konflikt mit dem überholten Gesetz kamen, das wir ändern wollten, die hätten wir dann weiter an einen Schwarzmarkt gebunden, über dessen Gefährlichkeit wir regelmäßig in Talkshows referiert haben, wenn wir uns der Öffentlichkeit als progressive Legalisierungsbefürworter präsentiert haben.
CanG kein Partythema!
An dieser Stelle, am Ende des Jahres 2023, würde man jetzt gerne einigen Politikern die Frage stellen, ob man sich dieser Verantwortung eigentlich bewusst ist, und ob man den Schaden im Blick hat, den man mit der Nichteinhaltung der Versprechen bis zum heutigen Tag angerichtet hat. Dann möchte man weiter fragen, ob man die Entkriminalisierung von Cannabis angesichts der eben genannten Zahlen der durch Strafverfolgung oder auch durch gefährliche Substanzen in illegalem Cannabis geschädigten Menschen nicht für ausreichend wichtig halten müsste, dass man den Beschluss im Bundestag möglichst schnell herbeiführt.
Unabhängig von der persönlichen politischen Meinung, sind sich wohl die meisten Menschen einig, dass in Israel derzeit schlimme Dinge geschehen und das mit viel Unrecht einhergeht. Mit der Situation dort allerdings die Verschiebung der Lesung und Beschlussfassung des CanG zu begründen, ist sicher nicht angebracht. Warum sollen sich andere Themen und Gesetzentwürfe an diesen Tagen mehr dazu eignen, im Deutschen Bundestag debattiert und beschlossen zu werden? Und ergibt es wirklich Sinn, für die Haushaltsdebatte das Unrecht der Strafverfolgung weiter bestehen zu lassen? Niemand will einem gewalttätigen Konflikt oder einer innenpolitischen Krise ein Partythema gegenüberstellen, doch eben genau das ist Cannabis nicht!
Keine Fortschritte für Nutzhanfbranche
Auf einen weiteren Aspekt die Hanfpflanze betreffend wurde bei jüngsten Reformvorhaben leider gar kein Fokus gelegt: Nutzhanf und CBD. Obwohl die Märkte für legale Hanfprodukte über ein riesiges Potenzial verfügen, wird die nationale Branche nicht in die Lage versetzt, kompetitiv im internationalen Wettbewerb zu sein.
Wie auch bei medizinischen Cannabisprodukten erobern wir bisher nicht einmal den eigenen Markt und leben von Importen, was neben wirtschaftlichen Einbußen stärkere Belastungen durch Transporte für die Umwelt bedeutet. Wir lassen also nicht nur Geld auf der Straße liegen und die Möglichkeit für Arbeitsplätze und Wachstum, sondern auch das generelle Potenzial für Klima- und Umweltschutz, das Hanf in so vielen Bereichen des Lebens bietet.
Im nächsten Jahr wird alles besser werden – aber nicht von allein
Nun werden wir leider nicht vollständig in der Hand haben, ob die Entkriminalisierung von Cannabis als Genussmittel endlich beschlossen und umgesetzt werden wird. Auch den nach wie vor existierenden Genehmigungsvorbehalt der Krankenkasse bei Kostenübernahmeanträgen für die Therapie mit Medizinalcannabis werden wir nicht einfach mit TippEx aus den geltenden Vorschriften entfernen können. Ebenso wenig die Novel Food Bestimmungen der Europäischen Union, die vorwiegend der CBD-Branche noch ein großes Hindernis sind.
Doch für all diese Dinge können wir uns im kommenden Jahr wieder einsetzen. Und vielleicht ist es ein guter Vorsatz für 2024, mehr Engagement zu zeigen als im vergangenen Jahr. Wenn die Termine für Global Marijuana Marches, die Hanfparade oder andere Aktionen für Hanf und Cannabis angekündigt werden, sollten wir an die Bilder der Traktoren denken, die die Straßen verstopft haben, als die Landwirte sich gegen die Regierungsbeschlüsse zum Stopfen der Haushaltslöcher wehrten. Der Einsatz der Cannabis-Community sollte genauso vehement und nicht zu übersehen sein.
Ansonsten können wir auch Hanf in unser persönliches Umfeld bringen, durch Geschenke an Freunde und Familie, die die Vorzüge der Hanfpflanze vermitteln. Das unterstützt gleichzeitig die Hanf- und CBD-Branche und leistet außerdem etwas Überzeugungsarbeit.
In diesem Sinn: Macht 2024 zum 420 Jahr und einen guten Rutsch…
…wünscht Euch das Hanf Magazin Team!