Die Industrialisierung und verschiedene Entwicklungen auf dem Weltmarkt taten ihren Teil dazu, dass Hanf als Faserlieferant für Textilen an Bedeutung verlor. Obwohl es wesentlich ökologischer und einfacher ist, Felder mit der vielseitig einsetzbaren Nutzpflanze zu bestellen, setzte sich aufgrund wirtschaftlicher Interessen sowie auch dem aufkeimenden Cannabisverbot in erste Linie Baumwolle für die Bekleidungsbranche durch.
Obwohl Baumwolle wesentlich mehr Wasser während des Wachstums verbraucht, sie anfälliger für Schädlinge ist und Trockenheit, Hitze und Wetterschwankungen ihr stark zusetzen können, wird aktuell in der Regel weiterhin auf diesen „Stoff“ gesetzt. Doch es ändert sich aktuell wieder ein wenig, da auch in der Bekleidungsindustrie verstanden wird, welche Vorteile der Hanf für die Herstellung von feschen Klamotten besitzt.
Wohl auch deswegen schwenken selbst namhafte Modefirmen und Sportbekleidungsriesen in gewissen Maße auf die seit Jahrtausenden genutzte Kulturpflanze um, die ihrer Kundschaft neben längerer Haltbarkeit auch noch weitere positive Aspekte nach einem Einkauf bietet. Ein bekannter Hersteller von Sportbekleidung hat nun einen millionenschweren Deal abgeschlossen, der ihm über drei Jahre lang die benötigte Menge Hanf zur Produktion seiner Anziehsachen sichert.
Under Armour zahlt 9 Millionen Aussie-Dollar
Under Armour, ein bekannter US-Hersteller von Sportbekleidung, hat sich als Strategie für die Zukunft überlegt, auf nachhaltige Elemente in der eigenen Lieferkette zu setzen. Daher hat man eine bislang auf drei Jahre begrenzte Vereinbarung zwecks strategischer Partnerschaft mit einer Tochtergesellschaft von EcoFibre geschlossen, die die Beschaffung von Hanf im Wert von 9 Millionen australischer Dollar vorsieht.
Die Tochterfirma Hemp Black soll dafür sorgen, dass biobasierter Garn aus den Fasern von Hanfpflanzen unter der Einbeziehung fortschrittlicher Produktionstechnologien von Under Armour genutzt werden kann, die jetzt bei dem Sportkleidungsriesen eingeführt werden sollen. Durch diesen Prozess soll bei dem Unternehmen eine transformative Phase hin zu einer verbesserten Nachhaltigkeit eingeleitet werden. Der Vertrag zwischen Under Armour und Hemp Black in Höhe von rund 5,38 Millionen Euro sieht zusätzlich vor, dass der Bekleidungshersteller auch noch Investitionen in spezielle Produktionsmaschinen mit einem Betrag von circa 6,14 Millionen Euro tätigt.
Bestätigt werden diese Investitionen seitens Under Armour laut FashionUnited.de von Branchenkennern wie Apparel Resources. Diese berichten auch darüber, dass eine erste Maschine bereits Anfang 2024 mit der Produktion beginnen soll und bei voller Ausnutzung ihrer Kapazitäten einen Jahresumsatz von rund 9 Millionen US-Dollar erwirtschaften könnte. Eine zweite Produktionsmaschine soll innerhalb der ersten 18 Monate des Produktionsbeginns mit dem zielgerichteten Blick auf Effizienz und Skalierbarkeit folgen.
Nachhaltigkeit²
Neben den hervorragenden Eigenschaften von Hanffasern für den Einsatz in Kleidungsstücken sind auch die Umstände während des Wachstums der uralten Nutzpflanze. Während aus Hanf hergestellte Anziehsachen sich durch ihre Langlebigkeit und Feuchtigkeitsresistenz auszeichnen und Wasserbeständigkeit sowie feuerhemmenden Eigenschaften aufweisen, wird auch beim Anbau der Natur viel Gutes getan. Die Kernziele von Ecofibre stimmen hierbei mit den Tier-1-Zielen von Under Armour überein, heißt es.
Hemp Black sei schließlich ein „kohlenstoffnegativer Protagonist“ der sich durch die Nutzung der Kraft von Industriehanf auszeichne. Hanf könne schließlich im Vergleich zu Wäldern mehr als das Zehnfache an Kohlenstoff aus der Umgebung binden. Das High-End-Produkt von Hemp Black namens Eco6 würde dazu allen Ansprüchen an Qualität sowie Umweltbewusstsein gerecht. Nur anerkannte Farmen aus den USA würden für das als USDA-zertifizierte und biobasierte Produkt infrage kommen, die ihren sorgfältig angebauten Hanf dafür lieferten.
Durch ein geschütztes Karbonisierungsverfahren könne dann vom Hersteller ein leistungsfähiges organisches Carbongarn produziert werden, für das einzig die festen Stängel der Hanfpflanzen verwendet werden. Schon in der Vergangenheit kam der spezielle Carbongarn von Hemp Black bei Hochleistungstextilien sowie auch in Modeprodukten zum Einsatz, nun machen die vorteilhaften Eigenschaften der Stoffe aus Eco6-Hanf von Under Armour auch die Aktivbekleidungsabteilungen (un)sicher. Dank Hanf dann jetzt tatsächlich wie unter einer passgenauen Rüstung!