Schon zum Ende des Jahres könnte es in Europa die ersten offiziellen und legalen Abgabestellen für Cannabis als Genussmittel geben. Diese werden sich jedoch nicht in Deutschland befinden, sondern in der Schweiz.
Längst hat man sich halbwegs damit abgefunden, dass es in Deutschland nur eine Entkriminalisierung von Cannabis als Genussmittel geben wird und keine umfassende Legalisierung mit regulierter Abgabe an Erwachsene. Diese eigentlich von der Ampelregierung im Koalitionsvertrag vereinbarte Reform scheiterte im Prozess am EU-Recht, so heißt es, obwohl der Europäischen Union nie offiziell ein Gesetzentwurf vorgelegt wurde, den die Kommission befürworten oder hätte ablehnen können. Die Bundesregierung hat diesen Kampf offensichtlich aufgegeben, schon bevor er überhaupt begonnen hat.
Das erste Pilotprojekt, das nicht über Apotheken umgesetzt wird
Trotz allem wird es in Europa bald legale Abgabestellen für Cannabis als Genussmittel geben, und zwar in der Schweiz. Im Rahmen des sechsten Pilotprojektes, welches im Kanton Basel-Landschaft (auch: Baselland) umgesetzt werden soll, wird es auch Abgabestellen geben, die ein solches kommerzielles Vertriebsmodell für Cannabis erproben.
Das Schweizerische Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung (ISGF) und die Sanity Group, die auch in Deutschland Cannabismedizin in die Apotheken bringt, haben vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) die finale Genehmigung für die Durchführung eines Cannabis-Modellprojekts in Baselland erhalten. Zuvor hatte die Ethikkommission Nordwest- und Zentralschweiz (EKNZ) bereits im vergangenen Jahr dem Vorhaben zugestimmt.
Fast 4000 Teilnehmer können Cannabis legal einkaufen
An dem Pilotprojekt für die kommerzielle Abgabe von Cannabis zu nicht medizinischen Zwecken können bis zu 3950 gesunde Erwachsene teilnehmen, die im Kanton Basel-Landschaft leben. Im Vergleich zu allen anderen Schweizer Modellprojekten wird die Abgabe nicht über Apotheken oder nicht-kommerzielle Social Clubs bewerkstelligt, sondern über spezialisierte Fachgeschäfte.
Das erste solche Geschäft wird in der Gemeinde Allschwil eröffnet, kurze Zeit später soll ein weiteres Geschäft in Liestal folgen. In den Abgabestellen, die schon zum Jahresende ihren Betrieb aufnehmen sollen, soll ein breites Spektrum an Cannabisprodukten angeboten werden: Blüten, Haschisch, Extrakte, Vape-Liquids, aber auch Edibles. Cannabisblüten sollen je nach THC-Gehalt in Preiskategorien zwischen 8 und 12 Schweizer Franken erhältlich sein. Alle Produkte in den Fachgeschäften sollen dabei aus regionalem Anbau stammen.
Fokus auf öffentlicher Ordnung und Sicherheit
Nach einer einführenden Informationsveranstaltung wird das Pilotprojekt fünf Jahre lang laufen. Unter der Leitung von Professor Dr. Michael Schaub, wissenschaftlicher Direktor des ISGF, wird das Institut das Konsumverhalten, sowie die physische und psychische Gesundheit der Teilnehmer beobachten und eingehend untersuchen. In regelmäßigen Befragungen werden dann Daten erhoben, die Aufschluss über die gesellschaftlichen Auswirkungen des Konsums geben sollen, insbesondere über die öffentliche Ordnung und Sicherheit. Dazu befinden sich die Wissenschaftler auch im ständigen Austausch mit Staatsanwaltschaft und anderen relevanten Behörden.
Die aus der Studie gewonnenen Erkenntnisse sollen die Grundlage bilden für eine fundierte gesundheitspolitische Debatte über einen zeitgemäßen und verantwortungsvollen Umgang mit Cannabis, die dann langfristig zu einer gesetzlichen Neuregulierung führen soll. Daneben soll auch untersucht werden, ob in diesem legalen Rahmen ein leichterer und besserer Zugang zu Konsumenten mit problematischen Konsummustern gefunden werden kann, um diesen Beratungs- und Hilfsangebote zugänglich zu machen.
Sanity Group unterstützt Projekt für gesellschaftliche Akzeptanz
Ebenfalls involviert in das Projekt ist die Sanity Group, eines der führenden europäischen Unternehmen für medizinisches Cannabis, das mit dem ISGF und den regionalen und nationalen Behörden zusammengearbeitet hat, um das Pilotprojekt umzusetzen.
Finn Hänsel, CEO der Sanity Group, zeigt sich erfreut über die Bewilligung der Studie in Baselland und die damit verbundene Möglichkeit, einen Beitrag zur gesellschaftlichen Akzeptanz von Cannabis zu leisten. Dass solche Studien über die Grenzen der Schweiz hinaus von internationalem Interesse sind, ist ebenso ein Grund für das Engagement der Sanity Group, wie das allgemeine Ziel des Unternehmens, Forschung im Bereich Cannabis zu fördern und die Pflanze zu entstigmatisieren.