Es ist nicht alles schlecht, es kann auch mal etwas Gutes passieren und wir können auch ab und an etwas zum Schönen im Leben schreiben. Sehr unschön war in den letzten Jahren, dass die Polizei immer wieder Wilhelm Wallner als Schmerzpatienten und andere Mitglieder vom CSC Salzburg aufsuchte.
Seine Lebensgefährtin und andere riefen das Projekt „Free Willi“ ins Leben, um mit vielen Menschen im Web und den allgemeinen Medien auf die Situation kriminalisierter Patienten aufmerksam zu machen. Inzwischen gibt es eine „bedingte“ Freiheit für Willi, da er immerhin noch neben den Anwaltskosten 3500 Euro Vermögensverfall und weiteren Vermögensverlusten die nächsten 6 Monate brav sein muss. Auch danach ist er gleich zwei Mal vorbestraft.
Willi daheim bei Daniela Macek
Dafür dass Daniela und Willi davon ausgegangen sind, dass bei einer längeren Haftstrafe wenigstens Willis Fuß doch hätte amputiert werden müssen und er es vielleicht nicht überlebt, ist das doch mal ein Happy End in dem juristischen Ödland aus unnütz bedrucktem Papier wegen der kaum noch begründbaren Kifferjagd.
Warum ist uns das vom Hanf Magazin so wichtig, dass dieses sogar schon der vierte Artikel ist, und wen interessiert es noch, dass es für diesen Schmerzpatienten inzwischen die Freiheit gibt? (In die „Hanf Magazin Suche“ einfach Free Willi eingeben.) Dieser Fall vom störrischen Schmerzpatienten, der nach neun Hausdurchsuchungen dennoch weiter anbaut, womit er bei der zehnten in Haft geht, ist Pionierarbeit. Auf ähnliche Weise saßen Aktivisten in Belgien mehrfach im Knast, da sie einfach einen Cannabis Social Club gründeten und in diesem für die Mitglieder Marihuana anbauten. Das Ergebnis spricht für sich: Die Belgier haben die Gesetze so weit geändert, dass das System vom CSC in Belgien in einem engen Rahmen geduldet wird und jeder Mensch in Belgien eine oder inzwischen zwei Pflanzen für den Eigenbedarf anbauen darf.
Wenn Willi als sturer Schmerzpatient und Obmann vom CSC Salzburg mit über 200 Mitgliedern mehrfach vor dem Richter steht, selbst vor lebensbedrohlichen Haftaufenthalten nicht halt macht und noch einige weitere Schmerzpatienten mit machen würden, gäbe es medizinisches Marihuana vielleicht bald auch in österreichischen Apotheken auf Rezept?
Freiheit für Willi, aber noch immer Schmerzpatient?
Nachdem Willi aus der Haft entlassen wurde und sich zwei Tage erholte, fand ein aufschlussreiches Telefonat statt. Warum die Freiheit für Willi lebenswichtig ist? Weil er nicht nur seine Schmerzen erträgt, sondern auch seinen hohen Blutdruck im Griff hat und seinen durch einen Lkw Unfall beeinträchtigten Fuß behalten kann. Nach einem Tag mit Marihuana konnte er schon wieder seine Krücken weglegen.
Wer diesen strahlenden und gut gelaunten Mann sieht, wird es gar nicht glauben, dass es ihm schlecht geht. Für die Momente, in denen man in Erscheinung tritt und etwas mehr Adrenalin ausstößt, kann man die Schmerzen bei Seite schieben. Wer es gewohnt ist, jeden Tag an Schmerzen zu leiden, der kann diese besser ausblenden und verstecken. Bei Willi liegt es dann doch am Marihuana, mit dem er einfach keine, oder erheblich weniger Schmerzen hat und ohne Krücken laufen kann.
Die Freiheit für Willi bedeutet jedoch nicht, dass der Ruheständler sich den ganzen Tag langweilen wird. Er hat zum einen ein ärgerliches Geldproblem. Sich verklagen lassen kann leider richtig teuer werden. Weiterhin ist er Schmerzpatient, Obmann vom CSC Salzburg und damit sich selber und den anderen CSC-Mitgliedern in der Pflicht. Er muss seine Medienbekanntheit und seine Kontakte für sich arbeiten lassen, muss dafür aber auch am Ball bleiben. Jetzt wird sogar geklagt, da Willi nicht hafttauglich war und dennoch nicht aus der Haft entlassen wurde.
Außerdem hat sich das eigentliche Problem der Patienten in Österreich, die durch Marihuanablüten besser als durch Fertigarzneimitteln wie Sativex oder Dronabinol profitieren, nicht gelöst. Das Ziel lautet natürlich, dass Patienten entweder im CSC für sich selbst anbauen dürfen oder ihr Marihuana aus der Apotheke erhalten und die Kassen bei schweren Leiden bezahlen.
Vor einer Woche gab es die Freiheit für Willi, der Artikel erscheint erst jetzt? Zeit kauft sich keiner im Supermarkt, Zeit muss man haben oder sich nehmen. Zudem sollte bedacht werden, dass Willi als Schmerzpatient nach der Haft auch erst einmal zwei Tage braucht, um sich etwas zu erholen und sich im CSC Salzburg feiern zu lassen. Über 40 Zeugen waren ursprünglich geladen und doch wurde keiner gehört. Bei den Aussagen hätte sich die Staatsanwaltschaft vermutlich vor Justitia nicht mehr blicken lassen können. Denn nur da es der Staat ist, der das mit uns macht, ist das dadurch noch lange nicht alles rechtens.
Die Freiheit für Willi ermöglichte auch das lange Telefonat, in U-Haft ist das schwieriger. Er erklärte, er habe inzwischen fünf Gutachten von Ärzten, die ihm bestätigen, dass ihm als Schmerzpatienten Marihuana hilft oder eben nur dieses genügend hilft. Er sitzt also zwischen dem Arzt und Richter. Weiterhin habe man für den CSC Salzburg beantragt, für die Eigenversorgung der Patienten anzubauen. Wenn nach sechs Monaten keine Antwort kommt, gilt das Anliegen als toleriert. Das war ab Spätsommer 2015 der Fall. Es wurde mehrfach angebaut, worauf es leider Hausdurchsuchungen hagelte und es zu diesen drei Monaten Haft kam. Die ganze Zeit und auch jetzt stellt sich aber doch die Frage, warum er es sich verbieten lassen soll, wenn er doch diese fünf Gutachten und den nicht beantworteten Antrag auf Eigenanbau habe? Zudem habe er anderen CSC Salzburg Mitgliedern immer nur nicht berauschenden CBD Hanf gegeben, bei dem man also auch juristisch nicht von Suchtgift sprechen kann.
Aber was sollen Menschen mit derartigen medizinischen Leiden denn machen, wenn die Politik trotz all der medizinischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen weiterhin alles verschläft und die Bürger mit der Strafverfolgung sprichwörtlich sitzen lässt? Möglicherweise wird Willi mit weiteren CSC Salzburg Mitgliedern eine Sammelklage anstrengen, möglicherweise wird er erfolgreich sein. Wenn er erfolgreich ist, wird das Hanf Magazin ganz gewiss berichten, ansonsten möglicherweise auch.