Obwohl Deutschland mit der Entkriminalisierung von Cannabis keinen legalen kommerziellen Handel eröffnen wird, sollen der private Eigenanbau und der gemeinschaftliche Anbau in Clubs als neue Bezugsquelle dem Schwarzmarkt das Wasser abgraben. In welchem Maße das gelingen könnte, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Eine jüngst veröffentlichte Umfrage könnte darüber ein wenig Auskunft geben und anscheinend ist das Interesse an den Anbauvereinigungen extrem groß.
Nun soll es langsam losgehen mit der Eröffnung zahlreicher Anbauvereine über das ganze Bundesgebiet verteilt. Allein die Behörden von Baden-Württemberg rechnen damit, dass sie nach dem Start der Lizenzvergabe ab 1. Juli direkt in den ersten Wochen eine höhere dreistellige Zahl an Anträgen zu bearbeiten haben. In ganz Deutschland wird es also bald schon tausende Clubs geben, die ihre Mitglieder mit legalem Cannabis versorgen. Und die wird es benötigen, wenn man der Umfrage der Krankenversicherung Pronova BKK Glauben schenkt. Dieser zufolge planen 44 Prozent der erwachsenen deutschen Konsumenten, die Cannabis regelmäßig gebrauchen, einem Cannabis Social Club beizutreten.
Cannabis Social Club oder Eigenanbau für Gelegenheitskonsumenten?
Eine besondere Personengruppe, die vom deutschen Entkriminalisierungskonzept ein wenig benachteiligt scheint, sind die Gelegenheitskonsumenten. Für manche von ihnen steht eine Mitgliedschaft in einem Verein, oder auch der Aufwand des Eigenanbaus, einfach nicht in einem akzeptablen Verhältnis zu ihrem geringen Verbrauch von Cannabisprodukten.
Dennoch gaben bei der Pronova BKK Umfrage auch 27 dieser Gelegenheitskonsumenten an, die Mitgliedschaft in einem Cannabis Club anzustreben. Auch die Begeisterung für den Eigenanbau ist groß unter den Konsumenten. 51 Prozent der regelmäßigen und 40 Prozent der gelegentlichen Cannabiskonsumenten möchten die Pflanze zu Hause selbst anbauen. Sogar manche Nicht-Konsumenten bekommen durch die Legalität neue Berührungspunkte mit Cannabis. So sagten acht Prozent, dass sie erwägen, Cannabispflanzen zu kultivieren, obwohl sie das Endprodukt nicht nutzen wollen.
Leicht erhöhter Konsum durch Legalität
An der Umfrage der Pronova BKK, die gerade im Mai dieses Jahres durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 1000 Personen im Alter von 18 Jahren oder älter teil. Außer der Planung einer Social Club Mitgliedschaft wurden dabei auch allgemeine Daten über die Konsumgewohnheiten erhoben. Demnach konsumiert etwa jeder vierte deutsche Erwachsene gelegentlich Cannabis, jeder zehnte sogar wöchentlich. Bei Personen der sogenannten Generation Z, die etwa ab 1995 geboren sind, konsumieren laut Umfrage sogar mehr als die Hälfte. Ein Drittel der Befragten äußerte, dass die Entkriminalisierung von Cannabis für sie keinen Einfluss auf ihr Konsumverhalten ausübt. Bei den unter 45-Jährigen gaben 10 Prozent an, dass sich ihr Konsum seit dem 1. April erhöht hat.