Joep Oomen verstarb am 18.03.2016 unverhofft im Alter von 54 Jahren. Wenige Tage vorher haben Menschen ihn gesehen und ihm nichts angemerkt, er soll auch noch bis zum Schluss online kommuniziert haben. Er scheint im Schlaf dahin gegangen zu sein, und das ist allen ein schmerzvolles Rätsel. Wie kann das sein: Von heute auf Morgen, ohne dass es jemand ahnte?
Internationaler Hanfaktivist stirbt viel zu früh
Joep Oomen war Mitbegründer von ENCOD, die Europäische Vereinigung für eine gerechte und effektive Drogenpolitik. Es handelt sich in etwa um einen Dachverband auf internationaler Ebene für europäische Drogenaktivisten oder deren Organisationen. In zwei Jahrzehnten konnten 150 Mitglieder gewonnen werden. (Als Autor von diesem Artikel gehöre ich seit ein paar Jahren dazu.) Ebenfalles war Joep Mitbegründer von Union for the Abolition of Cannabis Prohibition, VOC. Joep Oomen hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Trekt Uw Plant als der erste Cannabis Social Club in Belgien geduldet wurde. Man brauchte mehrere Anläufe, man saß sogar in Haft, aber dann wurden die Gesetze etwas angepasst und seitdem darf man in Belgien pro Person eine Marihuanapflanze für den Eigenbedarf anbauen. (Möglicherweise wurde diese Regelung inzwischen noch etwas aufgelockert.)
Wenn die Aktivisten nicht derart hartnäckig gegen die einstigen Verbotsregeln vorgegangen wären, hätten sie das nie erreicht. Wer die Welt verändern will, muss mehr machen, als Wählen zu gehen. Joep Oomen hat rund 25 Jahre mehr als das für die Drogenlegalisierung gemacht. Er hat viele Aktivisten um sich herum vereint und international vernetzt. Er war nicht alleine, aber sozusagen der Frontmann im Team, den alle schätzten und gerne reden hörten.
Im August 2015 auf der Hanfparade in Berlin konnte man ihm keinerlei gesundheitliche Probleme anmerken. Die Polizei geht von einem natürlichen Tod aus. Alles andere wäre praktisch undenkbar oder man würde den Legalisierungsgegnern auch das zutrauen, den ein oder anderen von uns nicht nur um seine Existenz, sondern auch um sein Leben zu bringen. Auch bei anderen bedeutenden Personen, die von uns gingen, sind bei vielen Außenstehenden noch nicht alle Fragen geklärt.
Joep Oomen wollte nicht nur den Hanf relegalisieren
Wer sich mit den Cannabisverboten intensiver befasst, die richtigen Quellen nutzt und zum objektiven Denken fähig ist, wird Folgendes feststellen: Die Auswirkungen der Drogenverbote machen die Drogen für die Betroffenen, die ganze Gesellschaft oder auch die Umwelt erheblich schlimmer. Würde man Drogen regulieren, könnte man viele Schäden minimieren, die durch die Drogenverbote erst richtig schlimm werden. Demnach sterben sehr viele oder sogar der größere Teil der Menschen im Drogenkrieg gar nicht an den Drogen, sondern an Gewalt. Kriminalität und Kriege werden mit Drogengeldern finanziert. Der Jahresumsatz vom illegalen Drogenhandel soll bei rund 400 oder sogar 500 Mrd. US Dollar liegen, wobei der allerkleinste Teil für die Produktion der Drogen drauf geht. Genug Geld, um ganze Staaten zu korrumpieren und die gesellschaftliche Ordnung zu zerstören.
Wer sich mit der Thematik noch nicht so genau befasst hat, wird das häufig nicht nachvollziehen können, dass derzeitige Drogenverbote einen beträchtlichen Schaden für die Konsumenten und die ganze Gesellschaft bedeuten. Deswegen wollte nicht nur Joep Oomen den ganzen War on Drugs beenden. Dabei wird der Fokus auf pflanzliche Drogen gelegt, zu denen auch Opiate oder Koka gehören. Das bedeutet nicht die Absicht, Drogen frei geben zu wollen. Es bedeutet, dass man Drogen regulieren möchte und je nach Substanz andere Regulierungen ansetzen würde. Damit gäbe es saubere Drogen, Jugendschutz, viele richtige Arbeitsplätze, Aufklärung und somit auch eine wirksame Suchthilfe. Menschen, die heute Drogenprobleme haben, verstecken sich wegen der Repression, bis es gar nicht mehr geht. Dann ist es um Jahre zu spät und bestehende Schäden lassen sich nicht mehr ungeschehen machen.
Wie geht es weiter?
Es gibt Menschen, die in einer Gruppe viel Halt geben, die viel Arbeit erledigen, die in der Öffentlichkeit besser wirken und einfach die Gruppe am Leben erhalten. Joep Oomen war solch eine Person, die nun gegangen ist. Wie geht es weiter? Man wird versuchen, bereits geschaffene Strukturen auch weiterhin am Leben zu erhalten, um noch mehr zu erreichen. Noch mehr erreicht man aber schneller, wenn noch mehr Leute mitwirken. Was Joep Oomen freiwillig für uns alle geleistet hat, kann von keinem erwartet werden. Aber wer über die Jahre immer weiter in diese Themen rein wächst und sich innerhalb der internationalen Szene immer besser auskennt, kann ebenfalls eine übergreifende Bedeutung für uns erreichen. Erst einmal wird etwas fehlen, das nicht einfach ausgetauscht werden kann. Es muss nachwachsen, wie eine Pflanze.
PS: Joep Oomen wurde am 29.03.2016 beigesetzt, ruhe friedvoll.