Zwischen dem 12. und 14. Oktober fand in der österreichischen Hauptstadt die große Cannabis-Messe Cultiva statt. Zeitgleich organisierte die Polizei in der Nähe einen groß angelegten Kontrolleinsatz. Im Bezirk Mödling wurden dabei 114 Personen Pkw-Fahrer unter vermeintlichem Drogeneinfluss aus dem Verkehr gezogen. Hierbei handelte es sich selbstverständlich zumeist um Cannabiskonsumenten.
Konsumentenverfolgung
Wer zu einer Hanfmesse fährt, tut dies zumeist in Erwartung eines entspannten Ausflugs in die Welt des Hanfes. Doch für eine große Zahl der Besucher begann oder endete die Cultiva mit Unannehmlichkeiten und folgenschwerem Stress. Im Zeitraum, in dem die Messe stattfand, führte die Polizei eine sogenannte verkehrs- und kriminalpolizeiliche Schwerpunktaktion durch, in der sie viele Autos anhielt und diverse Kontrollmaßnahmen zur Feststellung von Alkohol- und Drogenkonsum am Steuer ergriff, sowie Durchsuchungen, um Besitzdelikte aufzudecken.
Wie um eine Hanfmesse herum zu erwarten ist, standen wesentlich mehr Fahrer unter Cannabis-Einfluss als unter dem von Alkohol. Es wurden bei der Aktion 114 Führerscheine vorläufig eingezogen, davon 107 wegen Verdacht auf Cannabis-Konsum. Von den über 140 Strafverfahren, die die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt nun einleitet, beziehen sich die meisten auf Konsum-nahe Delikte, unter anderem den Besitz geringer Mengen Cannabis.
Vorbote für Verbote
Da das österreichische Innenministerium in Zukunft härter gegen Drogenmissbrauch, insbesondere bei Autofahrern, vorgehen will, ist anzunehmen, dass diese Großaktion, an der 40 Beamte, Spürhunde, sowie einige Polizei- und Amtsärzte beteiligt gewesen sein sollen, gerade an der Hanf-Messe, eine vielleicht beabsichtigte Signalwirkung hat. Dass in der Planung dieser Aktion der Schwerpunkt auf die Verfolgung von Cannabis gelegt wurde, ist kaum von der Hand zu weisen. Die Regierung steuerte in der letzten Zeit einen zunehmend restriktiv werdenden Kurs in ihrer Cannabis-Politik an.
Messekommunikation zu lässig oder fahrlässig
Wenn man zu einem Festival oder einer Hanfmesse fährt, in einem Land, in dem Cannabis verboten ist, muss man natürlich mit Kontrollen oder dem Einsatz von Zivilfahndern rechnen. Trotzdem ist es schwer nachvollziehbar, warum im Vorfeld der Cultiva keine Warnung vor Polizeieinsätzen oder Empfehlungen, keine Drogen mitzuführen oder zu konsumieren, zu finden waren. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es bereits im Vorjahr ähnliche Kontrollen gegeben hatte. Hinweise solcher Art sind eigentlich Standard auf den Flyern und Homepages von cannabisbezogenen Veranstaltungen, genauso wie bei größeren Festivals. Für nächstes Jahr könnte der Veranstalter einen solchen Warnhinweis nach den Ereignissen um die Cultiva 2018 dann vielleicht auch in Betracht ziehen.