In Österreich wurde die Cannabispflanze nun zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Besonders der Wirkstoff THC findet Anwendung in der Behandlung von Krebsleiden oder wird zur Hemmung des Tumorwachstums eingesetzt.
Die Herbal Medicinal Products Platform Austria (HMPPA) wählte Cannabis zur österreichischen Arzneipflanze des Jahres 2018. Als Auswahlkriterien galten unter anderem der Bezug zu Österreich und neue Studien mit bereichernden Erkenntnissen. Hermann Stuppner, Präsident des Netzwerks für pflanzliche Medizinprodukte (HMPPA) begründet die Entscheidung damit, Cannabis sei in der Medizin angekommen, wirtschaftlich interessant und ermögliche neue Einsatzgebiete.
Seit 1961 fällt Cannabis in Österreich unter die sogenannte Suchtgiftkonvention und sowohl medizinischer Einsatz als auch Erforschung der Pflanze kamen dadurch praktisch zum Erliegen. Das änderte sich mit der Entdeckung des Cannabinoidsystems im menschlichen Körper: In unserem Nervensystem gibt es bestimmte Rezeptoren, an denen der psychoaktive Wirkstoff THC andocken kann. Auch unser Körper selbst produziert Stoffe, deren Wirkung der von Cannabis sehr ähnlich ist. Diese spielen eine wichtige Rolle bei der Regulierung des zentralen Nervensystems sowie des Immunsystems und wichtiger Zellfunktionen, sagt Rudolf Bauer von der Uni Graz.
Cannabis bei verschiedenen Erkrankungen sinnvoll
Die Cannabispflanze enthält mehr als 100 Cannabinoide, von denen die meisten bisher nicht sehr gut erforscht sind. Die bekanntesten Wirkstoffe sind THC und CBD. Vor allem in der Therapie von Tumorpatienten, um Schmerzen zu lindern, Übelkeit zu reduzieren und Appetit anzuregen, kommen THC-haltige Präparate zum Einsatz. Außerdem konnte in viele Studien gezeigt werden, dass die Nebenwirkungen einer Chemotherapie mit THC sehr gut behandelt werden können. Schmerzmediziner Georg Kress stellt klar, dass der Wirkstoff auch bei Spastiken bei Multipler Sklerose sowie Nervenschmerzen zum Einsatz komme.
Im Gegensatz zu THC besitzt CBD keine psychoaktive Wirkung und ist demnach frei erhältlich. Durch das „legale“ Cannabis ist mit CBD-Produkten jeglicher Art ein riesiger Markt entstanden. Viele Menschen verwenden das Cannabinoid unter anderem zur Schmerzlinderung und Beruhigung oder als Nahrungsergänzungsmittel.
Unsicherheit bei Ärzten
Trotz vorliegender Beweise würden viele Ärzte den Einsatz von Cannabis bei chronischen Schmerzen scheuen, stellt Astrid Pinsger-Plank, Präsidentin des Schmerzverbandes, fest. Grund dafür seien die seltene Kostenübernahme durch die Krankenkassen und die damit entstehenden hohen Kosten für Patienten sowie mangelnde Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für Ärzte und Mediziner.
„Es ist wünschenswert, die Verschreibung der verfügbaren Präparate seitens der Kostenträger zu erleichtern, um den medizinischen Einsatz fest zu verankern“, so Pinsger-Plank weiter. Laut Schmerzmediziner Kress könne jeder Arzt mithilfe eines sogenannten Suchtgiftrezepts THC-haltige Medikamente verschreiben – für eine Kostenübernahme von der Krankenkasse benötige man aber die Genehmigung des Chefarztes.