Der 34-jährige Allgemeinmediziner und Nebenerwerbslandwirt Patrick Thurner setzt in seinen beiden Berufen rundum auf das Potenzial der Hanfpflanze. Viele Menschen denken allein schon beim Wort Cannabis an das Vorurteil des faulen Kiffers. Dass Cannabis allerdings viel mehr kann, als eine berauschende Wirkung zu erzeugen, weiß Patrick Thurner aus der Steiermark schon lange. Der Arzt und Hobby-Landwirt hat sich der Hanfpflanze verschrieben und setzt in seiner Praxis, primär pflanzliches CBD-Öl, ein. Auf seinem Hof baut er selbst Nutzhanf an.
Wundermittel CBD-Öl
Thurner stellt fest, dass das Potenzial der Pflanze leider völlig ungenützt sei und weist darauf hin, dass sich Blüten, Samen und sogar Fasern der Pflanzen verwenden lassen. In seiner Praxis in Hartberg setzt der Mediziner vorwiegend auf CBD-Öl. Das aus der Hanfpflanze gewonnene Öl enthält den Wirkstoff Cannabidiol und erzeugt keinerlei psychoaktive Wirkung.
Obwohl fundierte wissenschaftliche Studien auf diesem Gebiet eher Mangelware sind, ist Thurner von dem universell einsetzbaren Öl vollkommen überzeugt. „Cannabis hilft bei Rheuma, Schlafstörungen, Akne und gegen Übelkeit bei Chemotherapien. Es ist antientzündlich und schmerzlindernd“, stellt er fest. In seiner Praxis habe er wirklich gute Erfolge mit Cannabispräparaten erzielt. Eine 82-jährige Patientin mit starken Schmerzen konnte nach der Anwendung eines CBD-Präparats die Morphintherapie ganz absetzen, erzählt Thurner. Die Wirkung von Cannabispräparaten bei der Schmerztherapie hingegen ist relativ gründlich erforscht und in Österreich kommen dort häufig synthetisch hergestellte Mittel zum Einsatz. Das Problem in Österreich sei hauptsächlich die mangelnde Kostenübernahme der Krankenkassen.
Im zweiten Beruf ist der Arzt Landwirt. Gemeinsam mit seinen Geschwistern baut er auf dem Hof der Großeltern Nutzhanf an. Bereits seit 2015 produzieren die Geschwister Hanfmehl als Basis für Eiweißpulver. Außerdem wird aus dem Hanfsamen Öl hergestellt. Hanfmehl und -öl sind reich an Eiweiß und die ideale Alternative zu Soja. „Mehl und Öl haben ein großes Spektrum an Aminosäuren und Vitalstoffen und sind auch für die vegane Zielgruppe interessant“, weiß auch Mediziner Thurner. Omega 3- und Omega-6-Fettsäuren seien auch reichlich vorhanden.
Mit seinem Einsatz für die Jahrtausende alte Nutz- und Heilpflanze und dem Engagement für pflanzliches CBD-Öl will Patrick Thurner vorrangig ein Umdenken in der Gesellschaft bewirken. „Viele Patienten wollen weg von chemischen Substanzen“, betont er. Zudem fordert er auch seine Kollegen dazu auf, sich damit zu beschäftigen. Ansonsten würden sich die Leute im Internet informieren und dort gäbe es keine vernünftige Auskunft. Beratung und Weitergabe müssten in Ärzte- und Apothekerhand bleiben, so der Allgemeinmediziner.