Hanf wird heutzutage automatisch mit dem Begriff „Droge“ in Verbindung gebracht. Und würden wir auch diesen Begriff verwenden, so ist Hanf die wohl einzige Droge der Welt, welche nicht nur im berauschenden Sinne Anwendung findet. Hanf, oder besser gesagt Nutzhanf, bietet uns sehr vielfältige Möglichkeiten, sowohl ökologisch als auch ökonomisch. Der Rohstoff Hanf hat also nicht mit gefährlichem Cannabiskonsum zu tun, sondern bietet uns und vor allem der Wirtschaft sehr umfangreiche Möglichkeiten. Hanf oder Cannabis in der Medizin wäre hier auch noch zu nennen, denn auch hier können wir nicht von Drogenkonsum sprechen, sondern ebenfalls von einem großen Nutzen.
Geschichtliche Erläuterung zum Thema Hanf
Hanf gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen dieser Welt und wurde in China schon vor 10 000 Jahren zu unterschiedlichsten Zwecken genutzt. Sie lieferten nicht nur sehr wohlschmeckende oder nahrhafte Samen, sondern auch Stängel, mit dessen Fasern sich so einiges anstellen ließ. Und auch die medizinischen Vorteile konnte man bereits weit vor Christus erkennen und erfolgreich einsetzen. Der Hanf war so vielfältig einsetzbar, dass man diesen regelrecht vergötterte und sogar bei Zeremonien als Schutz gegen das Böse anwandte.
Es ist egal, wo wir in die Welt blicken, der Nutzhanf war und ist bis heute eine sehr wertvolle Pflanze. Indien, Irak, Griechenland und andere Teile Europas kleideten sich mit Hanf, nutzten es zum Kochen oder Backen und erfreuten sich an der positiven Wirkung. Doch was ist passiert, dass diese als wertvoll erachtete Pflanze so in Vergessenheit geraten ist?
Eigentlich haben wir sie nicht vergessen, sie wurde nur verboten und zum Tode verurteilt. Die Anwendung der Hanffasern in der Papierindustrie passte, wie wir wissen, nicht allen und große Hanfgegner schafften es, diesen von seinem Thron zu stoßen. Wir haben bereits in einem anderen Artikel darüber gesprochen, wie und warum der Hanfanbau und der Konsum von Cannabis hierzulande und auch in vielen anderen Ländern verboten wurde und wer zum großen Teil daran beteiligt war. Sehen wir uns aber nun die Möglichkeiten des Rohstoffes Hanf an.
Rohstoff Hanf aus Sicht von Biologen
60 Jahre Hanfverbot! Kein Wunder also, dass sich heute kaum noch einer an die Verwendungszwecke des Hanfs erinnern kann. Kaum einer bekommt hierzulande noch eine echte, lebende Pflanze zu Gesicht. Aus biologischer Sicht aber ist Hanf eine Pflanze aus der Familie der Hanfgewächse. Die Pflanze produzierte Cannabinoide. THC und CBD sind die darin am stärksten konzentrierten Stoffe neben 65 weiteren. Und diese sind es auch, die für die psychoaktiven Wirkungen verantwortlich gemacht werden.
Hanf wächst sehr schnell und gehört zu den eher anspruchslosen Pflanzen. Eigentlich kann Hanf so ziemlich in allen Regionen angebaut werden. Ein gemäßigtes Klima und Gebiete mit viel Wasser werden allerdings bevorzugt. Nach nur 100 Tagen können Hanfpflanzen um bis zu 4 Meter geerntet werden. Die natürliche Widerstandsfähigkeit schützt die Pflanze vor so ziemlich allen Krankheiten und macht sie damit beinahe anfällig für Schädlinge. Der Stoff THC ist gleichzeitig nämlich der Abwehrstoff gegen solche und auch CBD nimmt daran Anteil.
Hanf wächst als männliche und weibliche Pflanze, wobei die weiblichen meist größer sind und einen höheren Gehalt an THC und CBD besitzen.
Hanf als Rohstoff – Übersicht
Hanf als natürlicher Rohstoff nennt sich Nutzhanf oder Faserhanf, mit einem THC-Gehalt von unter 0,3 Prozent. Also nicht den Hanf, mit dem man die übliche berauschende Wirkung erleben kann. Der landwirtschaftliche Anbau hat Anfang der Neunzigerjahre wieder kontinuierlich zugenommen. Die Produktion in Europa liegt dennoch noch weit hinter der Nachfrage. Nutzhanf hat jedoch einige überlegende Eigenschaften in vielen Bereichen der Wirtschaft. Wir können ihn als Basis für Farben und Lacke oder zum Hausbau verwenden. Viele andere Artikel können mithilfe von Hanf hergestellt oder angereichert werden. Dabei werden verschiedene Teile der Pflanze unterschiedlich genutzt.
Die Samen
Wer schon einmal Hanfsamen probiert hat, der weiß, dass diese sehr lecker schmecken und nebenbei auch noch gesund sind. Dass man durch den Genuss von Hanfsamen high wird, ist mittlerweile als absolutes Märchen belegt. Aus den Samen wurde schließlich auch Hanföl gepresst, aus den Samenresten nach der Pressung wurde Futtermittel für die Viehzucht.
Die Fasern
Die Hanffasern sind mittlerweile auch für ihre Langlebigkeit bekannt und vor allem schädlingsresistent. So eignen sich diese ideal für sämtliche Dämmstoffe, beispielsweise beim Hausbau. Auch Textilien und Papier sind Anwendungsgebiete der Hanffasern. Die Fasern werden dabei durch Brechen und Wälzen der Stängel vom Rest der Pflanze getrennt. So entstehen grobe Fliesen oder feinster Zellstoff.
Die Schäben
Als Schäben bezeichnet man die Reste der verholzten Pflanzenteile, welche sich nicht mehr für die Fasergewinnung eignen. Und trotzdem sind auch die Schäben sehr wertvoll und finden vor allem als Tiereinstreu Verwendung. Pferde beispielsweise lieben dieses Einstreu ganz besonders wegen seiner guten Speicherfähigkeiten, Besitzer wiederum schätzen die leichte Kompostierbarkeit.
Die Blätter
Gerne wird aus den Blättern ätherisches Hanföl hergestellt. Die Wasserdampfdestillate finden dann als Geschmacksstoffe in Lebensmitteln oder als Geruchsstoff in etwa Waschmitteln Verwendung.
Hanf kann und wird wahrscheinlich auch zukünftig in so mancher Branche zu finden sein:
- Automobilindustrie
- Papierindustrie
- Bauwirtschaft
- Textilindustrie
- Lebensmittelbranche
- Landwirtschaft
- Chemieindustrie
Die Zukunft des Nutzhanfs
Die Menschheit steht vor einer Energiekrise, denn bislang funktionierte unsere Erde nur durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas oder Kohle. Der Treibhauseffekt wird dadurch beschleunigt und es ist nur noch eine Frage von kurzer Zeit, ehe die Vorräte aufgebraucht sein werden. Pflanzen, wie Hanf sind bei der Verwendung als Energielieferant CO – neutral und benötigen bei der Verbrennung nur soviel des Treibhausgases, wie die Pflanze während des Wachstums aufgenommen hat. Die komplette Pflanze kann in herkömmlichen Verbrennungsanlagen zur Stromerzeugung genutzt werden. 2,5 kg Biomasse wie Hanfstroh reichen aus, um 1 Kilogramm Heizöl zu produzieren. Jeder Hektar Hanffeld entspricht dabei in etwa 4 Tonnen Heizöl. Die einzige Frage besteht allerdings darin, ob wir jemals ausreichend landwirtschaftlichen Boden für genügend Anbau zur Verfügung haben werden. Denn eines ist klar: Der Energiehunger der Menschheit scheint nahezu unstillbar.
Auch das Erdöl wird wohl in naher Zukunft knapp werden, die Menschheit macht sich zurecht Gedanken über Alternativen. Biodiesel besteht momentan aus Raps und aus dessen Samen. Viele Bauern produzieren mit einem besonderen Herstellungsverfahren jetzt schon den eigenen Kraftstoff. Um Biodiesel zu veredeln, eignen sich die Hanfsamen hervorragend. Der Vorteil: Hanf benötigt im Vergleich zum Raps weit weniger Arbeit, es werden kaum Chemikalien notwendig sein und auch die Aufzuchtzeit ist kürzer.
Und auch im Bereich Papier könnte der Nutzhanf seinen Teil leisten. Und nicht nur das, er könnte einen Großteil des Jahresbedarfs von fast 20 Millionen Tonnen decken. Auf bislang stillgelegten Flächen könnte der Hanf als idealer Papierrohstoff angebaut werden.