Viele erhofften sich weit über 10.000 Demoteilnehmer und bei der nationalen und internationalen Entwicklung rund um die Pflanze Cannabis wäre naheliegend, wenn auch über 20.000 Teilnehmer gekommen wären. Leider kamen nur rund 8.000 Demonstranten und demnach nur rund 1.500 mehr als im Vorjahr.
Wenige Besucher auf der Nutz Hanf Hanfparade
Dabei ist derart viel in den letzten 12 Monate passiert, dass man in Euphorie verfallen könnte, um die Hanfparade 2015 unter dem Motto „Nutzt Hanf!“ als verfrühte Siegesparty der greifbaren Relegalisierung von Cannabis zu sehen, auf der zu der Musik bis in die Nacht hinein gefeiert werden kann.
Demnach wurde ein provokantes Motto mit „Nutzt Hanf!“ gesetzt. Aber bei der Sommerhitze haben vermutlich viele kurzfristig doch zum Badesee umdisponiert.
Dabei ist es gerade jetzt, im letzten kritischen Moment bis zur Relegalisierung von Cannabis als Gesamtes, doch wichtiger denn je, mit möglichst vielen Menschen gemeinsam für diesen Kampf einzutreten, um ihm mehr Gewicht zu geben. Noch ist der Kampf nicht gewonnen, sondern nur aussichtsreich. Freizeit scheint den meisten deutschen Bürgern vielleicht doch wichtiger zu sein, als Veranstaltungen mit politischem Charakter.
„Nutzt Hanf!“ – Aufforderung zum illegalen Drogenkonsum?
Die 19. Hanfparade im Jahr 2015 stand unter dem Motto „Nutzt Hanf!“. Ist diese Aussage denn überhaupt legal, wenn die Aufforderung zu einer Straftat rechtlich zugleich ebenfalls als Straftat gilt? „Sauf Bier“ wäre eine legale Aussage, aber „rauch Joints“ illegal? Dieses ist definitiv nicht der Fall. Zum Einen ist der Konsum von Marihuana in Deutschland nicht illegal, sondern nur viele mit dem Konsum verbundene Handlungen. Allein für diese wird man strafrechtlich verfolgt, für den Konsum jedoch häufig verkehrsrechtlich.
„Nutzt Hanf!“ ist demnach selbst in diesem Punkt, dass die Pflanze Cannabis auf ihre berauschende Wirkung reduziert bewertet wird, eine legale Aussage. „Besitz Marihuana“ oder „baue Marihuana an“ wären jedoch nicht legale Aussagen ähnlich wie „Braue 100 Liter Bier“. All das wäre immerhin genehmigungspflichtig.
„Nutzt Hanf!“ sollte jedoch niemals als Aussage auf das Kiffen allein reduziert werden. Cannabis ist nicht nur eine der Pflanze, die am meisten Biomasse aus dem Licht generieren kann, sie ist auch eine der Pflanzen, aus der die meisten Produkte hergestellt werden können. Es ist die Rede von rund 50.000 Produkten, die allein aus der Hanfpflanze oder mit dieser hergestellt werden können. Hierbei handelt es sich jetzt nicht um „Skunk“, „Afghan“ oder „Hindukusch“, sondern um Seile, Papier, Treibstoff, Farben, Verbundstoffe und vieles mehr.
Der Faktor, dass man aus Marihuana auch berauschende Genussmittel herstellen kann, wäre praktisch Nebensache. Jedoch wurde aufgrund dieses Vorwands des allgemeinen Schutzes der Gesellschaft vor der „schlimmen“ Droge Marihuana praktisch gesehen die ganze Pflanze Cannabis als konkurrierender Wirtschaftsfaktor aufstrebender Industriezweige verboten.
Der Nutzen von „Nutzt Hanf!“
Warum will die Hanfparade mit immerhin 8.000 Besuchern bei knalligem Sonnenschein denn unbedingt Cannabis als Pflanze komplett legalisieren?
Was daran ist so wichtig? Viele kommen, um einfach im Sonnenschein bei Musik Party zu machen und um im nahen Wald zu chillen. Andere hören sich gerne auch die politischen Reden an. Hier geht es vielen Rednern um Marihuana und das Recht auf Selbstbestimmtheit auch in Bezug zum Rausch. Dabei zielt das Motto „Nutzt Hanf!“ doch auf viel mehr ab und dieser andere, der Nutzhanfteil, ist vielleicht sogar noch wichtiger:
- Der Aralsee ist sozusagen eine ausgetrocknete tote Wüste, da das Flusswasser für Baumwollbewässerung verwendet wird. Diese Baumwolle wird zudem gespritzt und gedüngt, das Grundwasser nicht nur dieser ganzen Baumwollregion scheint derart verseucht zu sein, dass die Menschen deutlich früher sterben. Schützt das unsere Gesellschaft, wenn doch anstatt der Baumwolle Hanf weniger Wasser, weniger Dünger und keine Pestizide benötigen würde?
- Die Tropenwälder als die grünen Lungen der Erde werden immer weiter abgeholzt und der Klimawandel nimmt seinen Lauf. Dabei könnte man doch Hanf auf Feldern anbauen, da mit derselben Fläche weit mehr Papier hergestellt werden kann, welches sich zudem häufiger recyceln lässt.
- Nachwachsende Kraftstoffe, Verbundstoffe und Bio- Kunststoffe aus Hanf könnten praktisch das Erdöl ersetzen, auch in der Kosmetik oder Medizin.
Das alles wurde durch Marihuanaverbotsgesetze zugleich mit verboten oder derart erschwert, dass es einem Verbot gleich kommt. Alles nur, um unsere Gesellschaft und vor allem die Jugend „zu schützen“. Diese sieht sich ihrer ungewissen Zukunft in einer verseuchten und verbrauchten Welt gegenüber und Hanf wäre vielfach das Heilmittel: Hanfverbote schützen uns nicht sondern sie schaden der Gesellschaft. Auch Jugendliche sind nicht vor dem Kontakt zu Marihuana geschützt, da sie durch die Verbote in der Regel doch sogar den besseren Zugang als Erwachsene oder Patienten, die es doch am dringendsten benötigen, zu verbotenen Substanzen haben.
Die Lösung vieler regionaler oder sogar globaler Probleme wurde verboten, obwohl sie als die Pflanze Hanf in fast allen Regionen wachsen kann. Nicht nur die Hanfparade will diese schädlichen Verbote beheben, auch wenn es auf der Veranstaltung in den Reden eher um den medizinischen oder den Genusskonsum und vor allem die persönliche Freiheit und die eigene Selbstbestimmtheit ging.