Wir leben in einer gedanklichen Zwangsjacke, in die wir hineingeboren werden und hineinwachsen. Schule, Ausbildung, Job, Lebenspartner, Familie mit Eigenheim, Rente und dann stirbt man halt. Unser Leben richtet sich auf materielle Bedürfnisse aus. Den Rest lügen wir uns zusammen, wie es uns gerade passt und glauben es hinterher selber, damit glücklich zu sein. Glücklich ist man, wenn man einen Job hat und sich was leisten kann. Neujahrsvorsätze zielen häufig auf materielles Leistungsdenken ab. Man braucht viel Zeit und Energie, um Geld zu verdienen. Man braucht viel Zeit und Energie, es wieder auszugeben. Stress ist deswegen eine vorprogrammierte Volksseuche.
Was sind typische Neujahrsvorsätze?
- Mit dem Rauchen aufhören
- Sich bei der Arbeit mehr Mühe geben
- Mehr Sport machen, abnehmen und bewusster leben
- Für das Alter was zurücklegen
- Mit dem Partner und Freunden harmonisieren
- Mehr Erfolg haben
- Die Freizeit aktiver verbringen
Mehr arbeiten, mehr Erfolg, mehr Sport und in der Freizeit aktiver werden raubt einem die Zeit und Energie, man ist gestresst. Dann kann man nicht mit dem Rauchen aufhören, wird nicht harmonischer mit dem Partner und Freunden umgehen und wird vielleicht sogar schneller krank. Dann braucht man die Rücklagen für das Alter sogar dringend, die bei den meisten nicht reichen werden. Krank sein ist teuer und existenzvernichtend, den Partner und die Freunde sieht man dann häufig aus der Ferne.
Was wären die Neujahrsvorsätze von Sterbenden gewesen?
Wer im Leben zurückblickt, weiß, was falsch gelaufen ist. Was bereuen Sterbende und was wären ihre rückwirkenden Neujahrsvorsätze? Bronnie Ware hat sich über Jahre um sterbende Menschen gekümmert und diese interviewt. Sterben ist zugleich auch Abschied nehmen und zurück blicken. Praktisch jeder, der Vollzeit gearbeitet hat, bedauert, dass er zu viel gearbeitet hat. Das ist Punkt 2, davor kommt das Bereuen, nicht das eigene Leben gelebt zu haben, sondern das, was von einem erwartet wurde. Auf Platz drei bereuten viele, nicht ihre Gefühle gezeigt zu haben. Danach wird bereut, dass der Kontakt zu Freunden abriss und auf Platz 5 grämten sich die Sterbenden, sich nicht das Glücklich sein erlaubt zu haben.
Aus diesen Top 5 der reuigen Sterbenden geht ganz klar hervor, dass der maßgebliche Fehler darin besteht, diese Zwangsjacke, in die man hineinwächst, zu leben. Man hat Angst vor den Blicken der Gesellschaft und will dazu gehören. Also Schule, Ausbildung, Job, Partner, Eigenheim, Familie, Rente und Tot. Das ist jedoch das vorgegebene Förmchen, in das nicht jeder reinpasst, sondern viele kaputtgehen. Wer seine Neujahrsvorsätze fasst, sollte also schauen, dass er sich selbst sein kann und Zeit für sein eigenes Leben findet.
Die Sterbenden wissen es am besten, was sie falsch gemacht haben. Sie haben das gemacht, was erwartet wurde und nicht sich selber ausgelebt. Neujahrsvorsätze sollten deswegen nicht lauten, mehr zu arbeiten um mehr Geld für das stressige Leben investieren zu können. Man sollte zu sich selber finden. Passt das dieser Gesellschaft nicht, ist das ihr Problem.
Warum Neujahrsvorsätze nicht das Bruttosozialprodukt steigern sollten
Uns wird seit frühester Kindheit das Hirn gebraten. Viele haben einen hohen IQ und sind dennoch dumm. Das Leben läuft nach einer Liste ab, deren Punkte der Reihe nach abgehackt werden. Glück wird mit Wohlstand und Erfolg gleichgesetzt. Dazu gehört es, gut zu verdienen und sich beruflich ständig zu verbessern. Mehr arbeiten, mehr Leistung bringen und besser funktionieren klappt jedoch nur für den Moment. Man verdient vielleicht wirklich viel Geld, aber kann es nicht mehr genießen und hat nicht gemacht, was einem wichtig war. Man erklärt sich, viel geschafft und verdient zu haben und damit ist man zugleich glücklich. Viele sind nach einigen dieser Jahren krank und haben nichts davon gehabt, weil krank sein teuer ist und während des Arbeitswahns die Zeit zum Genießen fehlte.
Neujahrsvorsätze, mit denen das Bruttosozialprodukt gesteigert wird, beweisen nur, dass man Matsche im Kopf hat. Wer ist bisher vom gesteigerten Bruttosozialprodukt wirklich glücklicher geworden? Arbeiten und kaufen für die Mülltonne, damit mehr Geld umgesetzt wird? Das ist so dumm, wie seine Wirtschaft mit Krieg zu sanieren. Hat man alles und ist das gut genug, dann reicht es. Neujahrsvorsätze sollten lauten, diesen Punkt zu erreichen. Die materielle Grundlage ist leider die Basis zum Glücklichsein. Wer hungert und friert, ist tendenziell nicht besonders glücklich.
Aber wer diesen Punkt erreicht hat, sollte den Neujahrsvorsatz wählen, sich nicht kaputt zu arbeiten und auch noch Zeit für sich selber und für das eigene Leben zu finden. Der Neujahrsvorsatz sollte lauten, sich diese Zwangsjacke mit To-Do-Liste von Geburt bis in den Tod abzustreifen und einfach zu machen, was einem wichtig ist. Wir leben nicht für die Arbeit, sondern arbeiten für das Leben.
Neujahrsvorsätzen PS:
Wer sagt, dass man im Leben alles erreichen kann, weil man es selber in der Hand hat, der lebt vermutlich im goldenen Käfig und hat sich mit der Realität noch nicht vertraut machen müssen. Man hat Einflussmöglichkeiten auf sein Leben, aber ist sehr vielen Einflüssen ausgesetzt. Diese nehmen häufig Oberhand und man wird durch seinen Lebensweg gedrückt. Aber auch dann kann man immer noch ein wenig an seinen Neujahrsvorsätzen arbeiten. Ein Trick liegt in dem Punkt, die Messlatte ganz weit unten anzusetzen und nicht mehr viel zu erwarten. Dann schafft man es leichter!
Weiterhin sollte jeder wissen, dass das Leben keinen höheren Sinn hat. Man lebt für sich selber und dafür, sein Leben schön zu finden. Wie man das macht, ist fast egal, solange es nicht auf Kosten anderer geht. Diesen sollte man das schöne Leben immerhin gönnen und nicht belasten!