Eine Legalisierung von Cannabis ergibt Sinn, dies haben in den letzten Monaten immer mehr Regierungen begriffen. Und so entstehen immer mehr legale Märkte für Hanf auf der ganzen Welt. Doch trotz des medizinischen Nutzens und der im Vergleich zu anderen Substanzen weitgehend unbedenklichen Auswirkungen und Risiken wäre es ein Fehler, Cannabis für völlig harmlos zu halten, denn es kann für einige Menschen schwer werden, ihren Konsum unter Kontrolle zu halten und ihren Pflichten und Aufgaben im Alltag konsequent nachzugehen. In dem Zusammenhang kann man von einem Suchtrisiko sprechen, welches Hanf für einige Konsumenten birgt.
Ein neuer Wirkstoff für die Linderung der Entzugserscheinungen
Die Symptome, einer Sucht sind im DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders), einem Klassifikationssystem, in dem psychische Störungen eingeordnet werden, definiert. Starkes Verlangen nach Cannabis, Reizbarkeit, Depressionen, Schlaflosigkeit und Gewichtszunahme sind die häufigsten Beschwerden der Patienten nach Beendigung des Konsums. Laut US-Studien erfüllen etwa 30 Prozent der Konsumenten die Kriterien, die ein problematisches Konsumverhalten oder eine Sucht beschreiben. Das berichten Wissenschaftler vom Connecticut Healthcare System in West Haven, die Untersuchungen unter der Leitung von Professor Deepak D’Souza durchführen, die sich mit dem Entzug von Cannabis beschäftigen.
Nachdem es bislang keine medikamentöse Therapie gibt, die die Cannabis-Entwöhnung begleitet, hatten Tierversuche gezeigt, dass es Möglichkeiten gibt, die Symptome eines Marihuana-Entzugs zu lindern. Die Blockierung eines Enzyms, der Fettsäureamid-Hydrolase (FAAH), könnte eine Lösung sein, denn das Enzym spaltet für gewöhnlich körpereigene Cannabinoide wie Anandamid. Wird die Hydrolase in ihrer Funktion gehemmt, steigt der Endocannabinoid-Spiegel. Der Körper hat also ausreichend Cannabinoide im Körper, sodass die Entzugserscheinungen reduziert werden.
Studie mit FAAH-Hemmern soll Erleichterung der Cannabis-Entwöhnung bestätigen
An einer Studie, die die Ergebnisse der Tierversuche auf den Menschen übertragen und möglichst bestätigen soll, nahmen 70 junge Männer mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren teil, die willens waren, auf Cannabis zu verzichten. Bei allen Teilnehmern wurde im Vorfeld festgestellt, dass sie die DSM-IV Kriterien erfüllen, die ihre Abhängigkeit kennzeichnet. Vor dem Beginn der Abstinenz hatten die Studienteilnehmer im Schnitt pro Tag drei bis vier Joints konsumiert, alle bereits über viele Jahre hinweg. Mit etwa 15 Jahren begannen die Probanden zu kiffen, und jeder hatte mindestens schon einen erfolglosen Versuch unternommen, damit aufzuhören, der wegen der Entzugserscheinungen abgebrochen wurde.
Die 70 Konsumenten wurden in einer Entzugsklinik aufgenommen, wo zwei Drittel von ihnen eine Tagesdosis von vier Milligramm eines neu entwickelten FAAH-Hemmers (Name: PF-0445784) bekamen, während das verbleibende Drittel mit einem Placebo behandelt wurde. Nach fünf Tagen in der Klinik wurden die Patienten aus dem stationären Entzug entlassen und sollten die Medikamente dann noch drei Wochen lang zu Hause einnehmen. Innerhalb dieses Zeitraums wurden regelmäßige Telefonbefragungen durchgeführt, und die Medikamenteneinnahme wurde per Video-Chat kontrolliert. Außerdem wurden die Konzentrationen des Medikamenten-Wirkstoffs (bzw. Placebos), von THC und von Endocannabinoid-Metaboliten im Urin und dem Blut der Entzugs-Patienten überwacht.
Sowohl Entzugserscheinungen als auch die Rückfallquote konnte reduziert werden
Bereits vor dem Ende des Klinikaufenthalts zeigten sich die ersten Ergebnisse. Bezüglich der Entzugssymptome war die Differenz zwischen den Patienten, die den FAAH-Hemmer erhielten, und der Placebo-Gruppe signifikant. Speziell in den ersten zwei Tagen der Untersuchungen verspürte die Wirkstoff-Gruppe die Entzugserscheinungen wesentlich geringer. Im weiteren Verlauf verringert sich der Unterschied zur Placebo-Gruppe dann wieder.
Ein weiterer Erfolg neben der erleichterten Cannabis-Entwöhnung stellte sich in der Rückfallquote ein. Während vier Wochen nach Beendigung der Medikation die Placebo-Patienten im Durchschnitt wieder 1,3 Joints pro Tag konsumierten, sind es bei der Wirkstoff-Gruppe nur 0,4 Joints, also 70 Prozent weniger. Bei beiden Gruppen brachen 17 Prozent der Teilnehmer den Entzug vorzeitig ab. Für endgültige Aussagen über die Wirksamkeit und den Erfolg der FAAH-Hemmer ist es noch zu früh, da die Studie noch relativ klein angelegt war und der Zeitraum der Untersuchungen zu kurz. Vor allem gibt es keinerlei Erkenntnisse dazu, ob bei Frauen das Medikament genauso gut funktioniert. Aber die Männer, die den Wirkstoff bekamen, berichteten von besserem Schlaf und es zeigten sich weniger Symptome als Depressionen, Reizbarkeit oder Angststörungen.