In einem Plan für die nächsten zwei Jahre empfiehlt das polnische Landwirtschaftsministerium, den THC-Grenzwert in Nutzhanfpflanzen auf 1 % anzuheben. Wie Hemp Today berichtet, könnten in Polen dadurch Hanfpflanzen angebaut werden, die den zulässigen THC-Gehalt für Nutzhanfpflanzen deutlich übersteigen. Dieser liegt innerhalb der Europäischen Union bei 0,2 %. Dabei solle der Grenzwert für Hanfpflanzen auf dem Feld gelten, die vor der Ernte auf THC getestet werden sollen.
Vonseiten der European Industrial Hemp Association erhielt der Vorschlag des Ministeriums viel Zuspruch. Man begrüße den Vorschlag, es sei ein Schritt nach vorn, so Jacek Kramarz, der Polen in dem Bündnis der hanfverarbeitenden Industrie vertritt. Ein weiterer Punkt ist die Festlegung eines zulässigen THC-Grenzwertes in fertigen Hanfprodukten. Ein höherer Grenzwert für Pflanzen auf dem Feld verringere zwar das Risiko, dass Landwirte ihre Pflanzen nicht verwerten können, trotzdem herrsche hinsichtlich THC in fertigen Produkten oder Nahrungsergänzungsmitteln immer noch Unklarheit, stellt Kramarz fest.
Nutzhanfpflanzen mit einem höheren THC-Gehalt enthalten meist auch mehr CBD. In Uruguay, Südafrika oder Thailand liegt der Grenzwert bei 1,0 %. Auch in der Schweiz dürfen Hanfpflanzen bis zu 1 % THC aufweisen. In Italien wurde der Grenzwert auf 0,6 % THC festgelegt. Während die Anhebung des THC-Grenzwertes auf 1,0 % die Position Polens innerhalb der CBD-Industrie stärken könnte, betont der Plan der Regierung das Potenzial der Pflanzen im Hinblick auf die Fasergewinnung – insbesondere für Hanftextilien.
Das Ministerium stellte fest, dass die derzeit zulässigen THC-Werte den Hanfanbau in Polen teilweise hemmen würden. Demnach gäbe es viele polnische Hanfsorten, von denen zwar viele ein großes Faserpotenzial hätten, aber auch Spuren von THC über 0,2 % oder 0,3 % aufweisen würden. Diese können jedoch nicht angebaut werden. Bislang müssen Pflanzen mit einem THC-Gehalt von über 0,2 % nach den geltenden Vorschriften vernichtet werden.
Die Hanfproduktion in Polen hat in den vergangenen fünf Jahren allmählich zugenommen. Schätzungen zufolge wurden im vergangenen Jahr auf 3.000 Hektar Hanfpflanzen angebaut. Im Vergleich dazu wurde 2019 1.300 Hektar Hanf ausgesät. In der Zwischenzeit wurde über das staatliche Institut für Naturfasern und Heilpflanzen (IWNiRZ) ein „Hanfprogramm für Polen“ eingeführt, um die Interessen der polnischen Hanfindustrie zu fördern. Das IWNiRZ verkauft Saatgut an Bauern, schließt Verträge über den Kauf ihrer Ernte ab und exportiert polnische Pflanzensorten.
Das Institut, das in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiert, ist eines der weltweit bekanntesten Naturfaser-Forschungszentren. Mitte des Jahrzehnts begann man mit der Erschließung kommerzieller Hanfmärkte. Hanfpflanzen wurden für die Extraktion von CBD angebaut und Fasern als Baumaterial oder für andere Anwendungsmöglichkeiten verkauft.