Der Wahlkampf geht in die letzte und entscheidende Phase, gewissermaßen den Endspurt. Letzte Wähler-Reserven werden mobilisiert und hart wird gegen die Mitbewerber geschossen. Zumindest gegen diejenigen, die nicht oder maximal als Juniorpartner für eine Regierungsbildung in Betracht kommen.
Wer unsere Nachrichten und Berichte in den letzten Tagen häufiger verfolgt oder sich generell mit der Bundestagswahl und dem Wahlkampf beschäftigt und dabei das Thema Hanf auf dem Schirm hat, der hat sicher mitbekommen, dass Martin Schulz im Verlauf eines Interviews bei YouTube auf die Frage nach der Cannabis-Entkriminalisierung beteuerte, dass er als Kanzler wider seiner persönlichen, ablehnenden Haltung den Fraktionszwang aufheben würde, sollte es zur Abstimmung über die Freigabe kommen.
Für diesen Satz wurde er von Deutschlands Drogenbeauftragter, der Prohibitionspatronin Marlene Mortler, scharf kritisiert, wie im Übrigen alle Parteien, die Legalisierungskonzepte in ihrem Parteiprogramm haben. Neueren Meldungen zufolge soll Martin Schulz sich Mortlers Kritik gebeugt und in einem Radiointerview, welches am Mittwoch, dem 20. September 2017, auf Radio SAW ausgestrahlt werden wird, deutlich zurückgerudert und sich erneut gegen eine Freigabe von Cannabis ausgesprochen haben.
Auf die Ausstrahlung dieses Interviews wird man nun mit Spannung warten müssen, um sich Gewissheit über den exakten Wortlaut und damit die wirkliche Aussage von Schulz zu verschaffen. Glaubt man den aktuellen Meldungen, so erteilt der SPD Spitzenkandidat der Legalisierung eine klare Absage. Hier empfiehlt sich aber dann doch noch etwas Skepsis, denn in der aktuellen Berichterstattung sind keine wirklichen neuen Informationen vorhanden, sondern es wird lediglich auf Schulz bislang häufiger ausgesprochene, persönliche Haltung zu Cannabis verwiesen. Dies ist also wirklich keine Neuigkeit.
Wenn jemand seine Wahlentscheidung von der Position gegenüber einer Hanffreigabe abhängig macht, dann ist die SPD und Martin Schulz in diesem Moment sicher nicht die erste Wahl, vielleicht sogar überhaupt keine. Dennoch würde eine Teilnahme der Sozialdemokraten in der Regierung im Vergleich zur Union die Chancen auf eine Entkriminalisierung sicher erhöhen. Und es würde zumindest dafür garantieren, dass wir in Zukunft nicht mehr mit den haltlosen Aussagen einer ahnungslosen Drogenbeauftragten konfrontiert würden, die in ihrem verzweifelten Kampf gegen die Vernunft ohne wirkliche Argumente auf falsche Zahlen und sinnfreie Phrasen zurückgreifen muss.
Ob es die eine oder andere Wahlentscheidung von Hanfbefürwortern beeinflussen mag, ist fraglich, daher weiß man nicht, ob die Aussagen von Schulz im Radio eine Rolle spielen werden, und auch nicht, ob seine Worte überhaupt eine Rolle spielen würden, sollte er wider aller erwarten doch der nächste Kanzler werden. Aber was er auf die Frage nach Cannabis wirklich antwortet, das wissen wir nach Mittwochabend.
Allen Prognosen zum Trotz sei gesagt, dass Ihr, liebe Leser, die Wahl noch spannend machen könnt. Wählt, was euch gefällt, aber wählt!
Foto: Susie Knoll