Das Hanf-Ticket der Berliner Verkehrsbetriebe ließ gemütlich runterfahren. Vom 13. bis 17. Dezember 2021 standen die vom Weihnachtsstress getriebenen Berliner kopf. Die Betreiber des öffentlichen Personennahverkehrs der deutschen Hauptstadt verkauften Fahrscheine auf essbarem Papier, das mit drei Tropfen Hanfsamenöl beträufelt worden war.
Vollkommen legal und für einen ganzen Tag lang in Bussen und Bahnen einsetzbar. Hierfür startete man eine recht aufwendig angelegte Promotion-Kampagne und ließ recht amüsant das eine oder andere Kifferklischee einfließen. Natürlich war das Medienecho groß und auch die Nachfrage in der Bevölkerung zeigte eindrucksvoll, dass Hanf nicht mehr den schlechten Ruf besitzt, der dank einer Dekaden andauernden Prohibition einst künstlich aufgebaut wurde. So konnten selbst bereits abgelaufene 24-Stunden-Tageskarten noch am letzten Tag der Aktion an interessierte Pendler zum Vollpreis verkauft werden, obwohl eine Fahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln damit nicht mehr möglich war.
Erhalten haben die Käufer dann in einer kleinen transparenten Plastiktüte einen mit witzigen Erklärungen beschrifteten Flyer sowie das Objekt der Begierde. Ein aus Kartoffelstärke hergestelltes Esspapier, das mit allen nötigen Fahrscheindaten versehen und mit einem gelben Hanfblatt-Aufdruck verziert wurde. Hierauf schlummerten für den Verzehr nach dem Verkehr maximal drei Tropfen Hanfsamenöl, dem laut BVG eine entspannende und beruhigende Wirkung nachgesagt wird. THC oder CBD sind auf dem Fahrschein nicht verwendet worden, sodass man da vielleicht doch von einem kleinen Werbeversprechen reden könnte, das nicht eingehalten werden konnte. Das Öl für das Ticket soll aus Holland stammen und wurde den Verkehrsbetrieben seitens des zertifizierten Hanf-Händlers Vaay (Sanity Group) zur Verfügung gestellt.
Als Grund für die Aktion nannte die BVG ein wenig Nächstenliebe zum Weihnachtsfest, da der Stress in der Stadt vor den Feiertagen mit dem Hanfticket ganz einfach runtergeschluckt und somit besser verdaut werden könne. Die Legalisierung von Drogen wäre aber nicht das Ziel, doch man wolle einen offeneren Umgang bezüglich völlig unbedenklicher Stoffe, weshalb man das Ticket mit Hanföl der Berliner Bevölkerung auch nicht vorenthalten wollte. Empfohlen wurde der Verzehr des Esspapiers daher auch beispielsweise beim Verspeisen eines Döners oder einer Portion Pommes frites, die zu dem leicht nussigen Charakter des mit vielen Omega-Fettsäuren versehenen Öls gut passen würden.
7000 Tickets ließen die Verkehrsbetriebe produzieren, am letzten Tag der Aktion sollen noch 20 Prozent zu haben gewesen sein. Dennoch meldet das landeseigene Unternehmen, dass die Kampagne ein Erfolg gewesen sei. Man habe vielen Menschen ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern können. So sieht das auch Thilo Grösch, der Pressesprecher der Sanity Group, der auf Nachfrage einige Details über die Hanfticket-Kampagne verriet. So wuchs die Idee bei der Agentur Jung von Matt SAGA, die schon in der Vergangenheit mit amüsanten und doppeldeutigen Werbeideen für Stimmung bei den Nutzern der BVG sorgten.
„Ein Highlight zu setzen, das nicht high macht, aber die Menschen zum Lächeln bringt.“
Vaay-Gründer Finn A. Hänsel
Diese kontaktierten den Hanf-Händler Vaay, der natürlich Feuer und Flamme für das Konzept war und nicht lange über die Kooperation nachzudenken hatte. Auch hier war das Ziel, die stressige Vorweihnachtszeit ein wenig aufzulockern und laut Vaay-Gründer Finn A. Hänsel „ein Highlight zu setzen, das nicht high macht, aber die Menschen zum Lächeln bringt.“
Ob es in Zukunft ähnliche Aktionen in Kooperation geben wird, beantwortete der Pressesprecher der Firma so: „Die BVG mit Jung von Matt SAGA ist seit vielen Jahren für ihre tollen, kreativen und witzigen Kampagnen bekannt und wir sind selbst große Fans. Und auch wir werden u. a. mit unserer Marke VAAY mit kreativem Marketing weitermachen, wie wir es schon seit Markenlaunch gemacht haben – und sind immer offen für tolle gemeinsame Kampagnen. Sollte es da etwas geben, geben wir euch gerne direkt Bescheid.“
Die Frage, ob nach der Cannabislegalisierung vielleicht auch einmal berauschende Esspapier-Fahrscheine in den Umlauf gebracht werden könnten, wollte man jedoch aktuell lieber noch nicht beantworten. Man darf daher gespannt sein, wie weit die Nächstenliebe in den kommenden Zeiten tatsächlich reicht. Man darf auf mehr als eine Kurzstrecke hoffen.
fotocredit:sanitygroup.com