In Deutschland ist geplant, nach der Entkriminalisierung des Cannabiskonsums und des Anbaus und der Erlaubnis in Cannabis Social Clubs, die Mitglieder mit Cannabis zu versorgen, auch wissenschaftlich begleitete Modellprojekte in verschiedenen Gebieten durchzuführen. Bereits neun Städte haben ihr Interesse bekundet, an diesen Pilotprojekten teilzunehmen, um herauszufinden, wie sich eine legale Abgabe von Cannabis auf die Gesellschaft und den Schwarzmarkthandel auswirken kann.
In der Schweiz ist man diesen Schritt betreffend bereits ein wenig weiter, da nach einer kurzen Verzögerung schon Ende Januar dieses Jahres in Basel das erste Modellprojekt namens „Weed Care“ in Basel gestartet ist. Darauf folgten die Städte Lausanne und Zürich, wo nun ebenfalls eine begrenzte Anzahl erwachsener Personen ihren Bedarf an Cannabis oder Haschisch zu Genusszwecken über Apotheken legal erhalten kann.
Grünes Licht für weitere Modellprojekte
In der Schweiz hat man seitens des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) im Mai die Erlaubnis für weitere Modellprojekte in verschiedenen Städten erteilt. So kann nach dem Beginn der „Weed Care“ Studie im Januar jetzt in Bern, Luzern und Biel eine weitere Untersuchung über die Auswirkungen eines legalen Marihuanahandels durchgeführt werden. Die Universität Bern und Luzern sollen bei der etwas größer angelegten und auf den Namen „Script“ getauften Studie herausfinden, welche Veränderungen eine Legalisierung von Cannabis verursacht.
Die Ergebnisse der im Herbst 2023 angesetzten Modellprojekte, bei denen laut Universität Bern rund eintausend Personen teilnehmen sollen, werden höchstwahrscheinlich dann dazu genutzt werden können, die Politik der Regierung in Bezug auf Cannabis zu beeinflussen. Die Versuche mit dem legalen Cannabisverkauf dienen aber in erster Linie dazu, eine Bewertungsmöglichkeit von gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen der Legalisierung zu schaffen. Zu diesem Zweck wird einzig ein streng regulierter, nicht gewinnorientierter Verkauf von Cannabis in Apotheken zugelassen. Es sollen zum angepeilten Beginn im Herbst aber vorerst nur die Hälfte der möglichen Teilnehmer während der ersten sechs Monate einen Zugang zum legalen Markt erhalten.
Ein anderes Modell in der Gemeinde Vernier
Zusätzlich zur „Script“ Studie wird in der im Kanton Genf liegenden Gemeinde Vernier ein etwas anderes Modellprojekt durchgeführt werden können. Das BAG erteilte hier die Zulassung für eine einzige Apotheke mit der Bezeichnung „Cannabinothek“, die den regulierten Zugang zu Cannabis ermöglichen wird. Die „Cannabinothek“ soll auf der Grundlage eines Mitgliedschaftsmodells betrieben werden, zu der erneut bis zu eintausend Menschen einen Zutritt erhalten können.
Drei Jahre lang sollen diese Personen in die Untersuchung einbezogen werden, wobei das vierte Jahr dann der Vorlage eines Abschlussberichts bei den Bundesbehörden gewidmet sein wird. Auch dieses Projekt soll noch in diesem Jahr in Vernier beginnen können. Der dezentrale Charakter aller Studien, die auch von verschiedenen Universitäten durchgeführt werden, könnte sich für die Schweiz als vorteilhaft erweisen. Schließlich wird auf diesem Weg ermöglicht, die Auswirkungen des legalen Cannabisverkaufs bei unterschiedlicher Methoden sowie aus verschiedenen Blickwinkeln untersuchen zu können. Außerdem ermöglichen diese Studien dann, wissenschaftliche Erkenntnisse über verschiedene Regulierungsansätze zu gewinnen.
Der große Nutzen der Cannabis-Modellprojekte
Erhält man auf diese Art genügend validierbare Informationen über die Veränderung im Umgang mit Cannabis, kann dies zu einer fundierten Diskussionsgrundlage bezüglich einer verantwortungsvolleren Cannabispolitik in der Schweiz beitragen. Die vielfältigen Informationen dieser Studien ermöglichen schließlich eine umfassende Beurteilung der Cannabislegalisierung in der Schweiz.
Insgesamt erregen die Modellprojekte europaweit viel Aufmerksamkeit, da mittels ihnen eine Formel gefunden ist, mit der sich eine politische Zustimmung aufbauen lässt sowie rechtliche Hürden überwinden lassen. Auch die in den Niederlanden und in Deutschland angesetzten Modellprojekte, werden in den nächsten Jahren dazu beitragen, dass hilfreiche Informationen zur Gestaltung einer vernünftigen Cannabispolitik gesammelt werden können.