Das britische Innenministerium hat entschieden, dass Ärzte in Zukunft eine Reihe von Cannabisprodukten auf Rezept verschreiben dürfen. Die neue Vorschrift wird bereits ab nächsten Monat wirksam werden und umfasst Cannabisöl und diverse Extrakte. Die Änderung wird zunächst in Nordirland in Kraft treten, aber England, Schottland und Wales sollen in Kürze folgen.
Weiterhin strenge Regeln für Cannabis
Das nordirische Gesundheitsministerium erklärte bei der Ankündigung seiner Politikänderung, dass die Änderungen einen einheitlichen Ansatz in Bezug auf Regulierung und Patientenzugang in ganz Großbritannien gewährleisten sollen. Man habe das Gesetz zwischen Innenministerium, Ministerium für Gesundheit und Soziales, sowie der Regulierungsbehörde für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte abgestimmt. Betont wird, dass mit dem Schritt nicht der Weg für eine allgemeine Cannabis Legalisierung geebnet werde, und dass die Abgabe medizinischer Hanfprodukte strengen Regulierungen unterliegen wird.
Nach wie vor werden unbefugter Handel und Besitz strafbar bleiben. Die Verordnung von Cannabisblüten sieht das Gesetz ebenfalls nicht vor, sondern lediglich Öle und Extrakte. Ferner wird es regulären Hausärzten nicht gestattet sein, medizinische Cannabisprodukte zu verschreiben. Nur Fachärzte haben die Befugnis in geprüften Einzelfällen die Entscheidung für eine Cannabis Therapie zu treffen, insofern alle anderen verfügbaren Behandlungsoptionen ausgeschöpft sind.
Die Regierung reagiert schnell auf öffentlichen Druck
Erstaunlich ist die Geschwindigkeit, in der die Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht wurden. Noch im Sommer dieses Jahres haben in England Cannabis Aktivisten gemeinsam mit Prominenten wie dem Sohn der Reggae Legende Bob Marley, Damian, Öffentlichkeitsarbeit für die Legalisierung von medizinischem Cannabis gemacht. Hierbei wurden tragische Leidensgeschichten Von Patienten offenbar, die den Aussagen des Britischen Innenministers Sajid Javid, der die gesetzlichen Änderungen verkündete, zufolge das schnelle Handeln der Regierung begründen. Die Entscheidung zu diesem Schritt wurde schon im Juli angekündigt, und die Regierung hat sich damals dazu verpflichtet, Cannabisprodukte auf Rezept noch vor Ende des Jahres für Patienten verfügbar zu machen.
Entscheidung gegen UN Konvention
Teil der Gesetzesänderungen wird sein, Cannabis, aus der Anlage I zu streichen, die Cannabis für medizinisch unbrauchbar erklärt, und dafür in Anlage II zu setzen, wo medizinisch relevante Substanzen zu finden sind, die auch weniger restriktiv gehandhabt werden. Auch wenn der Umgang mit Hanf weiterhin eher streng reguliert sein wird, ist der Schritt der britischen Regierung beachtlich, da er bedeutet, dass das Vereinigte Königreich jetzt über eine Cannabispolitik verfügt, die nicht mehr mit der einheitlichen UN-Konvention für geregelte Stoffe übereinstimmt.
Großbritannien schließt sich nun den Niederlanden als Länder an, die Cannabis in Anlage II aufgenommen haben. Die Niederlande ergriffen den Schritt jedoch schon 1976. Auch in Großbritannien wurden die Cannabis-Bestimmungen 2004 schon einmal gelockert, dies wurde jedoch vier Jahre später wieder rückgängig gemacht.