Die ersten Chargen medizinischer Cannabisblüten aus deutschem Anbau – ursprünglich bis November erwartet– könnten sich wegen der COVID-19-Pandemie verzögern. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Abgeordneten Dr. Wieland Schinnenburg, Michael Theurer, Jens Beeck und der FDP hervor.
„Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die anhaltenden Folgen der COVID-19-Pandemie in vielen Wirtschaftssektoren einen Zeit verzögernden Effekt auf den Beginn der Lieferungen im Jahr 2020 haben könnten“, sagte die Regierung in ihrer Antwort. Dies würde bedeuten, dass Deutschland wahrscheinlich länger als ursprünglich geplant vollständig von Importen abhängig bleiben wird.
Pandemie verzögert Produktion
Auf Anfrage von Marijuana Business Daily konnte keiner der Produzenten sagen, wann mit der ersten Ernte zu rechnen sei und ob der Zeitplan für 2020 eingehalten werden könne. Aphria mit Sitz in Kanada und Demecan mit Sitz in Deutschland bestätigten, dass die erste Ernte nun für Anfang 2021 geplant sei. Aurora Cannabis sagte dazu, man freue sich darauf, mit der Produktion zu beginnen, sobald bestimmte Schritte, die wegen der gegenwärtigen Pandemie eine Herausforderung darstellen, umgesetzt werden.
In ihrer Antwort an die FDP-Bundestagsabgeordneten stellte die Regierung zudem klar, dass Cannabis aus jedem Land eingeführt werden kann, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Die deutschen Produzenten führen mögliche Verzögerungen auf die anhaltende COVID-19-Pandemie zurück.
Erste Ernte 2012 erwartet
Philip Schetter, Geschäftsführer von Aurora Deutschland, erklärte, dass „sich das Unternehmen verpflichtet, die Anforderungen der Ausschreibung zu erfüllen“. Auf die Frage nach dem Zeitplan für die erste Lieferung sagte Schetter jedoch, dass Aurora „sich darauf freut, die Produktion zu starten und hochzufahren, sobald alle notwendigen Schritte in Bezug auf die Produktionsvorbereitung und die behördlichen Genehmigungen unternommen worden sind“. Die Umsetzung einiger dieser Schritte sei aufgrund der durch die anhaltende Pandemie verursachten Einschränkungen schwieriger als erwartet.
„Wir sind derzeit in Gesprächen mit der Cannabisagentur, um den Zeitplan für die ersten Lieferungen zu präzisieren“, sagte Schetter.
Der Geschäftsführer von Aphria Deutschland, Hendrik Knopp, gab an, dass das Unternehmen mit einer leichten Verzögerung bei der Fertigstellung der Inneneinrichtung konfrontiert sei. „Unter der Annahme, dass alle Inspektionen des BfArM und der lokalen Behörden wie geplant stattfinden, erwarten wir die erste Ernte im 1. Quartal 2021″. Demecan-Geschäftsführer Constantin von der Groeben zeigte sich wenig zuversichtlich und betonte, dass man in diesem Jahr nicht mehr dazu in der Lage sei, medizinisches Cannabis für den kommerziellen Vertrieb zu ernten.
„Unser Ziel ist es, umgehend mit dem Anbau der Pflanzen zu beginnen, um die Lieferung an das BfArM so schnell wie möglich im neuen Jahr zu gewährleisten“, so von der Groeben.