Markus Söder will sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) nun vermehrt für die Schulung bayerischer Mediziner im Bereich medizinisches Cannabis einsetzen. Bereits letzte Woche meldete die DHV Ortsgruppe München, dass sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder in seiner Bürgersprechstunde im Rosenheimer Rathaus dafür aussprach, dass Ärzte im Freistaat in Zukunft besser über medizinisches Cannabis geschult werden sollen.
Schulungen für bayerische Ärzte
Seit über einem Jahr können Patienten nun bei ihrer Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme der Therapie mit medizinischen Cannabisblüten und -extrakte oder Dronabinol sowie andere Fertigarzneimittel auf Cannabis-Basis stellen. Immer wieder berichten Patienten von extremen Schwierigkeiten mit der zuständigen Kasse. Doch das Problem vieler Betroffenen beginnt schon oft früher. Und zwar mit der Suche nach einem geeigneten Arzt, der dazu bereit ist, ein Rezept für Cannabis auszustellen. Söder erklärte, die Mehrheit der Ärzte in Deutschland befürworte den Einsatz von Cannabis in der Medizin. Die Zahlen im größten Bundesland Deutschlands sagen jedoch etwas anderes. Bisher wurde dort von weniger als 1 % der Ärzte ein derartiges Rezept ausgestellt.
Die DHV Ortsgruppe München erklärt, dass aufgrund der jahrzehntelangen Kriminalisierung Cannabis nicht Bestandteil der schulmedizinischen Ausbildung gewesen sei und deshalb ein enormer Bedarf an Schulungen für die Bayerische Ärztekammer und die KVB bestünde.
Sehr hoher Bedarf an medizinischem Cannabis in Bayern
Aus den von AOK und Barmer veröffentlichten Zahlen geht hervor, dass in Bayern bundesweit die meisten Anträge auf eine Kostenübernahme einer Cannabis-Therapie gestellt wurden. Insgesamt erhielt die AOK in ganz Deutschland bis Februar 2018 9.000 Anträge. 2300 davon allein aus Bayern. Die Barmer Ersatzkasse verbuchte insgesamt 826 Anträge, von denen 71 % genehmigt wurden.
Man wird abwarten müssen, ob den Forderungen von Söder nachgegangen wird. Die bessere Schulung von Ärzten könnte zu einer Änderung der Einstellung und eventuell zu mehr Offenheit gegenüber einer Therapie mit medizinischem Cannabis führen. Kürzlich bekam ein Mediziner aus München gerade die Einstellung des bayerischen Staates zu medizinischem Cannabis zu spüren. Der bayerische Mediziner ist dafür bekannt, neben der Schulmedizin auch natürliche Therapiemöglichkeiten in Betracht zu ziehen, darunter die Behandlung mit Cannabis.
Razzia bei Cannabis-Arzt
Der auf Naturheilverfahren spezialisierte Mediziner hat sich auf Cannabis spezialisiert und hilft damit Menschen aus ganz Deutschland. Jetzt bekam er Besuch von der Staatsanwaltschaft München, die seine gesamten Patientenakten zur Überprüfung beschlagnahmte.
Mit über 500 ausgestellten Privatrezepten für Cannabisblüten zählt der bayerische Mediziner zu den Ärzten mit den meisten Cannabispatienten in ganz Deutschland. Nach eigener Auskunft zählt er auch zu den Ersten seines Fachs, die Cannabis verordneten. Trotz des seit März 2017 geltenden Gesetzes, nach dem Cannabis bei schwer kranken Personen als Medizin verordnet werden kann, erregte er durch die Bestellung zahlreicher Betäubungsmittelrezepte die Aufmerksamkeit der Staatsanwaltschaft München.
Dabei scheint der Arzt jede erdenkliche Sicherheitsvorkehrung zu treffen, um nicht von Freizeitkonsumenten ausgenutzt zu werden. Die Rezepte lagere er in einem Safe und seine Praxis sei mit einem zusätzlichen Sicherheitsschloss gesichert, so der Mediziner gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Außerdem arbeite er mit einem Anwalt zusammen, um die Echtheit der Vorbefunde seiner Patienten überprüfen zu können. Zudem müssen Patienten schriftlich bestätigen, dass Arztberichte nicht gefälscht wurden. Der bayerische Staat überprüft die Dinge vorwiegend im Hinblick auf Cannabis jedoch lieber selbst.
Wie es in diesem Fall weitergeht und ob das Misstrauen der Münchner Behörden berechtigt ist, bleibt abzuwarten. Das Beispiel zeigt jedoch das Misstrauen des bayerischen Staates gegenüber der jahrtausendealten Nutz- und Heilpflanze. Wenn die Forderungen von Markus Söder Anklang finden, wären der nächste Schritt wohl Aus- und Weiterbildungen für die Staatsanwaltschaft, damit Ärzte, die einer Therapie mit Cannabis offen gegenüberstehen, keine Repressionen mehr zu befürchten haben. Ein weiterer möglicher Grund, warum sich viele Mediziner nicht mit diesem Thema auseinandersetzen.