Es ist schon interessant zu beobachten, wie sowohl durchs Internet, als auch durch die Straßen so langsam die Aufschrei-Aktionen für eine Cannabis-Legalisierung zunehmen. Cannabis soll endlich legalisiert werden. Am besten für alle, und zwar so schnell wie möglich. Immerhin machen es einige Bundesstaaten doch erfolgreich vor. Es stimmt, dass die Legalisierungswelle in den USA stark zugenommen hat und dennoch wissen wir nicht, wie sich diese Entscheidungen im Laufe der Zeit noch entwickeln. Bislang hat man die Legalisierungsmodelle noch nicht bereut, im Gegenteil, es tut der Wirtschaft gut und vielen Patienten ebenfalls. Und nebenbei erfreuen sich auch diejenigen am Konsum, die das einfach nur für den reinen Genuss tun wollen. Nun sind wir aber nicht in den USA und wir fragen uns zu Recht, was denn nach einer möglichen Legalisierung auf uns zukommt? Immerhin haben immer noch knapp die Hälfte aller Deutschen, primär in fortgeschrittenem Alter, Angst vor einer Legalisierung.
Chancen und Risiken einer Legalisierung
In Kalifornien darf man jetzt auch zur Entspannung kiffen. Der bevölkerungsreichste Staat in den USA hat dies am 8. November offiziell beschlossen und der Volksentscheid sprach sich mit knappen 55 Prozent für eine komplette Legalisierung aus. Die Droge ist ein völlig legales Genussmittel, der Staat plant dabei den Anbau und Verkauf zu regulieren, zu kontrollieren und zu besteuern. Und auch in Deutschland haben wir laut einer Umfrage aktuell knapp über die Hälfte der Menschen auf die Seite der Legalisierung bekommen. Würde man also am heutigen Tage darüber abstimmen, so könnte es zwar knapp werden, die Chancen jedoch, den Legalisierungskampf zugunsten der Befürworter zu gewinnen, sind relativ hoch. Cannabiskonsum sollte nicht länger strafbar sein, das sehen zumindest sehr viele Deutsche. Und schon gar nicht für Menschen, die damit ihre krankheitsbedingten Symptome lindern. Aber:
Was würde eine Legalisierung wirklich bedeuten?
Es ist natürlich davon auszugehen, dass ein Anstieg im Konsum selbst in absehbarer Zeit passieren würde, keine Frage. Allerdings gibt es auch keine wirklich belegten Studien darüber, dass Menschen aufgrund von Legalisierung mehr kiffen würden. Der Bundesstaat Colorado legalisierte bereits im Jahre 2014 das Cannabis und dort stieg der Konsum bis heute nur leicht an. Laut einem Bericht der Drogen- und Kriminalitätsabteilung der UN ist der Anstieg der Konsumenten erschreckend gering, man wäre von mehr ausgegangen. Und die anderen Staaten können sich bislang auch von diesen Zahlen abheben, dort ist es nämlich genauso. Es ist also das belegt, wovon auch in Deutschland viele Menschen ausgehen. Wer jetzt kifft, der wird dies auch weiterhin und in gleichem Maße tun. Wer nie gekifft hat, der wird es womöglich ausprobieren, um dann zu dem Entschluss zu kommen, dass es nichts für ihn ist. Mehr würde nicht passieren. Das Bild von vielen kiffenden Jugendlichen auf den Straßen ist also eher unglaubwürdig.
Cannabisgegner meinen jedoch, dass die Hemmschwelle zum Kiffen sinkt, sobald dies nicht mehr strafbar sei. Befürworter berufen sich auf das Beispiel der geringen Legalisierung in den Niederlanden, wo der Verkauf kleiner Mengen schon seit 1976 erlaubt ist. Auch hier ist die Anzahl der kiffenden Menschen nicht höher als woanders. Knapp 8 Prozent der niederländischen Bevölkerung konsumiert Cannabis, in Deutschland sind es knapp 4,5 Prozent, Italien liegt bei rund 9 und Frankreich bei 11 Prozent. Und das, obwohl diese Länder allesamt sehr strenge Cannabisgesetze haben.
Aber es geht uns auch nicht nur um den Eigengenuss, wichtig sind in erster Linie die Menschen, denen bislang der Zugang zu medizinischem Marihuana verweigert wird und das ist ein absolutes No-Go.
Angst vor der Einstiegsdroge
Legalisierungsgegner warnen vor der gefährlichen Einstiegsdroge Cannabis. Und auch hier sind die Niederlande wieder ein anschauliches Beispiel, denn dort konsumieren die Menschen nicht mehr harte Drogen, seit Kiffen legal ist. Demnach kann gesagt werden, dass Marihuana Raucher nicht so schnell auf Kokain oder Heroin umsteigen.
Kiffen hat Risiken
Der Hauptwirkstoff in Cannabis ist das bekannte THC. Dieses hat jedoch ein vergleichsweise geringes Suchtpotenzial, nur 9 Prozent der Raucher werden auch langfristig psychisch abhängig. Ähnlich wie es bei herkömmlichen Zigaretten der Fall ist. Eine körperliche Abhängigkeit ist jedoch wirklich selten. Nikotin aus Tabak macht hingegen weitaus süchtiger, sogar 68 Prozent aller Raucher sind langfristig an den Zigarettenkonsum gebunden. Kokain und Alkohol kommt dabei sogar auf 21–23 Prozent, also doppelt so viel wie THC. Man sagt auch, dass Menschen, die Cannabis in einem Joint mit Tabak mischen, ein höheres Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Ja, das mag natürlich stimmen, liegt aber vor allem am Tabak.