Nachdem klar wurde, dass die möglichen Koalitionspartner FDP und Grüne die Legalisierung von Cannabis befürworten, mischen sich nun die Polizeigewerkschaften in die Debatte ein. Die SPD denkt über Modellprojekte nach.
Die Aussagen des Bundesvorsitzenden der Polizeigewerkschaft (GdP) Oliver Malchow wirken, als wolle die Gewerkschaft noch einmal alles mobilisieren, um eine Cannabis-Legalisierung zu verhindern. Studien legen allerdings nahe, dass die Freigabe des Genussmittels für Erwachsene Justiz und Polizei spürbar entlasten würde. Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte Malchow, es ergebe keinen Sinn, neben dem legalen, aber gefährlichen Alkohol die Tür für eine weitere gefährliche und oft verharmloste Droge zu öffnen. „Es muss endlich Schluss damit sein, den Joint schönzureden“, so der GdP-Bundesvorsitzende.
Cannabis sei nicht nur eine Einstiegsdroge, sondern auch wegen der Unkontrollierbarkeit der Zusammensetzung eine Gefahr. Dass der Konsum von Cannabis durch eine Legalisierung nicht zwangsläufig ansteigt, zeigt ein Blick in die USA, wo Cannabis in mehreren Bundesstaaten freigegeben wurde. Aus einem Artikel, der in der Fachzeitschrift Jama Pediatrics erschien, geht hervor, dass eine Legalisierung des Genussmittels den Konsum von Jugendlichen nicht begünstigt. Für die Studie haben US-Wissenschaftler Antworten von mehr als 1,4 Millionen Jugendlichen auf die Frage nach ihrem Cannabiskonsum ausgewertet.
Cannabis-Legalisierung weitaus weniger „schlimm“ als befürchtet
Die Analyse brachte überraschende Ergebnisse. Zum einen heißt es, dass Jugendliche nicht mehr Cannabis konsumieren als vor der Legalisierung. Die High-School-Schüler gaben überwiegend dieselben Antworten, wie vor dem drogenpolitischen Paradigmenwechsel in den jeweiligen Bundesstaaten. Zum anderen stellten Wissenschaftler die vorläufige Hypothese auf, dass Jugendliche insgesamt sogar weniger Gras konsumieren als vor der Freigabe.
Ähnliche Zahlen liefert das Nachbarland Niederlande. Obwohl Cannabis dort für Erwachsene erhältlich ist, gibt es in dem Land weniger Konsumenten als zum Beispiel in Frankreich oder Italien, wo restriktivere Cannabis-Gesetze gelten. Zudem besteht in einem geregelten Markt die Möglichkeit, die Zusammensetzung der Wirkstoffe sowie deren Konzentration zu überwachen. Die Folge davon ist, dass Konsumenten immer genau wissen, was und wie viel im gewünschten Cannabisprodukt enthalten ist.
Unterdessen gehen die Sondierungsgespräche zwischen FDP, Grüne und SPD weiter. FDP und Grüne sind für eine Legalisierung von Cannabis für Erwachsene und fordern den freien Verkauf in lizenzierten Fachgeschäften. Die SPD befürwortet eine regulierte Abgabe an Erwachsene und will diese erst einmal anhand von Modellprojekten testen.