Seit dem 17. Oktober 2018 dürfen Erwachsene Kanadier ganz legal Cannabisprodukte kaufen. Der überfällige Schritt freut besonders Konsumenten, die für ihr harmloses Hobby nicht mehr kriminalisiert werden. Ärzte sehen diese Entwicklung eher kritisch. Die Ärztevereinigung CMA warnt vor dramatischen Folgen.
Kaum legal gab es auch schon die ersten Meldungen über leer geräumte Geschäfte. Je nach Provinz können 18 und 19 Jahre alte Kanadier Cannabis legal in Fachgeschäften kaufen. Zudem darf man, je nach Provinz, bis zu einer Unze bzw. 30g bei sich haben, ohne mit strafrechtlichen Folgen rechnen zu müssen.
Damit ist Kanada die erste große Industrienation und nach Uruguay das zweite Land, das Cannabis vollständig legalisiert. Zu medizinischen Zwecken ist Cannabis in Kanada schon seit 2001 erlaubt.
Der Andrang in der Nacht zu Mittwoch vor den Verkaufsstellen überrascht nicht allzu sehr, schließlich zählt Kanada zu den Ländern, in denen pro Person am meisten Cannabis konsumiert wird. Mit der Legalisierung hält Premierminister Justin Trudeau eines seiner wichtigsten Wahlversprechen. Man wolle damit nicht nur den Schwarzmarkt austrocknen, sondern auch Produktion, Vertrieb und Konsum regulieren. Zudem verbessere sich der Jugendschutz und Erwachsene könnten nun sicher konsumieren.
Ärzte gegen die Legalisierung
Doch neben der ganzen Freude unter Hanfliebhabern stößt die Entscheidung auch auf Kritik. Die kanadische Ärztevereinigung CMA bezeichnete das neue Gesetz als landesweit unkontrolliertes Experiment. Kritische Stimmen kommen auch von deutschen Ärzten, die damit den Fahrplan der Bundesdrogenbeauftragen Marlene Mortler unterstützen.
Die fränkische CSU-Politikerin unterstrich gegenüber dem Deutschlandfunk ihre Haltung gegenüber einer Cannabis-Freigabe in Deutschland. „Der Jugendschutz wird durch diese Freigabe massiv durchlöchert“, stellte Mortler klar. Zudem kritisierte sie das Zeichen, das Kanada mit diesem Schritt sendet. Das Thema würde dadurch verharmlost und die Stärkung des Jugendschutzes sei bloß ein Vorwand, so Mortler weiter.
FDP, Linke und Grüne für die Legalisierung von Cannabis in Deutschland
Ganz anders die Töne aus den Reihen der FDP. Immer wieder bekräftigen die Liberalen ihre Forderung nach einer Freigabe von Cannabis in Deutschland. Der kontrollierte Verkauf schütze Konsumenten und stärke – siehe da – den Jugendschutz.
Die Opposition hält also an demselben Argument wie Trudeau in Kanada fest, das von Marlene Mortler als „Vorwand“ abgetan wird. Dabei liegen die Vorteile für Minderjährige auf der Hand. Auf dem Schwarzmarkt fragt niemand nach dem Ausweis und es besteht die Chance, von einem Dealer auch härtere Drogen angeboten zu kommen. Von der Kriminalisierung der Konsumenten und Steuereinnahmen in Millionenhöhe ganz zu schweigen.
Gut zu sehen am Beispiel Alkohol und Tabak. Beide Drogen sind in Deutschland legal und nur unter bestimmten Auflagen erhältlich. Der Verkauf ist geregelt, die Inhaltsstoffe werden auf Reinheit und Stärke getestet und man „weiß, was man bekommt“. Eine ähnliche Vorgehensweise bei Cannabis würde Verbrauchern extrem zugutekommen, denn man hätte viel klarere Vorstellungen von dem, was man konsumiert.
Ähnlich sieht das auch die stellvertretende FDP-Bundesfraktionsvorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Es sei an der Zeit, Gerichte und Polizei zu entlasten. Die zu erwartenden Steuereinnahmen müssten in Jugendschutz und Prävention investiert werden, forderte sie gegenüber dem Spiegel.
Unterstützung bekommt Strack-Zimmermann von den Grünen. Zum Tagesspiegel sagte Grünen-Politiker Cem Özdemir, die schwarz-rote Verbotspolitik sei krachend gescheitert und verdeutlicht damit seinen Unmut über die aktuelle Drogenpolitik der Bundesregierung. Der Schwarzmarkt blühe und es gebe weder einen funktionierenden Jugend- noch Gesundheitsschutz, so Özdemir.