Zum Ende des Jahres 2018 legalisierte Thailand Cannabis für den medizinischen Gebrauch. Es war somit das erste Medizinalhanf-Gesetz in Südostasien. Jetzt wollen Cannabis Befürworter noch einen Schritt weiter gehen und die Legalisierung für den persönlichen Konsum in der Freizeit vorantreiben. Hat dieses Vorhaben angesichts der bisher extrem strengen Gesetzgebung des Königreichs eine reelle Chance?
Die medizinische Legalisierung öffnet die Debatte über den Freizeitkonsum
Bisher hat in Thailand kaum ein Politiker gewagt, eine Legalisierung von Cannabis zu fordern. Auch die Liberalisierung zugunsten der therapeutischen Nutzung kam überraschend durch einen königlichen Erlass zustande. Und sie scheint den Nebeneffekt mit sich zu bringen, dass das Thema Cannabis nun allgemein offener diskutiert wird. Dennoch hat noch nie ein Kandidat für die Position des thailändischen Premierministers öffentlich seine Überzeugung für einen liberalen Umgang mit Cannabis kundgetan. Das ist auch kein Wunder. Denn bei den harten Strafen, mit denen bereits der Besitz geringer Mengen geahndet wird, möchte wohl kaum ein Spitzenpolitiker mit der Hanfpflanze in Verbindung gebracht werden.
Erster Vorstoß eines thailändischen Spitzenpolitikers für Cannabis
Inzwischen ist genau das geschehen. In einer in Asien beispiellosen öffentlichen Erklärung konstatierte Anutin Charnvirakul, Vorsitzender der Bhumjaithai Partei, dass Marihuana keine Droge ist, die illegal sein sollte. Die Bhumjaithai Partei ist eine der politischen Fraktionen, die sich am 24. März für die lange erwarteten Parlamentswahlen in Thailand aufstellen ließen. Da das Land seit einem Putsch im Mai 2014 vom Militär unter dem General Prayut Chan-O-Cha regiert wird, sind es die ersten Wahlen seit 2011. Anutin sieht in Cannabis den vielseitigen medizinischen Nutzen, der zum Beispiel bei Alkohol und Tabak nicht gegeben ist.
Die Legalisierung wird zentrales Wahlkampfthema
Die Bhumjaithai Partei macht die Cannabis-Legalisierung zu einem zentralen Wahlkampfthema. Daher herrscht in vielen Straßen Thailands nun ein ungewöhnliches Bild, denn die Wahlkampfplakate zieren große Cannabisblätter. Anutin erklärte in seiner Wahlkampfrede, dass er sich auf keine Regierungskoalition einlasse, die nicht die vollständige Legalisierung von Cannabis befürwortet. Neben den medizinischen Möglichkeiten, die der Umgang mit Cannabis eröffnet, hebt der Hoffnungsträger der Cannabisbefürworter Thailands auch die ökonomischen Vorteile eines legalen Marktes hervor. Darin sieht er eine große wirtschaftliche Chance, nicht nur für Konzerne, sondern für die Bevölkerung allgemein.
Die Bevölkerung soll sich am nationalen Handel mit Cannabis beteiligen
Die Vorstellungen Anutins, wie eine künftige Cannabis-Gesetzgebung aussehen könnte, sind ziemlich konkret. Dementsprechend soll jeder Haushalt bis zu sechs Pflanzen privat anbauen können. Diese sollen je Pflanze Cannabis im Wert von etwa 70.000 Baht (2240 US-Dollar) erzeugen. Dies könnten die Bürger dann an staatliche Agenturen abgeben, die ihnen den entsprechenden Preis bezahlen. Natürlich könnten die Bürger ihr Cannabis aber auch selbst nutzen. Ähnlich wie Anutins Pläne für Cannabis läuft auch der Anbau von Zuckerrohr in Thailand ab. Momentan ist die Idee von legalem Cannabis in Thailand noch in weiter Ferne. Ob daraus eine Realität werden kann, darüber entscheidet die Parlamentswahl, die nach langer Verzögerung am 24. März endlich stattfinden soll.