Die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel für Erwachsene gilt seit Anfang April 2024 und auch medizinische Hanfprodukte auf Rezept werden nun verstärkt nachgefragt. Apotheken wie Lieferdienste berichten über Probleme beim Nachschub und schon gibt es Befürchtungen, dass Freizeitkonsumenten vielen Patienten dringend benötigte Cannabinoide wegnehmen.
Einfach so Gras kaufen geht natürlich nicht, aber wegen der Streichung von THC aus dem Betäubungsmittelgesetz fällt Ärzten die Verschreibung verständlicherweise leichter. An den pflanzlichen Wirkstoffen interessierte Bürger fragen den Doktor unverkrampfter nach Hanf, bezahlen Rezepte aus eigener Tasche und das sorgt für Lieferschwierigkeiten, wo wirklich kranke Menschen dann wochenlang auf ihre Medizin warten müssen.
Per Telemedizin an Hanfprodukte
Kein Problem, sagen entsprechende Dienstleister im Netz, bei denen man jetzt online rasch an ein passendes Cannabisrezept kommt – ohne eine echte Arztpraxis aufzusuchen! Anbieter berichten von sechsstelligen Patientenzahlen allein in den ersten Wochen seit der Legalisierung, die ohnehin nur den Realitäten im Land Rechnung endlich trägt, schließlich gehen Experten von mehr als zwei Millionen Hanfkonsumenten in Deutschland aus.
Weil die keine der eigentlich fest zugesagten Fachgeschäfte für Haschisch und Marihuana zum Cannabis kaufen bekommen, versuchen es viele Leute eben über den Umweg Praxis und Apotheke. Kurz beim Hausarzt vorbei oder im Internet fünf Minuten Sprechstunde per Telemedizin und schon hat man mittlerweile eine Verordnung für Cannabinoide in der Tasche! Selbst wenn die Preise für therapeutische Grasblüten hierzulande oft noch astronomisch hoch sein mögen und keine Krankenkasse zahlt, wird trotzdem gekauft, was das Zeug hält.
Passionierte User von THC sind bei bester Ware offenbar ähnlich bereit zum Geld ausgeben, wie das auch für Liebhaber von Wein und Spirituosen gelten mag. Nicht jeder hat Lust und Zeit auf den legalen Eigenanbau von bis zu drei Hanfpflanzen und legt sich lieber die nun offiziell erlaubten bis zu 50 Gramm per Rezept in den Schrank, qualitativ garantiert hochwertig und geprüft durch bundesdeutsche Arzneibehörden – leider in keiner ausreichenden Menge vorhanden.
Cannabis Legalisierung erlaubt keinen regulierten Fachhandel
Wie üblich gingen unsere Politiker von ganz anderen Verhältnissen aus. Man rechnete wohl mit ein paar Marihuana-Spots mehr im Garten und etwa weniger Stress für die Polizei, gab sich aber gegenüber der EU keine Mühe im Ringen um echten Fachhandel, was sozusagen den Kern einer Cannabis-Legalisierung außen vor lässt. Natürlich sind Hobby-Grower glücklich und wenn im Sommer die Cannabis Social Club zur gemeinschaftlichen Zucht von Hanfpflanzen einladen, wird das ein mindestens genauso fetziges Vereinsleben wie beim Fußballclub – alles wunderbar.
Doch wie kommen Leute an Hanfprodukte, die weder Lust auf Mitgliedschaft noch Gartenarbeit haben? Geschäfte gibt es ja keine und auch online Cannabis kaufen bleibt untersagt. Klar gehen wie zu Verbotszeiten weiterhin Schwarzmarkt und das Gras vom Dealer, der wegen fehlender Fachgeschäfte eben weiter dicke Geschäfte machen kann, ohne Kontrolle, ohne Lizenz und ganz nebenbei auch ohne einen Cent Steuern zu zahlen. Falls wirklich Polizisten auftauchen zur Taschenkontrolle, muss man schon mehr als 25 Gramm dabeihaben, um bestraft zu werden.
Patientenversorgung durch mehr Hanf-Lizenzen und höhere Importquoten absichern
Bürger schauen bei einer Cannabis-Freigabe verständlicherweise nach legalen Optionen und wenn es das Rezept vom Arzt ohne die ganzen nervigen Begleitumstände früherer Zeiten gibt, nimmt man zur Not auch höhere Preise in Kauf. Weder das allgemeine Interesse am THC noch die Geldbörse sind für Lieferschwierigkeiten beim Medizinalhanf verantwortlich, sondern eine miese Planung durch verantwortliche Behörden.
Um die Versorgung von Patienten abzusichern, braucht es Sofortmaßnahmen, sonst drohen schon ab Sommer völlig leere Regale! Nur eine Handvoll Lizenzen für Importeure und Großhändler, die plötzlich hunderte Kilo Marihuana in entsprechend therapeutischer Qualität mehr auftreiben müssen, reicht nicht aus. Sicher könnte man die Nachfrage beim Doktor auch durch neue Verbote und Restriktionen abschnüren, würde die Leute dadurch aber schlussendlich doch zu Dealern treiben und die Cannabis Legalisierung ad absurdum führen. Experten empfehlen Fachgeschäfte, aber dazu soll es bekanntlich erst mal jahrelange Modellprojekte geben.