Das irische Unternehmen Jazz Pharmaceuticals kauft GW Pharmaceuticals für umgerechnet 7,2 Milliarden US-Dollar. Der Milliardendeal könnte die medizinische Cannabisindustrie beflügeln und lässt die GW-Aktie in den USA um bis zu 49 % steigen.
GW Pharmaceuticals vertreibt das Medikament namens Epidiolex für Kinder mit schwerer Epilepsie, das im Juni 2018 von der US-amerikanischen Behörde für Arznei- und Lebensmittelsicherheit zugelassen wurde. Der Hauptwirkstoff des Medikaments Cannabidiol kann durch die Interaktion mit Rezeptoren des Nervensystems eine krampflösende Wirkung haben. Die Pflanzen, aus denen der Wirkstoff gewonnen wird, werden speziell im Hinblick auf einen hohen CBD-Gehalt mit einer geringen Konzentration des psychoaktiven Wirkstoffs THC gezüchtet.
Jazz Pharmaceuticals produziert verschiedene Krebsmedikamente und Arzneimittel für die Behandlung anderer Krankheiten und Beschwerden. Das bekannteste Produkt des irischen Produzenten ist allerdings das Narkolepsie-Medikament Xyrem, das 2019 einen Umsatz von umgerechnet 1,64 Milliarden Dollar erzielte.
Die Übernahme von GW Pharmaceuticals sei eine interessante strategische Ergänzung zum neurowissenschaftlichen Fokus von Jazz und erweitere das Unternehmen um eine Plattform innovativer Cannabinoid-Produktkandidaten und eine hochspezialisierte Fertigungsexpertise, so Analysten der Investment Bank SVB Leerink in einem Online-Bericht von Bloomberg.
Auswirkungen auf Aktienkurs
Die Nachricht über den Deal ließ die in den USA notierten Aktien des britischen Unternehmens GW Pharma um 46% steigen. Jazz-Aktien nahmen währenddessen um 1,0% ab. Experten gehen davon aus, dass dies nicht der letzte Deal sein werden, den man in diesem Sektor beobachten werde. Die Übernahme sei ein klares Zeichen dafür, dass die Pharmaindustrie den Wert und das zukünftige Potenzial von Medikamenten auf Cannabinoidbasis erkenne.
David Johnson, Vorstandsvorsitzender von Enveric Biosciences Inc., einem an der Nasdaq notierten Biotech-Unternehmen, das mit Cannabinoiden arbeitet, um Patienten mit Nebenwirkungen einer Krebstherapie zu helfen, bestätigt diese Vorahnung gegenüber Market Watch. Die Transaktion sei eine weitere Bestätigung dafür, dass gründlich erforschte und entwickelte medizinische Cannabinoide ein erhebliches Potenzial hätten, um den ungedeckten medizinischen Bedarf von Patienten zu decken.