Am 04.07.2015, dem vermutlich heißesten Tag im ganzen Jahr, fuhren die Hanffreunde Münster DHV Ortsgruppe und die befreundeten Hanffreunde Osnabrück nach Warendorf, um „Münsterland Hanf“, einen Hanfhof, zu besuchen. Hier wird 2015 zum ersten Mal EU zertifizierter Faserhanf angebaut. Da die Hanffreunde aus Münster immer wieder aus den Medien bekannt sind, kam Frank von Münsterland Hanf sie bei einem ihrer Treffen besuchen, stellte sich vor und lud alle ein.
Hanffreunde Münster DHV Ortsgruppe und Hanffreunde Osnabrück im Hanffeld
Frank ist Landwirt und kann sich den Anbau von EU zertifizierten Faserhanf deswegen genehmigen lassen. Andere Landbesitzer können sich dieses nicht so einfach bis gar nicht genehmigen lassen und Gartenbesitzer gar nicht. Der „Münsterland Hanf“ Hof baut zum ersten Mal Faserhanf an, der bereits im April gesät wurde. Mit mehr Regen wäre er gewiss schon größer, somit waren es bei den noch jungen Hanfpflanzen immerhin nicht so viele Schnecken in den Hanfspitzen. Die unteren Blätter der Pflanzen wurden bereits geerntet, getrocknet und zum Teil zu Tee verarbeitet.
Es handelt sich um „Jung & Mild“, einen Hanftee, den es ansonsten nicht im Handel gibt. Frank erntet die unteren Blätter der hochgeschossenen Pflanzen bevor diese verwelken. Bei einem Hektar, der 10.000 m² entspricht, fallen einige schweißtreibende Arbeitsstunden an. Getrocknet wird alles in Netzen, die in der Scheune übereinander aufgehangen werden. Weiter verarbeitet wird es in einer nahen Behindertenwerkstätte, um die nötigen hygienischen Bedingungen einhalten zu können.
Man freut sich bereits auf die Haupternte: Die Hanfblüten werden geerntet, bevor sich die Samen ausbilden werden. Outdoor kann kaum Sensimilla angebaut werden, da die Pollen weit fliegen können sowie Faserhanf häufig zwitterig ist, damit man alle Fasern und nicht nur die der männlichen oder weiblichen Pflanzen verwenden kann.
Der Hanftee „Jung & Mild“ hat ein ganz eigenes Aroma, welches auf dem hinteren Gaumen abrollt.
Vermutlich war der Tee etwas stark. Der Geschmack wird vielen gewiss liegen sowie bald auch weitere Teesorten im Angebot zu haben sein werden. Auch Hofhonig wird geboten.
Da es sich um das erste Geschäftsjahr handelt und die Website aufgrund eines WDR-Drehtermins bereits online ist, können Bestellungen vielleicht noch nicht direkt bearbeitet werden. Der Bericht wird am 06.07.2015 gegen 21 Uhr auf dem WDR in der Sendung „Markt“ ausgestrahlt.
Münsterland Hanf: Keine typische Landwirtschaft
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Landwirtschaft nicht nur in Deutschland industrialisiert. Die Gebäude und Maschinen sind größer geworden, die Bauern spezialisieren sich zunehmend und kaum einer verkauft auf dem Markt, sondern es wird alles an Großabnehmer gegeben. Der Gegentrend lautet „Hofverkauf“ sowie sich der klassische Markt auch am Gegentrend erfreut. Ein typischer Landwirt macht Masse und wenn Handarbeit gefragt ist, beschäftigt er Saisonarbeiter.
Münsterland Hanf hingegen ist eine Landwirtschaft wie aus einer anderen Welt: Es gibt keine große Hofstelle, keine Traktoren für Neupreise über 100.000 Euro und es wird lediglich ein ha Land mit Hanf bebaut, wenn man den Gemüsegarten vom Grundstück nicht dazu rechnet. Es handelt sich bei der Landwirtschaft um einen Traum und nicht den Wunsch, den dicksten Traktor im Dorf zu haben.
Es wird naturverbunden gearbeitet und der Hanf passt hier exakt ins Bild: Ohne Dünger und Spritzmittel wächst er und verbessert dabei sogar noch den Boden!
Wie man Hanftee anbaut
Faserhanf wird in Reihen mit wenigen cm Abstand angebaut, Saathanf mit etwas größerem Reihenabstand und Hanftee auf dem Münsterland Hanf Hof hat einen Reihenabstand von 20 bis 30 cm. Das ist immer noch zu wenig, da man zwischen dem Hanf laufen und Blätter rupfen können muss. Vieles muss von Hand direkt an der Pflanze gemacht werden, ohne die anderen Pflanzen dabei umzutreten. Die Faserpflanzen sehen auf dem Hanftee Feld von Münsterland Hanf viel kräftiger aus und sogar zarte Seitentriebe bilden sich.
Dieses ist für ein Faserhanffeld zur Fasergewinnung absolut untypisch, da der Hanf eng an eng nur in die Höhe wachsen kann. Das Feld ist Wiesenumbruch und somit ist viel Unkrautsaat im Boden. Mit dem breiten Reihenabstand konnte der Faserhanf dieses nicht komplett unterdrücken, aber selbst hoch wachsendes Unkraut wird gerade überwuchert. Zwei Meter haben die Pflanzen bereits, da kommt das Unkraut nicht mehr mit.
Aus den Erfahrungen aus dem ersten Jahr möchte man lernen, um es in den folgenden Jahren besser zu machen. Der Hanf soll vorwiegend zu Hanftee und allerhöchstens zu anderen legalen Hanfprodukten verarbeitet werden, wobei möglicherweise auch Theorieseminare gegeben werden, wie man aus Faserhanfblüten CBD für die medizinische Nutzung selber extrahieren kann. Bei derartigen CBD-Extrakten konzentriert man allerdings nicht nur das CBD, sondern auch das THC und könnte möglicherweise über die erlaubten 0,2 % kommen. Oder man müsste das Extrakt direkt wieder strecken.
Allerdings wären die Kurse dennoch für Schweizer Gäste interessant, denn dort dürfen Hanfprodukte bis 1 % THC enthalten und legal gehandelt werden. Für die EU gilt 0,2 % THC als Höchstwert. Sollte der Spaßgedanke aufgegriffen werden, Natururlaube für Burnout Manager anzubieten, kommen vielleicht wirklich viele Schweizer zum Lernen auf den westfälischen Hanfhof.
Auch Hanfbauern müssen von irgendwas leben, denn die Liebe zur Natur reicht in unserer Welt leider nicht mehr aus und deswegen wird das Hanfteefeld durch einen Elektrozaun gesichert.
Weitere Besuche auf dem Münsterland Hanf Hof
Alle Hanffreunde Münster DHV Ortsgruppe und Hanffreunde Osnabrück wurden eingeladen, während der Ernte zu helfen und nach dieser wieder zu kommen, um erneut den Hanftee zu probieren. Dann können die Teesorten vom Münsterland Hanf Hof miteinander verglichen werden und spätestens dann kann regulär bestellt werden. Möglicherweise erscheint ein Folgebericht.