Anfang Juli wurde bekannt, dass die Consulting-Agentur McKinsey im Auftrag der libanesischen Regierung einen Plan zur Sanierung der maroden Wirtschaft erstellte. Dieser 5-Jahres-Plan empfiehlt dem Land unter anderem die Legalisierung von medizinischem Cannabis und die industrielle Produktion, mit dem Ziel Exporteur für den Medizinalhanf zu werden.
Zwei Fliegen mit einer Klappe
Nach langen Jahren der Versuche, den Cannabisanbau im Libanon einzudämmen, indem Felder zerstört oder der Anbau alternativer Feldfrüchte, etwa der Weinbau, gefördert wurde, wird Cannabis von der Regierung jetzt als Chance wahrgenommen, das hoch verschuldete Land aus der Misere zu holen.
Nach Afghanistan und Marokko ist Libanon der drittgrößte Cannabisproduzent der Welt, und das, obwohl es seit Langem verboten ist. Der größte Teil der illegalen Ernten wird nach Syrien, Israel, Jordanien, Zypern oder in die Türkei exportiert. Die medizinische Nutzung soll nun auch hier eine Tür öffnen, um die Pflanze, die dort in einem hervorragend geeigneten Klima eine hervorragende Qualität erreichen kann, für die Ökonomie des Landes brauchbar machen zu können. Auch sollte die Legalisierung des Anbaus unter staatlicher Kontrolle der organisierten Kriminalität das Wasser abgraben, denn die Region, in der im Libanon der meiste Hanf angebaut wird, das Bekaa-Tal, liegt großteils im Einflussbereich der Hisbollah Miliz.
Der Haken
Die Hanfbauern aus dem Bekaa-Tal befürchten nun, dass dem Cannabis ein preislicher Verfall drohe, wenn der Staat das Geschäft in den legalen Wirtschaftskreislauf integrieren und selbst Profit machen will. Durch die neue regulierte und kontrollierte Situation könnten zum Beispiel auch die Kosten für den Anbau steigen. Größere Anbauflächen oder höhere Produktionskosten durch staatliche Regulierungen für den medizinischen Anspruch, aber auch Faktoren wie die hohe Korruption der Politiker und Behörden könnten einer Preisstabilität, die der aktuelle illegale Handel bietet, gefährlich werden.
Keine grundlose Furcht
Ob die Anbauflächen im Falle einer Legalisierung des Anbaus begrenzt werden, um einem eventuellen Preisverfall vorzubeugen und damit die Interessen und Existenzen der Hanfbauern im Bekaa-Tal zu schützen, bleibt genauso unbeantwortet wie die Frage, ob die Gewinne, die das Cannabis Geschäft einmal erzielen wird, am Ende nicht wirklich in korrupten Kanälen versickern.