Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte vor geraumer Zeit einige Änderungen in der Praxis mit medizinischem Cannabis in Erwägung gezogen, die hauptsächlich in der Gemeinschaft der Patienten nicht gut aufgenommen werden konnten. Sollten die Vorschläge so festgelegt und umgesetzt werden, würde das für viele Menschen den Zugang zu einer Cannabistherapie drastisch erschweren. In einer Onlineveranstaltung hatte MdB Kirsten Kappert-Gonther und Michael Greif, Sprecher der LAG Drogenpolitik Berlin, andere Sichtweisen vorgestellt und sind dazu mit Patienten und anderen Interessierten in den Dialog gegangen.
Grüne und LAG Drogenpolitik mit ähnlichen Vorstellungen zu Cannabis als Medizin
Der ehrenamtliche Sprecher der Landesarbeitsgruppe Drogenpolitik Berlin und Cannabis-Sachverständige Michael Greif hat die Zoom Konferenz als Moderator geleitet, in der die grüne Gesundheitspolitikern Kirsten Kappert-Gonther die Haltung ihrer Fraktion zu den Vorschlägen des G-BA erläuterte. Michael Greif stellte im Anschluss einen Entwurf für ein Positionspapier vor, welches ein insgesamt recht schlüssiges Konzept für die Verbesserung der Patientenversorgung mit Medizinalcannabis beinhaltete.
G-BA Vorschläge werden Versorgungslage verschlechtern
Einer der Schwerpunkte, der auch im G-BA Entwurf als besonders alarmierend empfunden wurde, war die Beschränkung der Verordnungserlaubnis auf spezifische Fachärzte. Hausärzten wäre die Verschreibung dann verboten. Das wäre für viele Patienten fatal, die für ihr Rezept vielleicht enorm weite Strecken zurücklegen müssten. Andere hätten vielleicht überhaupt keinen Zugang mehr zur Cannabistherapie und wären gezwungen, sich auf dem Schwarzmarkt zu versorgen. Bestehenden Hürden und Problemen wie dem Genehmigungsvorbehalt der Krankenkassen hat sich der G-BA sich leider nicht gewidmet. Hier sind bislang keine Verbesserungen für die Patienten in Sicht. Über den dringend herrschenden Handlungsbedarf waren sich wahrscheinlich alle Teilnehmer der Online-Diskussion einig.
Straffreier Eigenanbau durch Patienten als Option für finanziell schwächere
Auch wenn sich viele Meinungen der Diskussionsteilnehmer prinzipiell überschnitten haben, so gab es dennoch ein paar Differenzen in den Ansichten. Zum einen war man sich uneins, ob in den Apotheken die vorgeschriebenen Überprüfungen bei Cannabisblüten stattfinden müssen, die den Preis der Medikamente erhöhen, aber eine gewisse Sicherheit hinsichtlich der Qualität der Produkte gewährleisten.
Zum anderen war auch der straffreie Eigenanbau bei Patienten ohne Kostenübernahme und mit geringen finanziellen Mitteln thematisiert worden. Die Geschäftsführerin des Cannabis versorgenden Apotheken e. V. Dr. Christiane Neubaur sieht den Eigenanbau als Rückschritt, von dem aus man den Fortschritt des Cannabis als Medizin Gesetzes gemacht habe. Dennoch sprechen gute Argumente dafür, dass ein Patient, für den eine Versorgung mit Cannabis von der Apotheke aus einem zwingenden Grund nicht möglich ist, sich selbst mit einer dringend benötigten Medizin versorgen kann.
Wie sich der facettenreichen Diskussion entnehmen ließ, ist der Weg bis zu einer wirklich patientenorientierten Praxis noch weit und hat viele Baustellen bis zum Ziel. Die Ergebnisse der Veranstaltung sollen nun mit Kirsten Kappert-Gonther in die politische Debatte einfließen, die dann in einer Reaktion auf die finalen Beschlüsse münden, die der G-BA fassen wird. Da alle Zeichen hinsichtlich dieser Beschlüsse im Vorfeld auf mehr Restriktion stehen, stellt sich jetzt die Frage, ob sich durch das Engagement von Kirsten Kappert-Gonther und Michael Greif, sowie den vielen Experten (Franjo Grotenhermen, Maximilian Plenert etc.) noch etwas für die Patienten bewegen lässt.