Cannabis und dessen Wirkstoffe THC und CBD wird aus medizinischer Sicht schon seit einigen Jahren nachgesagt, dass damit verschiedene Erkrankungen behandelt werden können. Selbst psychische Leiden können laut Ärzten und Forschern durch den Einsatz des Pflanzenmaterials gemindert werden. THC wird bei Depressionen, ADHS, posttraumatischen Belastungsstörungen und Zwangsstörungen eingesetzt und CBD kann Angst lösend, antidepressiv und antipsychotisch wirken.
Doch in Berlin hat man auf Anfrage der AfD nun augenscheinlich herausgefunden, dass der Konsum des bislang nur auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Krautes zu Hunderten Behandlungen in Krankenhäusern aufgrund psychischer Störungen und Verhaltensstörungen geführt haben soll.
Circa 450 Fälle pro Jahr
Laut einer Antwort des Senates auf eine Anfrage der AfD wurden im Jahr 2018 circa 480 Personen bis zu einem Alter von 24 Jahren in den Kliniken der Stadt aufgrund des Konsums von Cannabinoiden behandelt. 2019 waren es circa 450 Menschen bis zu dieser Altersgrenze. Das Amt für Statistik für Berlin-Brandenburg entnahm diese Zahlen aus der Krankenhausdiagnosestatistik. Damit steht der Gebrauch von illegal gehandeltem Cannabis und dessen leider auch synthetisch hergestellten Cannabinoiden auf Platz 5 der Gründe für Behandlungsfälle betreffend psychischer Erkrankungen.
Auf Platz 3 finden sich dagegen durch Alkoholkonsum hervorgerufene Verhaltensstörungen. Am häufigsten sollen aber Behandlungen aufgrund von Depressionen stattgefunden haben. Gefolgt von psychischen Schäden wegen schwerer Belastungen und Anpassungsstörungen. Den vierten Platz belegten spezifische Verhaltensstörungen.
Bremer Psychiater weiß zu differenzieren
Der ärztliche Leiter der Ameos-Kliniken und Chefarzt des Ameos Klinikums Bremen, Prof. Dr. med. Uwe Gonther, wurde am 13. Februar im Gespräch beim Sendungsformat „buten un binnen“ mit ähnlichen Ergebnissen bezüglich gestiegener psychischer Störungen aufgrund von Cannabiskonsum konfrontiert. Der Mediziner macht aber direkt klar, dass er dennoch eine Freigabe für den Genusskonsum Erwachsener für sinnvoll hält.
Dazu differenziert er klar, dass eine angesprochene Versechsfachung psychischer Behandlungen wegen Cannabiskonsum im Zeitraum von 2000 bis 2018 auch mit anderen Dingen zu tun hätte, da eine derartige Störung niemals nur auf eine Ursache zurückzuführen sei. Auch sei die Unwissenheit über den Wirkstoffgehalt in Schwarzmarktgras ein nicht zu verachtender Faktor oder gar die Verbreitung von synthetischen Cannabinoiden mit extrem hohen THC-Werten. Bei der kontrollierten Abgabe wären diese Gefahren gebannt – und viele weitere.