Der Koordinator für Sucht- und Drogenfragen der österreichischen Regierung, Ewald Lochner, äußerte sich in einem Interview mit der Tageszeitung Der Standard über seine Meinung zu den geltenden Verboten sowie der aktuellen Drogenpolitik in Österreich.
Lange galt die österreichische Drogenpolitik bezüglich Cannabis vor allem im Vergleich zu den Gesetzen der deutschen Nachbarn als liberal. Stecklinge und Hanfsamen können dort legal gekauft werden. In letzter Zeit häufen sich jedoch Berichte über ein geplantes Ende des Verkaufs von Stecklingen und Samen.
Bezüglich Cannabis setzt man in Österreich, wie in den meisten Ländern der Erde, auf die Prohibition. Die Meinung von Ewald Lochner ist eindeutig. Für ihn sei ein gesellschaftlicher Wandel dahin gehend erkennbar, dass es, für die Mehrheit der Menschen immer mehr in Ordnung zu sein scheint, keinen Hehl mehr aus ihrem Cannabiskonsum zu machen. Im Gegensatz zu der neuen Offenheit der Bevölkerung erkenne er bei der Bundesregierung diesbezüglich aber nur repressive Schritte.
Einer möglichen Entkriminalisierung oder gar Legalisierung von Cannabis gibt Lochner unter der aktuellen Regierung keine Chance. Die diskutierten Änderungen über ein Verkaufsverbot für Stecklinge und Samen sieht er kritisch. „Dass der Verkauf von Hanfsamen und Stecklingen verboten werden könnte, trägt aus unserer Sicht eher zur Kriminalisierung bei“, so Lochner. Für den ehemaligen Prokuristen der Sucht- und Drogenkoordination in Wien wäre die Freigabe von Cannabis eine Angleichung an die Realität.
Die Verbotspolitik wurde in der österreichischen Hauptstadt auch auf einem anderen Gebiet umgesetzt. Nachdem es am Praterstern immer wieder zu Problemen zwischen alkoholisierten Gruppen und Passanten gekommen war, gilt dort nun ein striktes Alkoholverbot.