Als gesamteuropäischer Verband setzt sich die European Industrial Hemp Association, kurz EIHA genannt, für die Belange der Hanfindustrie ein. Zahlreiche Akteure der Branche, mehr als 200 Mitglieder in der Europäischen Union, finden sich unter dem Dach der Organisation, die unter anderem für faire Wettbewerbsbedingungen und eine ordentliche Regulierung des Marktes kämpft. Der Gründer und Geschäftsführer des Hanf-Großhandel-Unternehmens Signature Products GmbH Florian Pichlmaier wurde am 10.11.2021 zum Mitglied des Vorstands der EIHA gewählt.
Mit gerade einmal 27 Jahren ist er somit auch der bis dato jüngste Vorstand des Verbands. Sein Alter sollte aber keineswegs über die Expertise hinwegtäuschen, über die Pichlmaier in der Hanfbranche verfügt. Erfahrungen sammelte er sowohl über einen langen Zeitraum in der Finanzszene als auch in der Lebensmittelindustrie. Florian ist nicht nur im Besitz des notwendigen Know-how für die Branche, er ist auch international und branchenübergreifend sehr gut vernetzt.
Im Rahmen seiner künftigen Tätigkeiten für die EIHA möchte Florian Pichlmaier sich für mehr Akzeptanz für Hanfprodukte engagieren. Hier gibt es für ihn bestimmt in den kommenden Jahren ausreichend zu tun, denn das Regelwerk für die Hanfbranche innerhalb der EU ist bislang weder einheitlich aufgestellt, noch gewährleistet es der EU-Hanfindustrie langfristige internationale Wettbewerbsfähigkeit. Um mehr zu seiner Person und seinem Einsatz für die EIHA zu erfahren, konnten wir Florian Pichlmaier einige Fragen stellen.
Hanf Magazin: Nun bist Du gerade eben Mitglied des EIHA Vorstands geworden. Wie fühlt sich das an für Dich? Hattest Du damit gerechnet? Oder besser vielleicht, wann war der Moment, in dem Du dachtest, dass Du in den EIHA Vorstand gewählt werden könntest?
Florian Pichlmaier: Ich war tatsächlich sehr überrascht, dass ich in den EIHA Vorstand gewählt wurde. Zwar war ich von Anfang an ein proaktives Mitglied, jedoch habe ich mir nicht erdenken können, schon so kurz nach dem Beitritt meines Unternehmens Signature Products als Mitglied in den Vorstand der EIHA aufgenommen zu werden. Ich bin sehr stolz darauf, nun nicht nur als Geschäftsführer von Signature Products in der Hanfbrache tätig zu sein, sondern auch auf politischer und rechtlicher Ebene langfristige Änderungen vorantreiben zu können.
Hanf Magazin: Im Jahr 2019 hast Du gemeinsam mit Tobias Bühler Signature Products gegründet, ein Unternehmen, das gleichzeitig in der Hanf- und CBD-Industrie Großhandel betreibt und auch Hersteller ist. Welche Vorgeschichte und welche Fähigkeiten, haben Dich in diese Branche gebracht?
Florian Pichlmaier: Fangen wir mit der akademischen Laufbahn an: Ich habe zuerst einen Bachelor und Master of Law mit Fokus auf Entrepreneurship & Investments absolviert und in zahlreichen Ländern wie China (Anwaltskanzlei) aber auch in Belgien (EU-Kommission) gearbeitet. Mit 19 gründete ich mein erstes Food-Startup und es folgten noch weitere während des Studiums. Nach dem Master habe ich noch zwei Jahre bei KPMG Erfahrungen gesammelt und dadurch tiefere Einblicke in Venture Capital Firmen sowie Start-ups gewinnen können. Die Erfahrungen, die ich in Signature Products einbringen konnte, waren also einmal die politische Arbeit in Brüssel, der Umgang mit Investoren aber auch Prozesse, Finanzwissen und Rechtsverständnis.
Hanf Magazin: Mit 27 Jahren bist Du das jüngste Vorstandsmitglied, das der Verband seit seiner Gründung je hatte. Ist das für Dich etwas Besonderes? Oder ist das Alter für Dich einfach eine Zahl und hat in diesem Zusammenhang mit EIHA und der Position im Vorstand nichts zu bedeuten?
Florian Pichlmaier: Das Alter ist für mich schon immer nur eine Zahl. Mein Ziel ist es, in den Jahren als Vorstandsmitglied positive Ergebnisse für die Hanfindustrie zu erreichen. Dazu spielt das Alter keine Rolle. Mein junges Alter hat aber möglicherweise den Vorteil, dass ich frischen Wind und eine Menge Energie, sowie das Mindset einer andersdenkenden Generation in das Board einbringen kann.
Hanf Magazin: Wenn Du nun auf die Aufgaben und Herausforderungen blickst, die vor Dir liegen, auf welche freust Du Dich besonders? Und gibt es auch Pflichten als Vorstand, die man eher als notwendiges Übel betrachtet?
Florian Pichlmaier: Ich freue mich vor allem auf die Zeit wieder in Brüssel tätig zu sein. In der Vergangenheit hat mir das schon damals sehr viel Spaß gemacht. Es wird jedoch vor allem eine Herausforderung, Menschen, die noch wenige Berührungspunkte mit Hanf hatten, wie eben manche Politiker, vom vielfältigen Nutzen von Hanf positiv zu überzeugen. Aber ich liebe Herausforderungen und freue mich, dass ich bereits im Dezember in Brüssel tätig war und die ersten Gespräche mit Politikern des Europäischen Parlaments erfolgreich angehen konnte. Zu den Aufgaben eines Vorstands, gehört es selbstverständlich auch hin und wieder Aufgaben zu erledigen, die man nicht gerne macht. Aber ich als Unternehmer bin es gewohnt, als Allrounder tätig zu sein und sehe dies deshalb nicht als negativen Punkt an.
Hanf Magazin: Gemeinsam mit der Universität Hohenheim hast Du das Projekt TASTINO auf die Beine gestellt, welches sich gleichzeitig mit mehreren gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft auseinandersetzt, darunter der Umgang mit Fleischkonsum und Tierwohl, gute Gesundheit durch biologisch erzeugte, pflanzliche Nahrung, und natürlich Aspekte Nachhaltigkeit und Umwelt. Dass Hanf hier einen wertvollen Beitrag leisten kann, wird von vielen Hanffreunden und Cannabiskonsumenten bei Diskussionen um die Pflanze immer wieder gern erwähnt, praxisnahe Beispiele kennen aber nur wenige. Kannst Du uns TASTINO kurz vorstellen? Worum geht es genau? Wie läuft das Projekt ab? Wem nutzt es?
Florian Pichlmaier: Das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat im August 2021 eine Förderung an uns gemeinsam mit der Universität Hohenheim über eine Million Euro zugesagt. Mit diesem Fördergeld bauen wir gemeinsam mit Landwirten aus Baden-Württemberg Nutzhanf an, entwickeln daraus pflanzliche Fleischersatzprodukte wie Schnitzel, Hühnchen-Sticks und Fischalternativen. Die ersten Produkte sind bereits fertig und kommen sowohl bei Zulieferern aber auch Endkonsumenten bestens an. Wir stellen pflanzliche Fleischersatzprodukte vor allem aus Hanf her, da sich Hanfprotein bestens als Fleischersatz eignet. Der Proteingehalt, die Anzahl der Aminosäuren aber auch der hohe Ballaststoffgehalt (im vgl. zu Erbsenprotein), sowie positivere Umweltaspekte (im vgl. zu Soja) sind einzigartig und der Geschmack und die Farbe geben sehr viele Möglichkeiten her. Wir planen im zweiten Quartal im Jahr 2022 die ersten Produkte zu veröffentlichen und freuen uns schon sehr auf das Feedback.
Hanf Magazin: Eines der großen Anliegen der EIHA ist das Schaffen fairer Rahmenbedingungen für die CBD- und Hanf-Branche. Wo siehst Du die größten Hürden derzeit, und wo die besten Chancen für positive Veränderung?
Florian Pichlmaier: Aktuelle Hürden sehe ich noch in den fehlenden Studien, die beweisen, dass ein marginaler Gehalt an THC in Lebensmitteln keine negativen Auswirkungen auf den Menschen haben kann. An solchen Studien arbeiten bereits zahlreiche Unternehmen und Institutionen. Chancen sehe ich vor allem darin, dass Deutschland Cannabis zum privaten Konsum erlauben möchte.
Dies kann nicht nur die langfristige Folge haben, dass weitere EU-Länder den Konsum von Cannabis legalisieren, sondern auch, dass dadurch der in Lebensmitteln und im Allgemeinen im Nutzhanf zugelassenen THC-Wert erhöht wird und dadurch den Handel und die Anwendung von Hanf in Lebensmitteln vereinfacht. Ich hoffe, dass die zukünftige Bundesregierung bei der Legalisierung von Cannabis entsprechende positive Regelungen zum Nutzhanf nicht vergisst. An dieser Stelle geben wir als Verband unser Bestes, um den Anliegen unserer Mitglieder Gehör zu verschaffen.