Kaum eine Woche vergeht, in der Wissenschaftler nicht von einer neuen Entdeckung berichten, die das medizinische Potenzial von Cannabis betrifft. Dass sich Cannabidiol, oder kurz CBD genannt, positiv auf den Krankheitsverlauf einiger Anfallsleiden auswirken kann, weiß man schon länger. Neben Forschungsergebnissen bestätigten dies auch immer wieder die Erfahrungsberichte von Patienten. Nachdem die US-amerikanische Food and Drug Administration die medizinische Nutzung des Epilepsie-Medikaments bereits in den USA zugelassen hat, wird Epidiolex nun auch von der EU als Arzneimittel akzeptiert. Künftig wird auch die Behandlung von Kindern in Europa damit legal möglich sein.
Epidiolex ist das erste von der EU zugelassene Cannabismedikament
Für zwei Epilepsie-Erkrankungen hat die EU Epidiolex als geeignetes Medikament anerkannt, das Lennox-Gastaut-Syndrom und das Dravet-Syndrom. Es ist die erste Zulassung eines Medikaments auf Cannabis-Basis, die von der EU gemeinschaftlich durchgeführt wurde. Bisher hatten lediglich Einzelstaaten derartige Arzneimittel auf nationaler Ebene genehmigt. Viele Mediziner, so auch Ley Sander, ärztliche Direktorin der Epilepsie-Gesellschaft und Professorin für Neurologie am University College London, begrüßen die Möglichkeit, Epidiolex verstärkt bei den Epilepsie-Erkrankungen einsetzen zu können, gerade auch bei Kindern, die oft von den Anfallsleiden betroffen sind.
Cannabidiol und Benzodiazepin
Entsprechend der Genehmigung durch die EU wird Epidiolex für die Behandlung von Kindern ab zwei Jahren verfügbar sein, die an einer der beiden erwähnten schweren Formen der Epilepsie erkrankt sind. Das britische National Institute for Health Care and Excellence (NICE) hatte keine Empfehlung für die Zulassung von Epidiolex abgegeben, dafür aber einige Zweifel vorgebracht.
Das lag wohl weniger am Inhaltsstoff Cannabidiol, sondern am ebenfalls in Epidiolex enthaltenen Clobazam. Das ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Benzodiazepine, der in der Kritik steht, sowohl überempfindliche Reaktionen hervorzurufen, als auch abhängig machen, zu können. Das NICE mahnte vorwiegend, dass man die Langzeitwirkung von Epidiolex heute noch nicht beurteilen könne.
EU will Bemühungen in der Cannabisforschung verstärken
Trotz der Einwände schöpfen auch viele Familien, deren Kinder an den Epilepsie-Erkrankungen leiden, Hoffnung durch die Verwendung von Epidiolex. Viele berichten von einer Reduktion der Anfälle in Anzahl und Intensität. Im Februar dieses Jahres hatte die Europäische Union auf Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO hin eine Resolution verabschiedet, welche die Forschung an Cannabismedikamenten voranbringen soll.
Es sollen in den kommenden Jahren verstärkt Gelder in die Untersuchung der Pflanze und ihrer Inhaltsstoffe fließen. Wissenschaftliche und klinische Studien sollen dabei helfen, die Wirksubstanzen optimal für die Gesundheit nutzbar zu machen.