Die Vorrunde der EM 2024 in Deutschland läuft auf vollen Touren und dieses Mal geht es auch beim Fußball um Cannabis. Mit der Legalisierung von THC seit 1. April 2024 ist Kiffen Einheimischen wie Besuchern in der Öffentlichkeit gestattet. Nach Ansicht der Polizei könnte Hanfkonsum vielleicht sogar die übliche Randale rund um „Hochrisikospiele“ reduzieren, meinte jedenfalls ein Pressesprecher jüngst vor der Partie England gegen Serbien.
Gesetzeshüter werden sich im Zweifelsfall auf besoffene Hooligans konzentrieren und Kiffer ignorieren! Vor dem Spiel mutiert die Flasche in der Hand für Cops eher zum dicken Warnhinweis auf Unruhen als der Joint – sind das die guten Nachrichten für Fans von Fußball, Hasch und Marihuana?
Warum Bier zum Fußball gehört und Gras (noch) nicht
Ganz allgemein betrachtet scheint das Trinken von Alkohol im und vor dem Stadion praktischer als Kiffen. Schließlich riecht Cannabis kräftig, muss für den Konsum vor Ort durch das Rollen von Tüten sozusagen noch aufbereitet werden und die ewigen Verbote ließen logischerweise keine Tradition aufkommen wie eben beim Bierchen am Spielfeldrand. Alkoholische Getränke respektive deren Wirkung machen allerdings auch rastloser als Hanf. Man sieht bei einem Event wie der EM 2024 trinkfeste Gäste aus aller Herren Länder durch die Gegend tigern und wenn sich dann zwei besoffene Fangruppen begegnen, kracht es gerne mal.
Die deutsche Polizei weiß das genau und beobachtet garantiert immer schon, dass es durch Suff zur Randale kommt und praktisch nie durch Cannabis, gehört aber bisher trotzdem zu den besonders aktiven Gegnern einer Freigabe von THC. Gründe dafür gibt es viele, doch immerhin zur Europameisterschaft raffen sich die Cops zur Anerkennung der neuen Rechtslage beim Marihuana durch. Weil man auch exzessives Saufen vor dem Spiel nicht verbieten kann, Hanfprodukte jedoch legal sind, dürfen sich sonst ziemlich respektlose Freunde und Helfer über bekiffte Fans freuen.
Polizei nimmt besoffene Fans ins Visier und lässt THC-User unbehelligt
Schlachtenbummler könnten dank Gras weniger am Bierstand herumhängen, wo sich die Leute später mit ordentlich Promille im Blut zuverlässig in eine Masse voller Hass und Wut verwandeln. Rowdytum und Sadismus wollen wir auf deutschen Straßen bei der EM 2024 nicht sehen und wenn Cannabis helfen kann, ist es willkommen; das hat jüngst sogar ein Polizeisprecher aus NRW, ganz offiziell und mit endlich mal fairen Argumenten versehen, in der britischen „Sun“ betont. Zwar folgte dem Interview wie gewohnt gleich wieder die Relativierung durch hiesige Medien und Gesetzeshüter, die angeblich falsch wiedergegeben wurden und keineswegs zum Hanfkonsum auffordern – geschenkt.
Pressesprecher hält Cannabis für den Peacemaker bei der Europameisterschaft!
Man darf die spätere Relativierung der Aussagen beiseitelassen, muss eigentlich nur Englisch können und sich im Netz den Originaltext aus dem Boulevard-Blatt von der Insel anschauen. Da gibt es nichts mehr zu interpretieren, sondern klar und deutlich nachlesen: Bundesdeutsche Polizeieinheiten werden in den nächsten Wochen Kiffer nur dann belästigen, wenn die einen Joint im Mundwinkel haben und zugleich mit Flaschen, Plastikstühlen und Papierkörben auf Beamte werfen! Wirklich falsch zitiert hat die Sun den Sprecher der Cops keineswegs, wobei Herr Stephan Knipp auch nicht direkt zum Cannabiskonsum aufruft, wie zunächst durch begeisterte THC-Fans im Internet verbreitet.
„It’s no problem for fans to smoke cannabis on the street. If we see a group of people drinking alcohol and looking a bit aggressive, and another group smoking cannabis, of course we’ll look at the group drinking alcohol. Drinking alcohol can make someone more aggressive, and smoking cannabis puts people in a chill mood. We want to prevent violence and keep people safe.“
„Es ist kein Problem für Fans, Cannabis auf der Straße zu rauchen. Wenn wir eine Gruppe von Leuten sehen, die Alkohol trinken und ein bisschen aggressiv aussehen, und eine andere Gruppe, die Cannabis raucht, dann schauen wir uns natürlich die Gruppe an, die Alkohol trinkt. Alkoholkonsum kann jemanden aggressiver machen, und Cannabisrauchen versetzt die Leute in eine entspannte Stimmung. Wir wollen Gewalt verhindern und die Sicherheit der Leute gewährleisten.“
Im Prinzip hat der Mann einfach nur mal die Realitäten auf den Punkt gebracht und klargestellt, warum man bei der Europameisterschaft lieber ein paar Kiffern begegnet als Säufern – selbst in Uniform, mit Schild und Schlagstock im Anschlag. Es sei demnach kein Problem mit dem Hanf in der Öffentlichkeit rund um ein EM-Spiel, so Herr Knipp von der Polizei, schließlich entspanne Cannabiskonsum die Leute und das sei zur Prävention von Gewalt und Massenkrawallen sehr hilfreich. Eine Hundertschaft Polizisten wird nur durch Alkohol aggressiv auftretende Fans ins Visier nehmen und Kiffer bleiben vom berüchtigten Röntgenblick erfahrener Beamter verschont.
Stattdessen dürfen Fans der Hanfpflanze endlich mal völlig stressfrei zuschauen, wenn die Straßenschlacht beginnt, natürlich aus sicherer Entfernung, aber garantiert bestens unterhalten und als kleine Ironie am Rande sogar mit einer legalen Grastüte in der Hand.
Nach Jahrzehnten massiver Verfolgung bekommen die ohnehin ziemlich harmlosen Cannabis-User bei dieser EM 2024 endlich Respekt, selbst von der Polizei und tragen zur öffentlichen Sicherheit bei. Wird das Turnier jetzt zum Sommermärchen der Cannabinoide, mindestens für Beamte im Einsatz und für jene gar nicht so kleine Minderheit, die auch zum Fußball gerne mal ein bisschen Gras raucht?