Das kanadische Unternehmen Nuuvera baut eine riesige Halle für den Anbau von Chili zu medizinischen Zwecken. Später sollen darin Cannabispflanzen wachsen.
Im Grunde ist Cannabis keine anspruchsvolle Pflanze. Im entsprechenden Klima wachsen die Pflanzen auch ohne Nährstoffe, mit Licht und Wasser fast wie Unkraut. Für den medizinischen Anbau muss das Ganze jedoch etwas professioneller ablaufen.
In der Nähe von Neumünster soll nun eine Anlage für den professionellen Anbau von Cannabis entstehen. Das kanadische Unternehmen Nuuvera baut dort ein riesiges Gewächshaus, in dem zunächst Chilischoten für medizinische Zwecke angebaut werden sollen. Zumindest vorerst, denn in dem 8000 m² großen Gewächshaus sollen später Cannabispflanzen wachsen. Doch der Weg zur ersten Cannabisplantage Deutschlands ist noch lang und bis es so weit ist, wachsen darin andere Pflanzen für den medizinischen Einsatz.
Hendrik Knopp ist Deutschland-Chef der kanadischen Firma Nuuvera und hofft auf eine grüne Zukunft. Gegenüber der Welt sagte er, man konzentriere sich aktuell auf den Anbau von Pharma-Chili. Eine Lizenz für den Anbau von medizinischem Cannabis in Deutschland hat er, genauso wie allen anderen Bewerber des Ausschreibungsverfahrens, bis jetzt nicht. Die Wirkstoffe aus den Chilischoten werden zum Beispiel für Wärmepflaster verwendet.
Bewerbung für den legalen Anbau von Cannabis
Es ist kein Geheimnis, dass Nuuvera in Deutschland eigentlich Cannabis anbauen will. Das Unternehmen um Knoop hat sich bereits für den legalen Anbau in Deutschland beworben, ehe Verfahrensfehler in der Ausschreibung zur Einstellung aller Bewerbungen führten.
Auf die Ausschreibung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bewarben sich damals knapp 120 Unternehmen. Nach der Klage eines Mitbewerbers kippte das Verfahren für die Vergabe von Anbaulizenzen. Vergangenes Jahr startete eine neue Ausschreibung für Anbau und Ernte von medizinischem Cannabis. Die Frist für die Abgabe der neuen Bewerbungsrunde endete am 11.12.2018. Laut BfArM gehe man davon aus, dass der Anbau von Cannabis im Jahr 2020 starten könne. Ob sich Nuuvera unter den Bewerbern befand, ist nicht bekannt, angesichts der aktuellen Pläne aber mehr als wahrscheinlich.
Ein Tresor zum Schutz von importiertem Cannabis
Vor den Toren seiner Heimatstadt Hamburg bauen Hendrik Knoop und Nuuvera außerdem gerade einen Tresor zur Aufbewahrung von importiertem Cannabis. Wenn alles nach Plan läuft, sollen hier ab dem Frühjahr Präparate, die Nuuvera aus Kanada importiert, gelagert werden.
Eigentlich habe man schon viel früher mit dem Bau beginnen wollen. Die Hürden dafür seien allerdings sehr hoch gewesen, lässt Knoop wissen. Zudem sei nicht jede Firma zum Bau des Projekts geeignet gewesen: Der Sicherheitstresor hat vor allem die Aufgabe, das importierte Cannabis vor Dieben zu schützen. Verbaut werden 1000 Tonnen Stahlbeton. Insgesamt können darin bis zu fünf Tonnen Cannabis für den medizinischen Gebrauch gelagert werden.
Seit 2017 können sich Patienten mit einem Rezept vom Arzt Cannabis in der Apotheke besorgen. Bei Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Morbus Crohn, Krebs oder psychischen Krankheiten stellt Cannabis immer wieder das immense therapeutische Potenzial zur Linderung bestimmter Symptome unter Beweis.
Gab es in Deutschland im Jahr 2018 Schätzungen zufolge ungefähr 14.000 Cannabis-Patienten, dürfte die Anzahl der Personen, die Cannabis legal in der Apotheke bekommen, mittlerweile noch einmal angestiegen sein. Immer wieder gibt es Berichte über Lieferengpässe.
Das weiß auch Knoop und deshalb sei es höchste Zeit für den legalen Anbau von Cannabis in Deutschland. Planmäßig soll das Gewächshaus in Neumünster im Frühjahr 2020 fertig werden. Dann können darin die ersten Chilischoten angebaut werden – es sei denn, Nuuvera besitzt bis dahin bereits die Lizenz für den Anbau von Cannabis.