Gestern (5.11.2019) wurde in Berlin der aktuelle Drogen- und Suchtbericht 2019 vorgestellt. Die neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig sprach auch über die aktuelle Cannabispolitik und zeigte sich offen für einen Neuanfang.
Drogenbeauftragte Ludwig für ein Umdenken in der Cannabispolitik
Ludwig wolle zunächst alle Parteien der deutschen Drogenpolitik zu Wort kommen lassen und sich daraufhin eine Meinung bilden. In ihrer Stellungnahme betonte Ludwig, dass es bei der Drogenpolitik an der Zeit sei, offene Dialoge statt ideologiebasierte Debatten zu führen. Anders als ihre Vorgängerin Marlene Mortler will sie sich auch mit dem Deutschen Hanfverband treffen. Überdies hat die gebürtig aus Oberbayern stammende CSU-Politikern auf das portugiesische Modell hingewiesen. Portugal setzt auf Entkriminalisierung. Konsumenten, die mit einer geringen Menge aufgegriffen werden, müssen keine strafrechtliche Verfolgung befürchten. Stattdessen wird geprüft, ob Konsumenten Hilfe benötigen. Das gilt nicht nur für Cannabis, sondern auch für diverse illegale Drogen.
Cannabis bleibt nach wie vor die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Sowohl bei den Erwachsenen als auch bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen. 19 Prozent der Jugendlichen gaben an, in ihrem Leben Cannabis konsumiert zu haben, bei den jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) waren dies 42,5 Prozent.
Bereits zuvor hatten sich die Fraktionskollegen von Ludwig Karin Maag und Marian Wendt ebenfalls für neue Wege in der aktuellen Cannabispolitik ausgesprochen.
„Täglich werden in Deutschland 500 Strafverfahren gegen Cannabiskonsumenten eröffnet. Die Entkriminalisierung nach portugiesischem Modell wäre ein riesiger Schritt nach vorn für Millionen Konsumenten, aber auch für Polizei und Justiz. Viele Probleme, unter anderem der fehlende Verbraucher- und Jugendschutz auf dem Schwarzmarkt, können aber nur durch einen legalen, regulierten Cannabismarkt gelöst werden“, kommentiert Hanfverband-Geschäftsführer Georg Wurth in einer Pressemitteilung die Aussagen der Drogenbeauftragten.
Außerdem will Ludwig auch mehr Hilfe für Suchtkranke anbieten: „Wichtiger ist in der Praxis, die Anstrengungen für suchtkranke Menschen zu verstärken. Zum Beispiel durch eine flächendeckende Substitution. Hierfür müssen wir mehr Ärzte gewinnen und erreichen, dass auch die nächste Generation der Ärzteschaft sich für die Gesundheit aller Menschen in diesem Land starkmacht. Suchtkranke dürfen nicht vergessen werden! Drogenpolitik heißt Gesundheitspolitik – und zwar für alle!“
Mehr Informationen sowie den Drogen- und Suchtbericht 2019 als Download gibt es hier: https://www.drogenbeauftragte.de/