Vielfach liest man etwas, und mit jedem Abschnitt steigt die Wut. Der Drogen- und Suchtbericht mag der unkundigen Mutter weismachen, dass ihr kiffendes Kind bald als Herointoter auf der Bahnhofstoilette liegen wird. Selbst wenn es in wenigen Einzelfällen so ist, dass Menschen und vor allem jugendliche Menschen maßgeblich durch Cannabis Schaden nehmen. Was ist mit all denen, die es nicht tun oder nur wegen Hanf wieder am Leben Freude haben? Mit welchem Recht soll dem erwachsenen und freien Menschen denn die persönliche Freiheit auf so absurde und schädliche Weise eingeschränkt werden? Viel schöner und sinniger liest sich ein alternativer Drogen- und Suchtbericht, der nicht die Zielsetzung hat, Drogenverbote schön zu reden, sondern Drogenprobleme einzugrenzen.
Dieser alternative Drogen- und Suchtbericht wurde 2016 zum dritten Mal durch die Organisationen akzept e. V., Deutsche AIDS-Hilfe und JES e. V. erstellt und fasst 280 Seiten. Auf diesen 280 Seiten gibt es nur wenige Bilder und Statistiken sondern vor allem viele konkrete Texte. Für denjenigen, der alles schnell auf einem Blick gepaart mit Unterhaltungswert sehen möchten, ist das vermutlich sehr trocken. Aber vom Wortlaut wird dem bereits kundigen Menschen weniger das Kotzen kommen, wenn ein alternativer Drogen- und Suchtbericht gelesen wird. Und gerade alle unkundigen Leser sollten, wenn überhaupt, diesen und nicht den Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung lesen. Wer sich das Werk der Bundesregierung bekifft durchliest, kann ansonsten möglicherweise aggressiv ausgeprägte chronische Psychosen davon tragen.
Alternativer Drogen- und Suchtbericht von Fachkompetenzen
Als Alternativer Drogen- und Suchtbericht soll ein Gegenstück zum Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung geschaffen werden, deswegen wurde er am 09.06.2016 kurz vor dem Werk der Bundesregierung veröffentlicht. Auf beiden Seiten arbeiten diverse Fachkompetenzen. Die Kompetenzen der Bundesregierung haben offensichtlich eine strikte Zielsetzung und werden die bisherige Verbotspolitik als Erfolg verkaufen oder bei verfehlten Zielen mit mehr Strafverfolgung auf internationaler Ebene argumentieren.
Dabei sind nicht nur beim Cannabis genau diese anmaßenden und freiheitsberaubenden Drogenverbote das eigentliche gesellschaftliche oder persönliche Problem. Allen, die durch diese Substanzen Schaden nehmen, wird der Richter wenig helfen. Alle Dealer, die auffliegen, werden schnell ersetzt, weswegen durch diese Repression auch das Angebot nicht wirklich eingeschränkt wird. Aufgrund der Repression werden jedoch andere Substanzen oder bedenklich verstreckte und verunreinigte Stoffe angeboten sowie die persönliche Freiheit dahin ist. Wegen der Repression kann der Markt nicht reguliert werden wodurch auch ein Jugendschutz nicht umsetzbar ist. Wem innerhalb der Gesellschaft ist damit geholfen?
Vielfach unterschätzt ist dabei, dass es eben nicht nur Dealer und deren Kunden betrifft. Kriminelle Strukturen gewinnen immer mehr Finanzmacht und gehen nicht zum Anwalt sondern zu Auftragsschlägern. Gerade in Krisenregionen werden Drogen angebaut oder hergestellt, um Waffenkäufe zu finanzieren. Die Drogenverbote schaden der Weltgemeinschaft mehr, als alle Drogen zusammen, könnte fast die Schlussfolgerung sein. Aber genau diese Drogen gibt es trotz der Repression. Sie einfach zu regulieren, wäre effektiver und vor allem humaner. Gefährlichere Drogen sollten natürlich stärker reguliert werden wodurch die weniger bedenklichen Substanzen bequemer erhältlich sind. Damit würde der Konsument sich auf diese fokussieren und weniger intensiv auf die richtig bedenklichen Stoffe zugreifen. Auf dem Schwarzmarkt ist es immer wieder umgekehrt, dass man besser und billiger die bedenklichen Stoffe als die weniger gefährlichen Substanzen erhält.
Der alternative Drogen- und Suchtbericht ist unter dem Motto der vernünftigen Schadensregulierung geprägt
Keiner möchte harte Drogen im Supermarkt. Man möchte nicht einmal Cannabis neben Tabak und Alkohol im Regal sehen. Es soll auch keine werbenden sondern nur informierende Maßnahmen geben, um die Drogen sicherer zu vertreiben. Das aber auch nur in ausgewiesenen Verkaufsstellen durch genügend geschultes Personal. Es möchte auch keiner einen unkontrollierten Zugang für Jugendliche oder Erwachsene, wie es der derzeitige Schwarzmarkt ist. Es sollen auch keine Kriege durch Drogen finanziert werden, es sollen keine Mafiagruppen ganze Staaten und Volkswirtschaften einfach unterwandern können. Und genau diese ganzen Übel sind eben nur mit den Drogenverboten, aber nicht durch intelligente Drogenregulierung möglich. Auch das spricht neben allen anderen üblichen Argumenten für die intelligente Drogenregulierung.
Insgesamt fehlt jedoch die Zeit, 280 Seiten alternativer Drogen- und Suchtbericht zu lesen. Es werden in diesem Artikel jedoch die Videos der Fachtagung dieser drei Organisationen eingebettet, mit denen für diese Problematiken mit etwas mehr Unterhaltungswert sensibilisiert werden kann.