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Der israelische Wissenschaftler Dr. Raphael Mechoulam hat ein neues Cannabinoid kreiert, das potenter als THC und CBD ist und bei der Behandlung von Angststörungen, Entzündungen und Übelkeit helfen könnte.
Im Herbst letzten Jahres gab Mechoulam bekannt, ein synthetisches Cannabinoid entdeckt zu haben, das potenter als THC oder CBD sein soll. Nachdem die Verbindung namens Cannabidiolsäure-Methylester (EPM 301) mehrere Monate lang getestet wurde, fanden Forscher heraus, dass der Wirkstoff eine wirksame Behandlung für Übelkeit, Angstgefühle und Entzündungen sein könnte.
Der vielfach ausgezeichnete Hochschullehrer für Pharmazeutische Chemie und Naturstoffe an der Hebräischen Universität Jerusalem gilt als Großvater der Erforschung der medizinischen Anwendung von Cannabis und isolierte in den 1960er-Jahren die beiden Hauptwirkstoffe THC und CBD.
EPM301, das von Dr. Mechoulam und einem Forscherteam der US-amerikanischen Biotech-Firma EPM entwickelt und patentiert wurde, ist eine synthetische Version einer natürlichen Säure, die in der Cannabispflanze vorkommt. Zusätzlich zu Wirkstoffen der Pflanze wie THC, CBD und Terpenen enthalten lebende Cannabispflanzen eine Vielzahl von Säuren, wie THC-A oder CBD-A. Diese Säuren sind weitaus wirksamer als ihre bekannteren Pendants, aber auch sehr instabil.
Diese Instabilität hindert Forscher seit Jahren daran, diese Säuren erfolgreich aus lebenden Pflanzen zu isolieren und für medizinische Zwecke zu verwenden. Letzten September gaben Dr. Mechoulam und EPM bekannt, einen Weg gefunden zu haben, diese Säuren zu modifizieren und zu stabilisieren. Die Forscher verwendeten einen Prozess namens Veresterung, bei dem sich zwei getrennte Chemikalien zu einer stabilen Verbindung namens Ester verbinden.
„EPM entwickelte eine Methode, um mit den ursprünglichen Substanzen von Cannabis zu arbeiten“, erklärte Dr. Mechoulam gegenüber dem Wirtschaftsmagazin Forbes. „Während also alle über THC und CBD diskutieren, sind diese Cannabinoide eigentlich eine sekundäre Substanz; sie erscheinen erst später in der Pflanze. Ursprünglich gibt es eine Säure, die in der Pflanze vorkommt, und diese Säuren sind diese geheimnisvollen Welten von Verbindungen, die viel stärker sind als Cannabinoide“.
In den vergangenen Monaten hat EPM damit begonnen, das therapeutische Potenzial dieses neuen Wirkstoffs zu erforschen. Vorläufige Studien haben ergeben, dass EPM301 sowohl Angstzustände als auch Übelkeit wirksam unterdrücken kann, ohne negative Nebenwirkungen zu verursachen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass der neue Wirkstoff zur Behandlung von durch Chemotherapie verursachter Übelkeit oder von Krankheiten wie Psoriasis oder entzündlichen Darmerkrankungen (IBD) eingesetzt werden könnte.
„Wir brauchen dringend neue Medikamente für verschiedene Krankheiten, und einige der verfügbaren Medikamente mögen ziemlich gut sein, aber sie verursachen letztlich Nebenwirkungen“, so Mechoulam. „Heutzutage gibt es zwei Gruppen von Verbindungen, die ersetzt werden müssten: Steroide und Opioide. Wir glauben, dass Cannabis ein geeigneter Ersatzstoff sein könnte“.