Es war der 12. Mai 2017, als die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin in Frankfurt ihre Mitgliederversammlung abhielt und ein kurzes Videostatement von Dr. Franjo Grotenhermen auf YouTube eingestellt wurde. Vorab soll ganz kurz die Bedeutung dieses Mannes geschildert werden: Seit vielen Jahren engagiert sich dieser Mediziner für Cannabispatienten.
In Deutschland ist Dr. Franjo Grotenhermen die Fachkompetenz für Cannabismedizin, welche zugleich einige wegweisende Bücher, Schriften oder Vorträge verfasst hat. Darüber hinaus wirkt dieser Arzt in der ACM und anderen Organisationen mit und bringt z. B. 2014 die sogenannte „Cannabismedizinpetition“ im Deutschen Bundestag auf den Weg, womit er oder eben sein Stellvertreter in diesem gehört wurde.
Enttäuscht über das Cannabis-Medizin Gesetz
Dieser Mensch hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich in der Cannabis-Medizin in Deutschland innerhalb der letzten 10 Jahre wirklich auch sichtbar etwas getan hat. Einem großen Teil der Patienten, die bereits vor dem Cannabis-Medizin Gesetz per Ausnahmegenehmigung nach § 3 Abs. 2 BtMG Cannabisblüten erhalten durften, hat er zu dieser Ausnahmegenehmigung verholfen.
Im Jahr 2016 gab uns Dr. Franjo Grotenhermen ein Interview und war dem inzwischen in Kraft getretenen Cannabis-Medizin Gesetz gegenüber schon beinahe euphorisch. Inzwischen ist auch er sehr enttäuscht über die genaue „Praktik“, die als patientenfeindlich angesehen werden kann.
Der Warnhungerstreik von Dr. Franjo Grotenhermen
In noch weniger Worten lässt sich gar nicht zusammenfassen, was Dr. Franjo Grotenhermen für die deutschen Cannabispatienten bereits alles getan hat. Wer käme auf die Idee von einem solch aufopferungsvollen Menschen, der selbstlos all das auf sich nimmt, noch mehr zu verlangen? Es soll hier noch erwähnt werden, dass Dr. Franjo Grotenhermen nach eigenen Angaben keine Cannabis-Medizin verwendet, da diese ihm nicht hilft, womit er noch glaubwürdiger auftritt.
Vor dem Inkrafttreten vom Cannabis-Medizin Gesetz hat er seinen und eigentlich allen Patienten oder Fragestellern versprochen, dass mit diesem Cannabis-Medizin Gesetz die Marihuanablüten in den Apotheken nicht teurer werden. Es war nämlich bereits offensichtlich, dass die Krankenkassen eben nicht wohlwollend für jeden die Kosten übernehmen werden und viele Patienten sich erst mal durch das Papier kämpfen müssen, wozu diese Patienten hier noch einmal aufgefordert werden, um damit uns allen den Weg zu ebnen.
Aber die Marihuanablüten würden mit der Gesetzesänderung in keinem Fall teurer werden, so das Versprechen. Genau das ist nun jedoch passiert und die Patienten zahlen erheblich mehr Geld für ihre Marihuanablüten, die bereits vorher für die meisten von ihnen unerschwinglich teuer waren. Je nach Erkrankung reichen eben nicht 0,5 Gramm am Tag, sondern es werden 5 Gramm benötigt. Wenn diese vorher oft um ca. 80 Euro gekostet haben und nun deutlich über 100 Euro liegen, dann ist das ein herber Schlag ins Gesicht mittelloser Menschen.
Dr. Franjo Grotenhermen ist sich ganz bestimmt dessen bewusst, dass er bereits weit mehr gemacht hat, als jemand von ihm erwarten könnte. Dennoch hat er aufgrund seiner einstigen Kenntnisse ein Versprechen gegeben, welches nun platzte. Um darauf aufmerksam zu machen, dass hier dringender Handlungsbedarf besteht und die Preise umgehend wenigstens wieder auf das ursprüngliche Niveau gesenkt werden müssen, hat Dr. Franjo Grotenhermen auf dieser Mitgliederversammlung vom ACM verkündet, dass er für ein bis zwei Wochen in einen Warn-Hungerstreik tritt, um zugleich seine eigenen Grenzen auszuloten.
Wer bereits von Dr. Franjo Grotenhermen gehört hat, der weiß häufig schon, dass dieser Mediziner selber an einer schweren Erkrankung leidet, wegen der er praktisch nur noch liegen kann. Dennoch arbeitet dieser Mann ständig, um das Cannabis-Medizin-Thema voranzutreiben und um seinen Patienten zu helfen. Dabei gibt es sogar eine Warteliste, wo nur sehr dringliche Fälle nach vorne gezogen werden.
Wenn uns dieser „Frontmann“ der Cannabis-Medizin in Deutschland jetzt durch solche Hungerstreiks Schaden nimmt und seine wichtige Arbeit für uns nicht tun kann, ist uns gewiss nicht geholfen. So sehr es ihn ehrt, so wenig kann das von ihm verlangt werden, diese symbolische Geste ist sogar abzulehnen. Es gibt genug gesunde oder auch kranke Menschen, die durchaus einiges sogar auch neben ihrem „normalen Programm“ tun könnten, die jedoch untätig warten, bis es sie selber trifft. Hier wäre die Frage zu stellen, warum denn erst so lange gewartet wird, bis es einen selber trifft und es damit oft auch zu spät ist, um noch etwas zu tun. So zumindest lautet dann bei vielen das Argument.
Das bleibt hier also als unbeantwortete Frage stehen, warum einige wenige so viel machen und noch mehr machen wollen oder sollen, der Großteil der Menschen oder sogar der Betroffenen jedoch abwartet und alles ohne eigene Anstrengungen und Eigeninitiative aussitzen will. Die andere ebenfalls wohl unbeantwortete Frage lautet, warum denn bei der so offensichtlichen Lügenmär um den Hanf nicht einfach mal bei den Verantwortlichen die Erkenntnis aufkommt, eben diesen Hanf wenigstens wieder als Medizin für Patienten zugänglich zu machen. Ist dieser theoretisch in der Apotheke zu haben, praktisch jedoch nicht zu bezahlen, ist er eben nicht für diese Patienten zugänglich.