In der Welt des Sports ist Russland bereits des Öfteren durch die Verwendung illegaler Substanzen aufgefallen. Gerade im Frühling 2018 wurde durch Eingeständnisse bezüglich einiger Dopingvorfälle versucht, im Weltsport wieder aufgenommen zu werden.
Ansonsten geht man im Austragungsland der aktuellen Fußballweltmeisterschaft eher rigoros gegen Konsumenten illegaler Substanzen vor. Sogar für kleinere Vergehen mit Cannabis drohen Haftstrafen.
Umso spezieller ist doch dieser kleine aktuelle WM-Dopingskandal, der im März dieses Jahres zum ersten Mal publik geworden ist. Denn bereits da hat das WM-Organisationskomitee angekündigt, den Zuschauern diverse Drogen zu gestatten, und auch die Polizei wird in dieser Zeit beide Augen zudrücken.
Die Voraussetzung dafür, seine Drogen ins Land und sogar ins Stadion mitnehmen zu können, ist ein russischsprachiges Rezept oder eine notariell beglaubigte Übersetzung eines solchen. In unmittelbarer Nähe der Stadien sollen Checkpoints installiert sein, an welchen die Echtheit der Verschreibungen überprüft werden sollen und dann kann der Besucher samt seiner Substanzen einen berauschten Event genießen.
Und das ist keine Legalisierung im Zuge der Welle der internationalen Liberalisierungsbewegung von medizinischem Cannabis, denn die Liste der Substanzen, die nun bei der WM erlaubt sind, umspannt mitunter auch harte Drogen wie Kokain, Morphium, Amphetamine und Codein. Sei dahingestellt, wie man an Rezepte für all diese Dinge kommt.
Auch ist leider davon auszugehen, dass die Freude für die Konsumenten nur kurz währt und nach der WM wieder zurückgekehrt wird zum harten, restriktiven Kurs, für den Russland bekannt ist. Gerade bei kleineren Vergehen im Konsumbereich sind die Urteile des russischen Strafapparats ungewöhnlich hart. Auch wurde in einer Studie festgestellt, dass auffallend oft die Menge, mit welcher Konsumenten aufgegriffen werden, die „magischen“ 6 Gramm überschreitet. Die Menge, unterhalb welcher ein geringes Strafmaß angesetzt werden kann. Dies weist darauf hin, dass hier in die Prozesse eingegriffen und die Mengen oder ihre Angaben manipuliert werden, klar zuungunsten des Delinquenten versteht sich.
Wir dürfen also diese kurzfristige Legalisierungsaktion Russlands bedauerlicherweise nicht als ein weiteres Zeichen für die weltweite Wende in der Drogenpolitik verstehen. Wie man sie verstehen kann, ist nicht ganz klar, aber auf jeden Fall als Möglichkeit sich Weltfußball in allen erdenklichen Zuständen live anzuschauen. Man muss hoffen, dass die Rettungskräfte in den Stadien auf alle Eventualitäten vorbereitet sind, die vorwiegend bei bedenklichem Mischkonsum oder Überdosen auf sie zukommen könnten.
Weiterhin würde ich diesen Freifahrtschein gerne als weitere Chance betrachten, die Folgen einer Legalisierung sogar in extremen Situationen wie einer Fußballweltmeisterschaft zu ergründen. Dieser Wunsch ist an die Hoffnung gebunden, dass all diejenigen, die jetzt mit dem Material ihrer Wahl Fußballfeste in den Stadien feiern, mit ihrer Freiheit verantwortungsbewusst umgehen und sich selbst und ihre Grenzen einschätzen können, bis zum letzten Abpfiff.