Die Kommission für Suchtstoffe oder Commission on Narcotic Drugs (CND) der UNO wird vermutlich bei ihrer Sitzung am 7. März in Wien bisher nicht über die Empfehlung der World Health Organization (WHO) in Bezug auf Cannabis abstimmen. Nachdem die WHO bereits die Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse und der damit verbundenen Empfehlung verzögert hatte, geht man nun davon aus, dass die Entscheidung über die Cannabispolitik in der Welt auf unbestimmte Zeit verschoben wird.
Wird die Entscheidung über die Welt-Cannabispolitik absichtlich verschleppt?
Überraschung ist es wohl keine. Dem einen oder anderen scheint die verzögerte Veröffentlichung der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation schon eine kalkulierte Maßnahme zu sein. Manche vermuten, dass sie darauf abzielte, Zeit zu schinden. Verschiedenen Mitgliedstaaten der UN kann ein Interesse an einer Verzögerung der scheinbar unvermeidlichen weltweiten Liberalisierung von Cannabis unterstellt werden, gerade diejenigen, die eine strenge Cannabispolitik verfolgen. Allerdings sind solche Theorien nicht belegt, daher macht es nur wenig Sinn, darüber zu mutmaßen.
CND-Staaten benötigen mehr Zeit, um die WHO Empfehlungen zu prüfen
Die Suchtstoffkommission CND besteht aus aktuell 53 Mitgliedsstaaten. Einige davon haben bei einer kürzlich abgehaltenen Sitzung zusätzliche Zeit beantragt, um die Ergebnisse und Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation zu überprüfen, darunter Japan, Deutschland und die USA. Die WHO hat in den vergangenen Monaten intensive Untersuchungen über Cannabis und Cannabinoide durchgeführt, um den Status der Substanzen in den internationalen Verträgen zu überprüfen. Dort wird Cannabis nach wie vor in einer Kategorie mit Drogen wie Heroin und Kokain geführt.
Die WHO hat ihre Ergebnisse über ihre Cannabis-Studien unter Verschluss gehalten
Wie zu erwarten war, deuten die Empfehlungen der WHO auf einen liberalisierten Umgang mit Cannabisprodukten hin. Tatsächlich hat aber auch schon die WHO die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse verzögert. Erst am 24. Januar machten sie ihre Informationen und Empfehlungen den Nationen zugänglich. Daher beklagen einige CND-Mitglieder, nicht ausreichend Zeit für deren Überprüfung zur Verfügung gehabt zu haben.
Hätte die WHO ihre Empfehlungen wie geplant bekannt gegeben, hätten die Nationen drei Monate Zeit gehabt, sich damit zu beschäftigen. Nun aber wären es bis zur Sitzung im März gerade einmal etwa sechs Wochen. Warum die WHO ihre Empfehlungen noch zeitweise unter Verschluss gehalten hat, ist nach wie vor unklar. Dies ist auch der Grund für vielerlei Spekulation über politische Einflussnahme durch Cannabis-ablehnende Regierungen.
Manche Nationen werden ihre Entscheidung über Cannabis unabhängig von den UN treffen
Viele Nationen sind allerdings auch daran interessiert, schnelle Reformen einzuleiten und einen globalen Handel mit Cannabis zu beginnen. Unter anderem drängte Uruguay zu schnellen Entscheidungen. Sollte kein konkreter Termin für die Abstimmung eingeräumt werden, wird über die WHO-Empfehlung wohl erst im März 2020 abgestimmt werden. Dennoch ist zu erwarten, dass einige Länder eine solche Entscheidung nicht abwarten werden. Mit Kanada und Uruguay haben bereits Nationen die internationalen Verträge ignoriert, die Cannabis noch als nicht verkehrsfähige Substanz führen.
Und auch vor allem Nationen mit wirtschaftlichen Problemen, Länder der Dritten Welt und sogenannte Schwellenländer, haben ein Interesse daran, bald am internationalen Cannabis-Handel teilzunehmen. Dies wird vielleicht auch die Industrienationen in Zugzwang bringen. Wenn eine Legalisierung in den weltweit meisten Teilen unausweichlich wird, will vermutlich kein Land das letzte sein, das von diesem neuen Wirtschaftszweig profitiert.