Grund dafür ist eine umstrittene Entscheidung des Regierungschefs Benjamin Netanjahu. Der Cannabisanbau zu medizinischen Zwecken ist in Israel erlaubt, doch Premierminister Netanjahu zieht die Exporterlaubnis für medizinisches Cannabis zurück. Das verärgert Hersteller und Regierungsmitglieder.
In Israel ist Cannabis bereits seit über zwei Jahrzehnten für den medizinischen Gebrauch legal. Ungefähr 25.000 Menschen erhalten hier Blüten und Öle auf Rezept, um Schmerzen, Schlaflosigkeit, Epilepsie oder posttraumatische Belastungsstörungen zu behandeln und eigentlich hoffte man in Israel mit Kanada, dem Pionier im Hinblick auf Export von medizinischem Cannabis, gleichzuziehen. Das nordamerikanische Land ist in dieser Hinsicht Spitzenreiter. Mit der Stilllegung von bereits in Aussicht gestellten Genehmigungen für den Export von medizinischem Cannabis machte Regierungschef Benjamin Netanjahu dem geplanten Exportgeschäft jedoch einen Strich durch die Rechnung. Zum Protest mehrerer Minister aus den Bereichen Agrar, Justiz und Gesundheit, gab es nun auch Kritik seitens des Finanzministeriums. Der Vorschlag, man könne doch überall, außer in die USA, exportieren, überzeugte Premier Netanjahu nicht.
Ganz unbegründet ist der Gegenwind nicht. Israelische Firmen befinden sich bereits in den Startlöchern und sind bereit für den riesigen Exportmarkt mit einem jährlichen Umsatz in Milliardenhöhe. Das Finanzministerium erhoffte sich dadurch erhebliche Steuereinnahmen. Man dürfe den Zug nicht verpassen, sagt die israelische Justizministerin und weist auf das Potenzial für Milliarden von Dollar hin, von dem Israel profitieren und der Welt etwas Gutes tun kann.
Der Umsatz der israelischen Firmen im Bereich medizinisches Cannabis beträgt schätzungsweise 150 Millionen Dollar. Ein Institut für Marktstudien errechnete, dass die komplette Legalisierung von Cannabis in Israel Steuern in Höhe von 675 Millionen US-Dollar einbringen würde.
Israels großer Schwarzmarkt
In der Studie heißt es weiter, durch die Legalisierung spare der Staat in den Bereichen Polizei und Justiz weitere 53 Millionen US-Dollar ein. Schätzungen zufolge macht der Schwarzmarkt in Israel 1,7 Milliarden US-Dollar aus. Eine große Zahl betrachtet man die geringe Größe des Landes mit nur etwas mehr als acht Millionen Einwohner.
Laut einer Studie der Vereinten Nationen leben in Israel weltweit die meisten Cannabis-Konsumenten. Den Angaben zufolge konsumierten im Jahr 2016 27 % der Erwachsenen zwischen 18 und 65 Jahren Cannabis. In Israel können Patienten Cannabis bereits seit mehr als 20 Jahren für die Behandlung diverser Krankheiten einsetzen. Rund 25.00 Menschen erhalten pro Jahr ein entsprechendes Rezept. Seit März letzten Jahres wird auch der Freizeitkonsum von Cannabis deutlich milder bestraft. Ersttätern droht keine Verhaftung oder strafrechtliche Verfolgung mehr. Erstmalige Vergehen werden nur noch mit einem Bußgeld von umgerechnet 250 € bestraft. Wird man erneut erwischt, verdoppelt sich das Bußgeld.
Das Cannabusiness als wichtiger Wirtschaftszweig
Viele Firmen sehen ihre Wachstumschancen vorwiegend im Export. Es gibt bereits acht Anbaugebiete sowie 50 Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind. Weitere sind bereit und warten nur noch auf die Exportgenehmigung. 13 Klienten haben nun eine Anwältin eingeschaltet. Sie reichten eine Klage beim obersten Gericht ein, um die Entscheidung von Netanjahu anzufechten. Es dürfe keine Verzögerungen mehr geben. Es gehe um sehr viel Geld und man benötige endlich grünes Licht, stellt die Anwältin der Kläger fest und verweist auf die hohen Summen, die die Firmen bereits investiert haben.