Im Auftrag des Deutschen Hanfverbands DHV führt Infratest Dimap jedes Jahr eine Befragung durch, mit der die Meinung der Bevölkerung zur Cannabispolitik in Deutschland festgestellt werden soll. Wie der DHV jetzt ganz aktuell in einer Pressemitteilung verkündet, gibt es nun zum ersten Mal in einer repräsentativen Umfrage eine relative Mehrheit, die sich für die Legalisierung von Cannabis ausgesprochen hat.
Der Koalitionszwang hat die Legalisierung seit Jahren verhindert
Mit dem Ergebnis Bundestagswahl am 26. September 2021 hat Deutschland einer Regierung unter Führung der Unionsparteien eine Absage erteilt. Für die Gemeinschaft der Befürworter einer liberaleren Cannabispolitik könnte dies der Silberstreifen am Horizont sein, denn die derzeit mit Koalitionsverhandlungen beschäftigten Parteien vertreten allesamt die Einstellung, dass die Verbotspolitik gescheitert ist und dass neue Wege beschritten werden sollen. Schon im letzten Bundestag gab es eigentlich mehr Abgeordnete, die einer Legalisierung zugetan waren, da die SPD jedoch als Juniorpartner in der Großen Koalition mit CDU/CSU gefangen war, waren die Aussichten auf eine Reform gleich null.
Doch nicht nur im Parlament ändern sich die Mehrheitsverhältnisse. Entsprechend jüngsten Umfrageergebnissen stimmt nun auch eine Mehrheit der Bevölkerung der Legalisierung von Cannabis zu.
Trotz hauchdünner Mehrheit zeigt sich Trend für Liberalisierung
Da auch repräsentative Umfragen stets Schwankungen unterliegen und keine hundertprozentige Genauigkeit garantiert werden kann, weist Infratest Dimap darauf hin, dass die aktuellen Zahlen nicht zwingend eine absolute Mehrheit darstellen können. 49 Prozent stimmen der Legalisierung von Cannabis zu, 46 Prozent eher nicht, 5 Prozent hatten sich enthalten oder wollten keine Angabe machen. Erst ab einer Zustimmung von mehr als 50 Prozent kann man von der absoluten Mehrheit sprechen. Im Vergleich zu den letzten Jahren aber zeichnet sich ab, dass die Zahl der Befürworter zunimmt, während Skepsis und Ablehnung in der Bevölkerung allmählich schwinden. Bei der ersten vom DHV in Auftrag gegebenen Umfrage hatten sich nur 30 Prozent der Befragten für die Liberalisierung ausgesprochen.
Die Formulierung der Frage beeinflusst die Antworten der Bürger
Wie sich im Vergleich zwischen verschiedenen Umfragen herausgestellt hatte, hängen die Ergebnisse unter anderem auch davon ab, wie die Frage formuliert ist und wie viele Antwortmöglichkeiten den Menschen gegeben werden. So zeigte sich zum Beispiel, dass eine Umfrage, die nur die Legalisierung von Cannabis als Genussmittel thematisiert und nach einem Ja oder Nein fragt, im Ergebnis eher für die Liberalisierung spricht als eine solche, die als dritte Antwort ermöglicht, sich nur für die Legalität von Cannabis als Medizin auszusprechen.
Gerade konservativere Bürger, die sich wenig mit dem Thema beschäftigen, neigen im letzteren Fall dazu, den vermeintlichen Mittelweg zu wählen und sich nur für die Legalität von Medizinalcannabis zu entscheiden. Bei Infratest Dimap Umfrage hat der DHV um eine möglichst neutrale Formulierung bemüht, damit das Ergebnis auch maximale Aussagekraft besitzt.
Die Frage lautete also konkret:
Über den gesetzlichen Umgang mit Hanf, auch bekannt als Cannabis oder Marihuana, wird international diskutiert. In Deutschland gibt es bislang ein strenges Verbot. In Kanada sowie demnächst neunzehn Bundesstaaten der USA können dagegen volljährige Personen Cannabis legal erwerben und teilweise ist auch gestattet, für den Eigenbedarf anzubauen. Stimmen Sie folgender Aussage hierzu eher zu oder eher nicht zu?
„Cannabis sollte für Volljährige legal und reguliert erhältlich sein, zum Beispiel über Fachgeschäfte wie in Kanada oder den USA.“
Da in der Vergangenheit sogar Drogenbeauftragte und politische Entscheidungsträger die Infratest Dimap Umfragen ihrer Argumentation gegen eine Cannabis Legalisierung zugrunde gelegt hatten als die Legalisierungsgegner in der Bevölkerung noch in der Mehrheit waren, müssten sie die aktuellen Ergebnisse nun eigentlich auch in Debatten berücksichtigen und respektieren.
Auch wenn die Mehrheit nur hauchdünn ist, so ist dennoch klar: Die Ablehnung von liberalen politischen Reformen findet in Deutschland nun keine Mehrheit mehr.