In Anbetracht internationaler Entwicklungen sollte es kaum wundern, dass im deutschsprachigen Raum weit mehr Teilnehmer zu den vielen GMM Veranstaltungen kamen und mitmachten. Der Global Marijuana March sollte am ersten Samstag im Mai stattfinden, genaue Vorgaben gibt es nicht und somit fanden nicht nur am 2. und 09. Mai einige GMMs statt. Berlin war wie im Vorjahr etwas später dran, dieses Jahr am 16. Mai. Berlin ist das deutsche Hanfaktivistenzentrum und da viele für diese Stadt weit anreisen, bietet sich diese Strategie an.
Global Marijuana March wird populärer
Dennoch kamen „nur“ rund 500 Teilnehmer, großen Reiseaufwand nehmen eher die Szeneaktivisten in Kauf und hier braucht es weit mehr aktive Mitstreiter. Kleinere GMMs wie in Siegen hatten unter 100 Teilnehmer, die größeren deutschen Events kamen auf über 500 Demonstranten und somit gab es trotz Bahnstreik mit geschätzten 7.000 Teilnehmern einen enormen Teilnehmerzuwachs zum Vorjahr. Dieses ist auch Black Leaf als Sponsor vom DHV zu verdanken, da der Deutsche Hanfverband mit diesem Geld einige der Veranstaltungen finanziell unterstützen konnte. Vermutlich weit über 20 GMM Veranstaltungen gab es in Deutschland. Es sind dem DHV nicht alle bekannt sowie es reicht, als Einzelperson Flyer zu verteilen, damit es eine GMM Aktion ist. Es gibt keine strikten Regeln und somit sind es vielleicht auch hunderte GMMs in Deutschland gewesen?
Der Hanfwandertag in Wien
In Deutschland ist der GMM vielleicht weniger publik, da wir die Hanfparade haben. In Wien hingegen nimmt der Hanfwandertag den Stellenwert der größten Hanfdemo ein, regelmäßig sogar als größte Hanfdemo des Jahres im deutschsprachigen Raum. Zum einen hat sich ein festes Team gebildet, welches Erfahrungswerte hat und viel Energie in das Projekt einbringt. Zum anderen erhält man mit tausenden Besuchern weit mehr Sponsorenunterstützung.
Wenn zudem noch Szenegrößen wie Hans Sölner zugegen sind und für gute Musik sorgen, dann kommen noch mehr Leute.
Im Vorjahr waren vermutlich 5.000 Besucher zugegen, für 2015 hofften die Veranstalter auf 10.000 Demonstranten, die Polizei sprach von 12.000 Teilnehmern. Damit ist der Hanfwandertag 2015 in Wien größer als viele vergangene Hanfparaden, das Jahr 2015 ist jedoch noch nicht um und am 08.08.2015 geht es gegen 13 Uhr am Berliner Hauptbahnhof los.
Auf die 12.000 Demoteilnehmer kamen gerade einmal 300 Polizisten und somit konnte ungezwungen gefeiert werden. Mit mehreren Paradewagen und vielen Rednern und Musikern wurde es gewiss niemandem langweilig. Geschätzte 7.000 + 12.000 Teilnehmer an deutschsprachigen GMMs summieren sich auf ca. 20.000 Demoteilnehmer, das ist bereits eine medienwirksame Hausnummer!
Das Highlight in Deutschland
Bei duzenden deutschen GMM Veranstaltungen wird es viele Höhepunkte gegeben haben, ein medienwirksames Highlight ereignete sich jedoch in Köln: Der grüne Bezirksbürgermeister Köln Mitte war „Schirmherr“ vom GMM Köln: Andreas Hupke war mit dabei als Demoteilnehmer und Redner.
Einige Mainstream Zeitungen berichteten von Polizisten mit fest zugedrückten Augen und Demoteilnehmern, die ihre Augen kaum noch auf bekamen. Dass die Polizei sich zurückhält, wenn der amtierende Bürgermeister der Innenstadt Köln und somit viele Medien zugegen sind, erklärt sich von selber: Kaum einer würde heute noch repressive Polizeieinsätze gegen erwachsene Konsumenten gutheißen, solche Bilder will die Polizei deswegen nicht in Massen provozieren. Dass die Demoteilnehmer die Augen kaum noch aufbekamen in der Annahme, sie wären übermäßig bekifft, wäre jedoch übertrieben.
Gekifft wurde natürlich nicht nur in Köln, aber Problemkonsum geht doch eher auf Demoteilnehmer zurück, die nicht kiffen wollen oder nichts zu Kiffen haben und sich mit reichlich Alkohol „substituieren“. Das ist leider kein schönes Bild und auch keine gute Idee.
Leider darf auf deutschen Hanfdemos nicht ohne Ausnahmegenehmigung gekifft werden, dieses wird in der Regel durch die Veranstalter erklärt!
Andreas Hupke ist nicht grundlos bei dem GMM in Köln zugegen gewesen. Parteiübergreifend wurden SPD und CDU durch die Grünen, die Linke, der FDP, den Piraten und „Deine Freunde“ überstimmt und somit wird der Stadtrat von Köln Innenstadt prüfen, wie ein Antrag für eine Ausnahmegenehmigung für einen Cannabis Social Club an die BfArM gestellt werden kann, um dieses anschließend zu machen.
Durch die durchaus positiven Entwicklungen in den USA und auch vielen anderen Ländern in Bezug zu Cannabis wird dieses Thema selbst für Spitzenpolitiker salonfähig – sie zeigen sich öffentlich, um damit Wähler zu fangen.
Bleibt zu hoffen, dass mit den gewonnenen Wählern auch mal die richtige Politik gemacht wird!
GMM Dortmund
Aus Münster haben wir den GMM Dortmund mit ein paar aktiven Personen besucht, der dieses Jahr zum dritten Mal stattfand. Letztes Jahr waren es bereits ca. 300 Teilnehmer und dieses Jahr kamen ca. 500 Demonstranten trotz Bahnstreik. Dieses Wachstum zeichnet sich aufgrund der Stimmung fast überall im Land ab. In Dortmund wird der GMM durch die Piraten, den Hammf.ev und durch die Grüne Jugend veranstaltet. Wir sammelten uns etwas hinter der Katharinentreppe gegenüber vom Hauptbahnhof, liefen eine gute Strecke durch die Stadt und erreichten schließlich den Westpark. Während dem Marsch wurden wir durch den Beschallungswagen mit Musik unterhalten, im Westpark war eine Bühne aufgebaut und die Herbpirates spielten sowie einige Redner das Mikro in die Hand nahmen. Die Partei war zugegen und gab allem den letzten Schliff. Maßgeblich mitwirkend ist die Dortmunder Piratenvorsitzende Nadja Reigel.
Wer sich die GMM Veranstaltungen ansieht, findet die Erfolge bei eingespielten Teams oder dort, wo Vereine, politische Parteien und Sponsoren alles unterstützen.
Wer einen GMM veranstalten möchte, sollte in diesen Reihen und beim DHV oder ÖHV Unterstützung suchen!
Polizeischikanen?
Wo bleibt denn die Signalwirkung, wenn erwachsene Kiffer beim demonstrieren einen Joint rauchen und nicht mit Recht und Ordnung konfrontiert werden?
Aus der Vergangenheit sind uns noch GMMs in Erinnerung, deren 200 Teilnehmer nach rechtswidrigen Vorkontrollen mit gefühlten 300 Beamten eskortiert wurden. Diese liefen mit mehreren Einsatzwagen vor und hinter dem Demozug und mit einer Reihe links und rechts daneben mit. Diese Zustände und Personenkontrollen aller Art zu fotografieren und die Bilder (ohne die Gesichter der Personen und Beamten) publik zu machen, ist die richtige Strategie, die dazu führt, der Gesellschaft die Augen zu öffnen.
Derartige Bilder der Schikane erwachsener Konsumenten wollen selbst Normalbürger nicht mehr sehen und die Polizei spürt immer deutlicher, wie sie ihr eigenes Image schädigt. Diese Bilder werden seltener und dem DHV scheinen für den GMM 2015 lediglich aus Frankfurt, Stuttgart und Kempten störende Polizeimaßnahmen bekannt zu sein. Auch in Dortmund hielten sich die Beamten zurück und prüften nicht den Inhalt der Hosentaschen oder der Zigaretten. Am deutlichsten ist es doch am Hanfwandertag Wien: 300 Beamte auf 12.000 Teilnehmer:
Wen wollen die denn kontrollieren? Kommt zu Tausenden und die Repression nimmt nicht nur auf den Demozügen ab!