Eine Gesetzeslücke für die Regulierung von Anbau und Verkauf von Hanfpflanzen ermöglicht den Verkauf CBD-haltiger Cannabissorten mit einem niedrigen THC-Gehalt. Trotzdem wird Rom vermutlich kein neues Ziel für Cannabistouristen.
„Cannabis Light“, so nennen sich die verkauften Cannabisprodukte mit einem hohen Anteil des nicht psychoaktiv wirkenden Cannabinoids Cannabidiol (CBD). Und das Geschäft mit den Light-Produkten boomt. Die italienische Firma Easy Joint macht mit dem Verkauf nach eigenen Angaben einen Umsatz von mehr als 2 Millionen Euro. Cannabis mit einem hohen THC-Gehalt gilt in Italien als illegal.
Gesetzeslücke als Anstoß
Das Unternehmen selbst verstehe sich eher als institutionelle Provokation, stellt der Gründer von Easy Joint, Luca Marola, fest. Die Idee für den Verkauf von CBD-Gras kam Marola durch eine Gesetzesänderung im Jahr 2016. Dort wurde Anbau und Verkauf der Jahrtausende alten Nutzpflanze geregelt. Erlaubt sind Sorten mit einem sehr geringen THC-Gehalt.
In dem erlassenen Gesetz über Nutzhanf steht allerdings nichts über die Blüten der Pflanze. Marola nahm also an, der Verkauf von Hanfblüten sei erlaubt und gründete das Unternehmen Easy Joint. Seit der Gründung vertreibt Easy Joint rund 80 % der in Italien verkauften CBD-Blüten. Hinzu kommen zahlreiche Geschäfte im ganzen Land, in denen verschiedene CBD-haltige Cannabissorten und Produkte mit einem bestimmten CBD-Gehalt gekauft werden können.
Dass Cannabis in Italien beliebt ist, zeigen die im Mai veröffentlichten Zahlen der EU-Drogenaufsichtsbehörde. Demzufolge haben etwa 33 % der Italiener mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert. Das Interesse an der Pflanze scheint über THC-haltiges Gras hinauszugehen.
Unklare rechtliche Situation
Im Gegensatz zu THC wirkt CBD nicht psychoaktiv – Cannabidiol ist für seine therapeutischen Eigenschaften bekannt. Das Cannabinoid wirkt entspannend, entzündungshemmend sowie schmerzlindernd und für viele Konsumenten ist CBD im Rahmen einer bewussten Ernährung ein wertvolles Nahrungsergänzungsmittel.
Der Haken dabei: Beim Öffnen der legal gekauften Packung einer CBD-Sorte, verstößt man gegen das Gesetz, denn die Produkte dürfen nur für Forschung und Entwicklung, technische Nutzung oder Sammlung genutzt werden.
Dem Boom um die CBD-Produkte scheint dies allerdings nichts anhaben zu können. Die Geschäfte laufen hervorragend und auch Touristen besuchen die „Cannabis Light“- Läden in Rom. Doch die unklare rechtliche Situation sowie der fehlende Rausch von CBD-haltigen Cannabisblüten werden aus Rom wahrscheinlich kein neues Amsterdam machen.
Familienminister Lorenzo Fontana setzt sich zum Beispiel für einen strengeren Umgang mit Cannabisprodukten jeglicher Art ein. Der rechtspopulistische Politiker, den nach eigenen Angaben auch ein gerauchter Joint nicht überzeugen konnte, hält eine Legalisierung für den falschen Weg. In der Politik gibt es aber auch Befürworter. Die Kriminalisierung sei sinnlos, da Cannabis so alltäglich wie Alkohol oder Tabak geworden sei, argumentieren Unterstützer.
Gelegentlich kommt es auch zu Razzien in den CBD-Shops. Eine bizarre Situation, wie Unternehmer und Aktivist Marola findet. Trotzdem befürwortet er die Aufmerksamkeit, die Cannabis dadurch zuteilwird.