Der italienisch/holländische Hersteller Enecta hat eine Cannabissorte entwickelt, die reich an dem Cannabinoid Cannabigerol ist. Diese auf den Namen Enectarol getaufte Varietät hat es nun in den EU-Katalog der eingetragenen Pflanzensorten geschafft, was einen Meilenstein für den Produzenten darstellt. Enectarol ist die erste speziell auf einen hohen Cannabinoidgehalt gezüchtete Sorte, die auf der offiziellen Liste erscheint.
Fünf Jahre Entwicklung
Die neue Sorte, die den bislang eher auf Faser- und Samenproduktion konzentrierten EU-Katalog nun um eine cannabinoidlastige Cannabisvarietät erweitert, wurde vom Hersteller im Zeitraum von fünf Jahren entwickelt, erklärt Jacopo Paolini, der Gründer von Enecta. „In Europa fehlt es an echten Hanfsorten für Cannabinoide, da die meisten Sorten im Katalog Ableger von Fasersorten sind“, so Paolini. Neue Genetiken entwickelten sich für die Industrie in einem unglaublichen Tempo, aber der gemeinsame EU-Katalog spiegelte diese Entwicklung bislang nicht wider. Der Mangel an neuen Sorten wäre daher ein schmerzhafter Faktor für die europäische Hanfindustrie, sagt der Gründer.
Cannabigerol besitzt therapeutische Effekte
CBG soll bei Einnahme ein vielversprechendes Therapeutikum für Krankheiten wie Glaukom, entzündliche Darmerkrankungen und die Huntington-Krankheit darstellen und wurde in einigen Fällen dafür verantwortlich gemacht, Tumorwachstum hemmen zu können. Weitere Studien belegen, dass es Bakterien abtöten kann und die Entwicklung der Knochen im Körper fördert. Letztes Jahr hat die Europäische Kommission CBG in die EU-Datenbank für kosmetische Inhaltsstoffe aufgenommen und damit bestätigt, dass die chemische Verbindung für die Verwendung in Gesundheits- und Schönheitsprodukten als sicher gewertet werden kann. Cannabigerol wirkt auf die CB1- und CB2-Endocannabinoidrezeptoren auf der Haut und wird insgesamt als entzündungshemmend eingestuft. Es soll dazu antibakterielle und antioxidative Eigenschaften besitzen, die dabei helfen, eine gesunde Hautfunktion aufrechtzuerhalten. Untersuchungen an der neuen Varietät von Enecta haben einen CBG-Wert von 5,5 Prozent bei einem THC-Gehalt von unter 0,1 Prozent zum Vorschein gebracht, was somit unter der Hälfte des derzeit geforderten Grenzwertes liegt.
Sicherheit für Hanfbauern
Um in den EU-Pflanzenkatalog aufgenommen zu werden, müssen neue Varietäten eine Reihe von Tests bestehen. Enectarol musste auch beweisen, dass einheitliche und stabile Pflanzen hervorgebracht werden können, die den Hanfbauern Sicherheiten garantieren. Für die Landwirte ist der Anbau von zugelassenen Sorten dabei aber nicht nur eine Garantie für die Qualität der Pflanzen, sondern stellt auch eine Voraussetzung für den Erhalt von EU-Direktbeihilfen im landwirtschaftlichen Bereich dar. In derartigen Standards sieht der Gründer von Enecta einen wichtigen Faktor, der in der Hanfindustrie bislang etwas zu kurz gekommen sei.
Für Jacopo Paolini sind solche Zertifizierungen notwendig, um Transparenz auch in diesem Sektor gewährleisten zu können. Derzeit fehle dies noch in vielen Ebenen der Hanflieferkette. Es sei kein Geheimnis, dass es für Verbraucher und Züchter immer noch schwierig wäre, herauszufinden, was man wirklich kaufe oder anbaue, so Paolini. Es wäre aber entscheidend, falls man unter anderem eine Sorte mit hohem CBD-Gehalt anpflanzen würde und die Pflanzen dann aber aufgrund mangelnder genetischer Stabilität nicht das produzieren, was man sich erhofft habe. Man benötige daher solche Hanfsamen einer neuen Generation, um die CBD-Industrie umkrempeln zu können.
Enecta verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Hanf- und CBD-Industrie und arbeitet seither mit führenden Forschern wie der niederländischen Giesen Research Group oder dem Berliner Unternehmen Becanex zusammen. Enecta hat aktuell auch noch die Cannabisvarietät Enectaliana entwickelt, eine Sorte mit hohem CBD-Gehalt, die das Unternehmen ebenfalls beim EU-Pflanzenkatalog eingereicht hat und von der es erwartet, dass sie in den kommenden Monaten zugelassen wird. Diese Sorte soll bis zu 10 Prozent CBD bei weniger als 0,2 Prozent THC produzieren können.